BAU ONLINE 2021
Digitale Variante ebnet Weg für Präsenzmesse 2023
von: Julia GräßlerMünchen. – Vor Kurzem fand die BAU ONLINE 2021 statt. Pandemiebedingt wurde die Fachmesse für Architektur, Materialien und Systeme in diesem Jahr in den digitalen Raum verlegt. Vom 13. bis 15. Januar konnten sich Interessierte an Online-Messeständen der Hersteller über neue Produkte und innovative Software-Lösungen für die Baubranche informieren. Das Fazit von Veranstalter- und Ausstellerseite ist überwiegend positiv. Vereinzelte kritische Stimmen zeigen jedoch, dass der digitale Notbehelf durchaus noch Verbesserungspotenzial aufweist.Nach Aussage der Organisatoren habe sich das Angebot der BAU ONLINE als wichtiger Ankerpunkt für die Baubranche in bewegter Zeit erwiesen. 247 Aussteller haben digitale Live-Präsentationen und 1:1-Gespräche zu neuen Produkten und Systemlösungen angeboten, zu denen sich Interessierte von zu Hause aus zuschalten konnten. Parallel beleuchtete ein Online-Konferenzprogramm die Themen "Digitalisierung", "Herausforderung Klimawandel", "Ressourcen und Recycling", "Wohnen der Zukunft" und die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf Architektur und Bauwirtschaft.
Veranstalter sind zufrieden
"Die starke Beteiligung an der BAU ONLINE zeigt, wie wertvoll unser Messenetzwerk für die Baubranche ist", erklärte Dr. Reinhard Pfeiffer, Stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe München. "Wir haben unseren Kunden und Partnern eine Brücke zur BAU 2023 geboten – zu der bereits nahezu alle namhaften Aussteller ihre Messebeteiligung angekündigt haben."Die BAU ONLINE hat "die Baubranche in beeindruckender Weise aktiviert", war Dieter Schäfer, Fachbeiratsvorsitzender der BAU München und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Steinzeug Cremer & Breuer AG, überzeugt. "Das digitale B2B-Networking leistet einen entscheidenden Beitrag, das Geschäft in dieser herausfordernden Zeit am Laufen zu halten. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass die BAU ONLINE die Präsenzmesse BAU nicht ersetzen kann", fügte er hinzu.Dass das Online-Format allen Widrigkeiten trotzt, habe sich in den Zahlen der Messe widergespiegelt: 247 Aussteller aus 29 Ländern haben sich an der digitalen Messe beteiligt. 1495 Live-Präsentationen und 4316 1:1-Gespräche seien zustande gekommen, so das Resümee der Verantwortlichen. Während der drei Tage schalteten sich 38 325 Teilnehmende aus 138 Ländern zu. Die Plattform habe während dieser Zeit 218 756 Zugriffe verzeichnet. Das Konferenzprogramm umfasste 31 Foren, in denen rund 150 Expertinnen und Experten Einblicke in wichtige Themen der Branche gegeben haben. Die Live-Streams der BAU-ONLINE-Plattform wurden für drei Zeitzonen (Europa/Berlin, USA/New York und Asien/Shanghai) ausgestrahlt.Aussteller halten an BAU fest
"Für uns ist und bleibt die BAU eine feste Größe in unserem Kalender", betonte Dr. Georg Spranger, Leiter Marketing bei der Schüco International KG. "Das neue Format kam sehr gut bei uns und unseren Gästen an."Volker Höschele, Country Business Director bei Bosch Professional Deutschland, meinte: "Die BAU ONLINE bot uns die Möglichkeit, auch in Zeiten des Abstands die Kommunikation und den Austausch mit unseren Händlern und Usern zu pflegen und unsere Produktneuheiten und Innovationen vorzustellen." Er betonte: "Das ist für uns enorm wichtig. Unser Dank gilt der Messe München, die ein solches Format ermöglicht hat."Dass die BAU das Beste aus der Situation herausgeholt hat, davon war Stefan Fischbach, Vorsitzender der Geschäftsführung der Assa Abloy Sicherheitstechnik, überzeugt. "Besonders die Live-Präsentationen kamen bei unseren Kunden sehr gut an. Die virtuellen Vorträge können aber das