Ausgefeiltes Energiekonzept

Architektenhaus erreicht KfW-55 Standard

Energie Architektur
Voraussetzung für einausgefeiltes energetisches Konzept: Die guten bauphysikalischen Eigenschaften der massiven Gebäudehülle, die aus einem monolithischen Mauerwerk aus 36,5 cm dicken Ytong Steinen mit einem Lambdawert von 0,07 W/(m²K) besteht. Foto: Ytong

RAVENSBURG (ABZ). - Auf einem von der Zufahrtsstrasse hin ins Gelände um ein Geschoss abfallenden Grundstück in idealer Südlage realisierte das Ravensburger Architekturbüro Morent Lutz Winterkorn (mlw architekten) für eine 4-köpfige Familie ein zweistöckiges Gebäude mit flachem Dachgeschoss. Durch die geschickte Ausnutzung der Hangsituation gelang es den Architekten dabei, ein optimales Konzept zu realisieren und trotzdem die engen Vorgaben des Bebauungsplanes einzuhalten. Mit einem entsprechenden Energiekonzept und Wänden aus hochwärmedämmenden Ytong-Steinen, entspricht das Haus dem KfW-55 Standard, ohne dass ein zusätzliches Wärmedämmverbundsystem (WDVS) aufgebracht werden musste.

Für den Bau des Hauses stand den Architekten ein Grundstück zur Verfügung, das zwar mit reichlich Vorzügen ausgestattet war, durch seine teilweise Hanglage jedoch auch eine besondere konzeptionelle Herausforderung war. Mit dem Entwurf eines zweigeschossigen Gebäudes mit Dachgeschoss, gelang es den Planern, diese Herausforderung zu meistern und gleichzeitig das vorhandene Gelände bestmöglich auszunutzen.

Entsprechend den Vorgaben des Bebauungsplans präsentiert sich das Gebäude auf seiner Nordseite als langgestreckter monolithischer eingeschossiger Baukörper mit einem optisch durch eine Holzfassade getrennten und flach geneigten Dach. Auf der West- bzw. Ostseite sind eine Doppelgarage sowie eine große, teilweise umlaufende Terrasse angeordnet. Mit geräumigem, durchgehendem Küche- Wohn- Essbereich ist das Erdgeschoss eindeutig als Wohnbereich definiert. Nur wenige, sparsam gesetzte Wände trennen kleinere Funktionsräume ab. Eine in sich abgeschlossene, etwa 80 m² große Einliegerwohnung mit zwei Zimmern, Bad und Küche wird derzeit von der Familie als Büro genutzt, kann jedoch jederzeit flexibel – etwa zur Pflege eines Angehörigen – an die veränderte Lebenssituation angepasst werden. "Der gesamte Bereich," erklärt Projektarchitekt Andreas Heine vom Architekturbüro mlw architekten, "ist barrierefrei geplant." Lufträume im Wohn- und Essbereich geben teilweise den Blick ins Dachgeschoss frei, wo die Hausherrin ihr Büro hat und zusätzlich ein Gästezimmer mit Bad vorgesehen ist.

Im Hanggeschoss sind die privaten Räume der Familie untergebracht. Hier residieren die beiden Kinder – jedes mit eigenem Bad neben dem Elternschlafzimmer, das ebenfalls über einen großen Wellness- und Ankleidebereich verfügt. Ein Keller bietet reichlich Stauraum für Dinge, die nicht so häufig benötigt werden. Rund 370 m² Wohnfläche hat das Gebäude insgesamt. Insgesamt verfügt das Gebäude über eine Netto-Grundfläche von etwa 480 m².

Während sich das Haus nach Norden zur Straße hin mit nur wenigen schmalen Fenstern relativ geschlossen präsentiert, werden die Ost- und Südseite von einer rund 5,5 m hohen Fensterfront dominiert, die die gesamte Höhe des Hang- und Erdgeschosses einnimmt. Lichtdurchflutete Räume unterstützen so den großzügigen Raumeindruck und integrieren gleichzeitig die Natur durch den ungehinderten Blick über die weite und unverbaubare Landschaft des südlichen Oberschwabens.

