Am Niederrhein
Bahn startet 80-wöchigen Bau-Marathon
Die Bahn beginnt am Niederrhein mit der entscheidenden Phase eines riesigen Bauprojekts: 80 Wochen lang wird die Strecke von Oberhausen im Ruhrgebiet über Emmerich bis in die Niederlande gar nicht oder nur eingeschränkt befahrbar sein. Das betrifft Pendler, aber auch den Fernverkehr und die Industrie entlang der Strecke. Der rund 73 Kilometer lange Abschnitt gehört zum europäischen Güterverkehrskorridor vom Nordseehafen Rotterdam bis nach Genua am Mittelmeer - einem Prestigeprojekt der europäischen Verkehrspolitik.
In den kommenden drei Wochen bis zum 24. November wird die Strecke für alle Züge komplett gesperrt. Pendler im Nahverkehr müssen auf Ersatzbusse umsteigen. Auswirkungen haben die Bauarbeiten auf Züge der Linien RE5, RE8, RE13, RE19, RE44 und RE49. Fernzüge zwischen Köln und den Niederlanden werden umgeleitet und brauchen dadurch länger. Unternehmen in der Region können ihre Logistik in dieser Zeit nicht über Güterzüge abwickeln. Anschließend wird die Strecke für einige Wochen zumindest eingleisig befahrbar sein - bis zur nächsten Vollsperrung.
„Was wir in der Bauphase ab November hier vorhaben, ist in der Geschichte des Ausbauprojekts einmalig”, sagt Bahn-Projektleiter Stefan Ventzke. Die Region stelle das Bauvorhaben vor große Herausforderungen, betont der Weseler Landrat Ingo Brohl (CDU). „Die Auswirkungen auf die Wirtschaft sowie auf tausende Pendlerinnen und Pendler in unserer Region werden massiv sein.” Von der Bahn fordert er, sicherzustellen, dass der Ersatzverkehr mit Bussen reibungslos läuft.
Im Zentrum der 80-wöchigen Bauphase steht die Überquerung des Wesel-Datteln-Kanals. Die bestehende Bahnbrücke über die wichtige Wasserstraße soll nicht nur breiter, sondern auch 1,5 Meter höher werden, damit die immer größeren Schiffe darunter durchpassen. Weil schwere Güterzüge nicht mit starken Steigungen klarkommen, müssen die Gleise auf insgesamt drei Kilometern Länge zwischen Voerde und Wesel auf das neue Höhenniveau angepasst werden.