Bauaussichten 2016

Für die Herausforderungen gut gerüstet

von:

Dr. Hans-Hartwig LOEWENSTEIN, Präsident Zentralverband Deutsches Baugewerbe, Berlin

Baupolitik

Wir blicken optimistisch auf das Baujahr 2016! Denn nach einem nicht immer leichten Jahr 2015 stehen die Zeichen für 2016 auf Bauen! Wir gehen davon aus, dass wir die für 2015 prognostizierte Umsatzsteigerung von + 2 % halten können, vor allem wegen der Entwicklung im Wohnungsneubau.

Nach rund 245 325 Wohnungen, die 2014 neu errichtet wurden, rechnen wir für 2015 mit ca. 275.000. Dies entspricht einem Zuwachs um fast 120.000 Wohnungen in sechs Jahren gegenüber dem Tiefstand in 2009 – aber es sind immer noch zu wenig.

Die Perspektive im Wohnungsbau ist weiterhin gut; besonders in den Ballungsräumen ist preiswerter Wohnraum knapp. Die anhaltende Binnenwanderung in Städte und Ballungszentren sowie die steigende Zahl an Flüchtlingen macht die Fertigstellung von jährlich bis zu 400.000 Wohnungen in Deutschland erforderlich. Die Baugenehmigungen halten jedoch mit dem unbestritten hohen Wohnungsbedarf derzeit nicht Schritt. Das Genehmigungsvolumen erwarten wir in 2015 bei 300.000 Wohnungen, das wären aber immer noch 100.000 Wohnungen zu wenig.

Die Bautätigkeit wird sich aber nur dann ausweiten lassen, wenn Investoren den Verkauf bzw. eine dauerhafte Vermietung der errichteten Wohnungen erwarten: Die gegenwärtig gültige Abschreibung von 2 % linear für Mietwohnbauten ist nicht mehr sachgerecht. Der Anteil von Bauteilen mit einer Nutzungsdauer von deutlich unter 50 Jahren, wie z. B. die Haustechnik, überwiegt inzwischen. Ursache dafür ist die fortdauernde Technisierung der Gebäude und Wohnungen aufgrund steigender Anforderungen z. B. an ihre Energieeffizienz. Die generelle Erhöhung der Abschreibung im Mietwohnungsneubau auf 4 % ist daher ein notwendiger Schritt, um mehr Mietwohnungen auf den Markt zu bringen, die auch für Haushalte mit mittleren Einkommen bezahlbar sind.

Für den Neustart im sozialen Wohnungsbau ist die Wiedereinführung der degressiven Afa (§7k EStG) für private Investoren notwendig. Investitionen genossenschaftlicher und kommunaler Wohnungsunternehmen müssen über Investitionszulagen animiert werden. Daher begrüßen wir die Beschlüsse der Bundesregierung vom November 2015 zu diesem Thema und appellieren an die politisch Verantwortlichen, diese schnellst möglich umzusetzen. Die Verdopplung der Fördermittel des Bundes an die Länder für den sozialen Wohnungsbau für die Jahre 2016 – 2018 auf ca. 1 Mrd. Euro ist ebenfalls ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Wir brauchen aber mehr: Um auch kurzfristig mehr Wohnungen bauen zu können, müssen die Planungs- und Genehmigungsverfahren deutlich verkürzt werden. Hierzu schlagen wir vor, dass Bund und Länder sog. Typenhäuser definieren, die nicht mehr im Einzelfall geprüft und genehmigt werden müssen. Sie können schneller zur Verfügung stehen und sind mit ca. 1500 Euro/m nicht nur deutlich günstiger als vergleichbare Flächen im Container, die derzeit bis zu 3000 Euro/m gehandelt werden, sie sind auch wesentlich langlebiger und damit nachhaltiger.

Der Wohnungsbau wird auch im Jahr 2016 die Baukonjunktur stärken. Denn im Wirtschaftsbau zeichnet sich weiterhin keine Belebung der Investitionstätigkeit ab. Die Aussichten bleiben verhalten. Die Auftragseingänge fielen wesentlich geringer aus als im Vorjahr. Und auch die Baugenehmigungen verheißen keine Besserung in diesem Segment.

Auch der öffentliche Bau war im vergangenen Jahr kein Leistungsträger. Insbesondere die Investitionstätigkeit der Kommunen bereitet uns Sorgen. Daher war es wichtig, dass der Bund zusätzlich 3,5 Mrd. Euro für Investitionen finanzschwacher Kommunen zur Verfügung gestellt hat. Denn der Anteil der kommunalen Investitionen an den gesamten öffentlichen Bauinvestitionen beträgt nur noch 55 %. Wir rechnen für dieses Jahr daher mit einer erkennbaren Steigerung der kommunalen Investitionstätigkeit. Hinzu kommt der vom Bund avisierte sog. Investitionshochlauf in der Infrastruktur. Auch hier soll mehr investiert werden: rund 1 Mrd. Euro in 2016. Damit sind wir bereits sehr nah an dem Budget, was zum Erhalt und zum Ausbau unserer Verkehrsinfrastruktur allgemein als notwendig erachtet wird. Daher sind auch ÖPP-Projekte zum Ausbau der Bundesautobahnen hinfällig, zumal sie einseitig den Wettbewerb auf einige wenige große Baukonzerne verengen und den heimischen Mittelstand außen vor lassen.

Wir befürchten aber, dass aufgrund mangelnder Kompetenz der Bauverwaltungen in den Ländern ein Teil der zusätzlichen Mittel nicht verbaut werden kann. In verschiedenen Bundesländern bestehen nach wie vor große Umsetzungsprobleme, so dass die Straßenbaubetriebe auch in 2016 nicht ausgelastet sein werden: Das ist angesichts des z. T. schlechten Zustands unserer Verkehrsinfrastruktur unverantwortlich. Dennoch begründen diese Budgetaufstockungen, verbunden mit den Investitionsabsichten im Wohnungsbau, eine Umsatzprognose von plus 3 % im Bauhauptgewerbe in 2016. Bedingung dafür ist allerdings, dass es den Kommunen trotz der Herausforderungen bei der Unterbringung von Flüchtlingen gelingt, ihre Investitionsausgaben im Straßenbau mindestens auf Vorjahresniveau zu halten.

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