Nicht nur ein anspruchsvolles Wohnkonzept wurde von den Planern umgesetzt, sondern in Zusammenarbeit mit den Fachingenieuren (Ingenierbüro Witschard- Heizung und Lüftung- und Planungsbüro Roth- Elektro) gelang es auch, ein durchdachtes energetisches Konzept für die umweltfreundliche und ressourcenschonende Beheizung, Kühlung und Belüftung des Gebäudes zu entwickeln. Eine auf Grundwassernutzung basierende Haustechnik produziert in Kombination mit dachflächenintegrierten Photovoltaik-Anlagen die Energie, die das Haus benötigt und sorgt für weitgehende energetische Unabhängigkeit.

Eine Grundlage des ausgefeilten energetischen Konzeptes bilden die bauphysikalischen Eigenschaften der massiven Gebäudehülle. Sie besteht aus einem monolithischen Mauerwerk aus 36,5 cm dicken Ytong Steinen mit einem Lambdawert von 0,07 W/(m²K). Der neu entwickelte Ytong Stein bietet einen der besten Dämmwerte für Massivbaustoffe. Damit entsprechen – wie im vorliegenden Fall – schon 36,5 cm dicke einschalige Wandkonstruktionen dem Energiestandard eines KfW-Effizienzhaus 55. Bei Wandstärken von 48 cm wird ein passivhaustauglicher U-Wert der Außenwände von 0,14 W/(m²K) erreicht. Mit Porenbeton-Mauerwerk kann also auch ohne zusätzliche Dämmstoffe der derzeit höchste von der KfW geförderte Standard erstellt werden. "Prinzipiell," erläutert Projektarchitekt Andreas Heine das Konzept, "planen wir wenn möglich mit monolithisch, einschaligem Ytong Mauerwerk und möglichst ohne Wärmedämmverbundsysteme auf Polystyrolbasis, Nichtmineralische Wärmedämmverbundsysteme sind grundsätzlich empfindlich." Mit wenigen Ausnahmen, so der Planer, seien ohnehin die meisten im Markt verfügbaren WDVS ökologisch bedenklich.

Die Gesamtkonstruktion profitiert davon, dass der verwendete Baustoff in alle Richtungen die gleichen thermischen Eigenschaften besitzt. Das ermöglicht die Planung und Realisierung von Gebäuden mit minimierten Wärmebrücken. Ytong bietet darüber hinaus den Vorteil, dass die Einzelkomponenten des Bausystems genau aufeinander abgestimmt sind. Durchdachte Anschlussdetails minimieren Wärmebrücken und reduzieren so den Heizenergiebedarf zusätzlich. Neben der hervorragenden Wärmedämmung durch die hohe Porosität von Porenbeton bietet der nicht brennbare ökologische Baustoff guten Schall- und Feuerschutz. Das offenporige Material speichert im Winter Wärme, hält im Sommer angenehm kühl und sorgt so für ein ganzjährig ausgeglichenes Raumklima, dass den Bewohnern das so wichtige Gefühl von Behaglichkeit vermittelt.

Auch in anderer Hinsicht zeigte der Baustoff Vorteile: "Dank der guten Verarbeitungseigenschaften von Porenbeton," lobt Heine, "konnten wir speziell die klare und moderne Formensprache dieses kompakten Baukörpers aus Porenbeton mit optisch abgelöstem Dach besonders gut realisieren." Durch das relativ geringe Gewicht und die seitlichen Grifftaschen sind die Steine handlich und können zügig und zeitoptimiert versetzt werden. So entsteht ein hochwertiges Mauerwerk ohne Wärmebrücken mit sehr ebener, glatter Oberfläche, das abschließend nur noch verputzt werden muss.

Mit einem Mauerwerk aus hochwärmedämmenden Ytong Steinen mit einem Lambdawert von 0,07 W/(m²K) ist es Ravensburger Architekten Morent Lutz Winterkorn (mlw architekten) gelungen, ein KfW-Effizienzhaus 55 zu realisieren, das individuell auf die Vorstellungen der Baufamilie abgestimmt ist. Das ebenso ausgefallene wie großzügige Konzept kam auf Grund der hohen Wärmedämmung der Ytong Steine ohne ergänzenden Vollwärmeschutz aus und erwies sich damit als außerordentlich wirtschaftlich. Denn sowohl die Kosten für die Einbringung zusätzlicher Dämmung als auch spätere Folgekosten für die Pflege und Instandhaltung von Wärmedämmverbundsystemen müssen nicht mit einkalkuliert werden.

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