persönliche Gespräch nicht ersetzen und wir freuen uns darauf, 2023 Kunden und Partner wieder in München zu treffen", resümierte der Experte. Auch die Verantwortlichen von BT innovation und von der BRZ Deutschland GmbH blicken positiv auf das digitale Messegeschehen zurück: "Wir sind froh, dass wir es gewagt haben!", teilte BT innovation auf Anfrage der ABZ mit. "Unser Team hat an der virtuellen Messe teilgenommen und viele wertvolle Erfahrungen gesammelt." Durch das neue Format mit den Live-Präsentationen konnte BT innovation einen größeren Kreis von Zuschauern ansprechen. Auch die Ansprechpartner von BRZ schließen sich dieser positiven Bewertung an, stellen jedoch klar heraus, dass der persönliche Austausch infolge der Corona-Situation fehle. Auch merkte die Firma an, dass die Orientierung im Begleitprogramm nicht immer leicht gefallen sei. Zu einer ähnlichen Einschätzung kam die PCI Gruppe.Noch Luft nach oben
Auch die Verantwortlichen der RIB Deutschland GmbH gaben auf Nachfrage der ABZ ein Statement ab und bewerteten die BAU ONLINE als gutes digitales Messeformat. Die digitale BAU sei besser verlaufen als vorherige Online-Messen. Besonders positiv sei aufgefallen, dass die Besucher die Online-Präsentationen gut angenommen haben.ABZ-Stellenmarkt
Die Verantwortlichen merkten jedoch an, dass die 1:1-Gesprächstermine zukünftig für mehrere Teilnehmende zugelassen werden könnten. So könnten die Aussteller zwischen verschiedenen Gesprächspartnern auswählen und vorerst abgelehnten Interessierten einen späteren Folgetermin anbieten. Gefragt nach der Gesamteinschätzung zum diesjährigen Format der BAU ONLINE gab RIB an, dass digitale Messeformate zwar bequem für die Besucher seien, dass allerdings oftmals kein tiefergehender Dialog zustande gekommen sei. Vielmehr habe sich der Austausch auf kurze Fragen und Antworten beschränkt. Die dafür gedachten 1:1-Formate seien nur teilweise angenommen worden. RIB vermutet, dass hier auch die "Online-Hemmschwelle" eine Rolle spiele. Betrachtet man die BAU ONLINE als Informations- und Präsentationsplattform, hat sie sehr gut abgeschnitten, sind sich die RIB-Verantwortlichen einig. Zur Lead-Generierung kann das Format aus Sicht des Ausstellers jedoch keine Präsenzmesse ersetzen.Doch es gab nicht nur positive Stimmen zur digitalen Version der BAU. Claudia Siegele, Redakteurin des Gebäude-Energieberaters (GEB) kommentierte unter dem Titel "BAU ONLINE – oder wie man's besser nicht machen sollte" (www.geb-info.de/nachrichten), dass das Messeformat trotz der "großspurigen Ankündigungen, die BAU sei auf gutem Kurs" eine "krachende bis katastrophale Landung auf der virtuellen Piste" hingelegt habe. Sie schilderte die Plattform als "lieblos gestaltete Homepage", auf der man für die drei Messetage sage und schreibe 5905 Veranstaltungstreffer finden konnte. Dem Server-Aufgebot der Messe München schrieb sie einen "keuchenden Atem" zu – möglicherweise sei eine zu hohe Auslastung der Grund dafür, dass nicht immer stabile Internetverbindungen aufrecht erhalten werden konnten.Ähnlich kritisch, wenngleich etwas zahmer, äußerte sich Ben Kron, freier Mitarbeiter für das baublatt (www.baublatt.ch), über die digitale Durchführung der BAU: "Die weltweit größte Baufachmesse fand dieses Jahr virusbedingt nur im Internet statt. Und erwies sich für den Besucher dort als noch unübersichtlicher als live vor Ort." Tatsächlich wurden Besucher und Interessierte enttäuscht, die mit einer Art virtuellem Rundgang, einem Avatar oder einer Maps-Funktion gerechnet haben – jegliche Form der peppigen Interaktion im Zuge des Messebesuches blieb aus. Die Veranstaltungen der BAU ONLINE 2021 hätten ihren Informationszweck erfüllt – das allerdings über eher konservative Kanäle.