Bauaussichten 2015

Projekte und Ausschreibungen der DB intensivieren

von: Michael Gilka, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen, Bonn
Bauwirtschaft

Die Konjunktur der deutschen Bauwirtschaft verlief im Jahr 2014 recht positiv. Dafür verantwortlich waren das - aus Sicht der Bauwirtschaft – insgesamt gute Wetter in 2014 und vor allem die zufriedenstellende Auftragslage im Wohnungsbau. In der ersten Jahreshälfte lag der bauwirtschaftliche Umsatz deutlich über dem vergleichbaren Vorjahreswert, sank in der zweiten Jahreshälfte zwar ab, blieb aber insgesamt noch erfreulich. Von dieser positiven Entwicklung profitierte auch die Beschäftigung: Im Jahresdurchschnitt waren in der Bauwirtschaft ca. 750.000 Mitarbeiter beschäftigt.Der Wohnungsbau war in 2014 der wichtigste Wachstumsträger, sowohl im Neu- als auch im Bestandsbau. Der Umsatz im Wohnungsbau betrug ca. 35 Mrd. Euro und hat damit inzwischen nahezu das gleiche Volumen erreicht wie der Wirtschaftsbau. Letzterer entwickelte sich zunächst kräftig, verlor dann aber an Dynamik. Dennoch kann der Wirtschaftsbau auf ein zufriedenstellendes Jahr zurückblicken, auch wenn erste Anzeichen für ein Auslaufen der positiven Entwicklung erkennbar sind.Der öffentliche Bau hat mit fast 28 Mrd. Euro Umsatz in 2014 im Vergleich zum Vorjahr etwas zugelegt, ist aber gleichwohl im Wesentlichen durch die Investitionszurückhaltung der Gebietskörperschaften gekennzeichnet. Der Zustand der Verkehrsinfrastruktur spricht diesbezüglich Bände.Für das Jahr 2015 darf mit einem Umsatz von über 100 Mrd. Euro (2014: 98 Mrd.) gerechnet werden. Wir gehen für 2015 von einem Zuwachs von 2,1 % aus, der vor allem von der weiterhin guten Entwicklung im Wohnungsbau, aber auch von einer sich abzeichnenden Dynamik im öffentlichen Bau, wie etwa durch den Neubau und die Sanierung öffentlicher Gebäude sowie durch zusätzliche Mittel des Bundes für den Erhalt/Ausbau der Infrastruktur, getragen wird. Die Anzahl der Beschäftigten dürfte 2015 auf dem bisherigen Niveau bleiben. Zunehmend größer wird allerdings das Problem für die Bauunternehmen, auf dem Arbeitsmarkt junge und geeignete Fachkräfte für die Bauwirtschaft zu gewinnen. Sorgenvoll betrachten viele im Bahnbau tätige Bauunternehmen auch die angekündigte Umorganisation der DB AG im Bereich der DB ProjektBau GmbH: Zum 1. Juli 2015 soll die Ersteller Verantwortung für Neu- und Ausbauprojekte sowie für das Bestandsnetz wieder auf die DB-eigenen Eisenbahninfrastrukturunternehmen übergehen. Die DB ProjektBau GmbH, in der seit 2003 die Kapazitäten für Planung, Projektmanagement und die Bauüberwachung gebündelt sind, soll mit ihren Mitarbeitern und Kompetenzen in die Eisenbahninfrastrukturunternehmen sowie in eine neue Gesellschaft überführt werden. Durch diese nicht unerhebliche Änderung der Organisationsstrukturen darf es nicht zu einem Stillstand im Projekthochlauf und bei laufenden Projekten und Ausschreibungen kommen, da doch erst gerade die LuFV II (Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung) mit deutlich mehr Mitteln für die kommenden fünf Jahre (+ 20 %) für den Ersatz, den Erhalt und die Modernisierung des Schienennetzes verabschiedet wurde. In diesem Zusammenhang haben die BVMB und andere Verbände den Vorstand der DB AG gebeten, sicherzustellen, dass es durch die DB-Umorganisation nicht zu Unterbrechungen der Liquiditätsversorgung von Unternehmen bei aktuell in der Umsetzung befindlichen Projekten kommen darf. Zugleich muss gewährleistet sein, dass die seit Beginn des Jahres 2014 neu entwickelten Prozesse zur beschleunigten Bearbeitung und Bezahlung von Nachträgen auch in den zukünftigen Organisationsstrukturen der DB AG implementiert und fortentwickelt werden.Ein anderes Problem mit besonders weitreichenden Konsequenzen für fast die gesamte Bauwirtschaft droht in 2015 immer größer zu werden: Der zunehmende Rückgang der Planungskapazitäten der öffentlichen Hand und die daraus resultierenden viel zu langen Planungsvorläufe. Verantwortlich für diese Misere ist maßgeblich der starke Personalabbau in den Bauverwaltungen, mit dem ein vermehrter Verlust der Bauherrenkompetenz der öffentlichen Hand einhergeht. Die Folgen sind sowohl für die Gebietskörperschaften als auch für die Bauwirtschaft fatal: Die Planungstiefe ist mangelhaft, es kommt zu schweren Fehlern bei öffentlichen Ausschreibungen, die Qualität der bauherrenseitigen Projektsteuerung nimmt spürbar ab, die effiziente Abwicklung von Bauleistungen wird zunehmend erschwert und die Bauqualität leidet deutlich. Letztendlich kommt es immer häufiger zu Überschreitungen der Baubudgets und der Bauzeiten, steigenden Baukosten, Terminschwierigkeiten sowie juristischen Auseinandersetzungen zwischen Auftraggebern und Auftragnehmern. Auf der Strecke bleiben die Effizienz des Bauens und die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen der öffentlichen Bauverwaltung und den Bauunternehmen.Die öffentliche Hand und die Bauwirtschaft sind aber auf eine gut aufgestellte Organisation mit bautechnischem Sachverstand und Entscheidungskompetenz und mit umfassenden Kenntnissen von allen Planungsprozessen dringend angewiesen. Da trifft es sich gut, dass endlich auch die Politik, insbesondere Bundesministerin Barbara Hendricks, die Notwendigkeit zur Aufstockung des Personals in den Baubehörden erkannt hat. Im August 2014 hat sie mehr Personal für die Bauverwaltungen angekündigt und verspricht für 2015 einen Stellenzuwachs. Kein Wunder, denn seit Mitte der 80er Jahre wurde das Personal mehr als halbiert, obwohl das Bauen deutlich komplexer geworden ist. Den Worten müssen nun auch Taten folgen.Wieder mehr Personal einzustellen, ist aber nur einer von mehreren dringend erforderlichen Schritten zur Stärkung der Bauherrenkompetenz. Mit Blick auf die zu lange Planungsdauer und die derzeit nicht mehr ausreichenden Planungskapazitäten der öffentlichen Hand könnte es z. B. hilfreich sein, sich an die unmittelbar nach der Wiedervereinigung Deutschlands geübte Praxis zu erinnern und diese – angesichts des aktuell dramatischen Verfalls der deutschen Infrastruktur – heute zu reaktivieren. So wäre in Anlehnung an die weitgehend positiven Erfahrungen mit der "Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und bau GmbH" (DEGES) zu überlegen, weitere Ressourcen für die Planung von öffentlichen Bauvorhaben in spezialisierten zentralen Gesellschaften für Landes- und Kommunalprojekte aufzubauen. Durch die DEGES konnte nach der Wiedervereinigung sichergestellt werden, dass dringend notwendige Infrastrukturmaßnahmen nicht nur sehr schnell geplant, sondern auch umgesetzt werden konnten. Solche Gesellschaften sollten nicht die Aufgaben und die Arbeit von bestehenden Organisationseinheiten der öffentlichen Hand ersetzen, sondern ergänzen.Mit Blick auf die guten Erfahrungen im Rahmen der Wiedervereinigung sollte zudem daran gearbeitet werden, Genehmigungsverfahren und Planfeststellungen erheblich zu verkürzen, Einspruchsmöglichkeiten zu reduzieren, kürzere Bauzeiten durch Anreizsysteme im Wettbewerb zu fördern und gegebenenfalls auch im Einzelfall auf funktionale Ausschreibungen zurückzugreifen.Die Planung und Steuerung von Projekten erfordert ein vorausschauendes und vernetztes Denken ohne Vorbehalte, sowohl beim Bauherren als auch beim Auftragnehmer. Kooperation statt Konfrontation muss im Vordergrund des Handels bei allen Bauprojekten stehen. Optimale technische, ökologische und wirtschaftliche Lösungen gelingen immer dann, wenn generell folgende Voraussetzungen erfüllt sind:– Ausschreibungen sorgfältig, transparent und wettbewerbsfördernd gestalten,– Risiken fair zwischen Auftraggebern und Auftragnehmern verteilen,– unrealistische Terminplanungen unterbinden,– Kosten sauber, fair und realistisch ermitteln, Wunschvorstellungen keine Chance einräumen,– Ausführungsplanung vor dem Baubeginn fertig stellen,– Zuschlag nicht auf das billigste, sondern auf das wirtschaftlichste Angebot erteilen.

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