Bauaussichten 2016

Steigende Nachfrage bei mangelhafter Vorsorge

von:

Dr. Olaf ENGER, Hauptgeschäftsführer Bundesverband Mineralische Rohstoffe, Köln

Baupolitik

Die Versorgung mit mineralischen Massenbaustoffen für Baumaßnahmen aller Art ist Aufgabe von Unternehmen der deutschen Gesteinsindustrie. So sind die Absatz-Aussichten für Betriebe der Kies-, Sand- und Natursteinindustrie unmittelbar mit den Bauaussichten eines jeden Jahres verknüpft.

Der Bundesverband Mineralische Rohstoffe, Miro, vertritt die Interessen dieser Hersteller von mineralischen Gesteinsbaustoffen auf Bundes- und Europaebene. In Zahlen ausgedrückt sprechen wir für etwa 1600 Unternehmen mit rund 3200 Werken in Deutschland die ungefähr 27.000 Mitarbeiter direkt beschäftigen. In "normalen" Baujahren stellen diese Werke über 450 Mio. t Gesteinskörnungen bereit. Das Einsatzspektrum reicht über verschiedenste Anwendungen im Bausegment weit hinaus, denn auch andere Industriebranchen benötigen mineralische Rohstoffe als Grundstoffe ihrer Produktion.

Die für Baumaßnahmen hergestellten normgerechten Gesteinskörnungen werden – direkt oder nach Weiterverarbeitung – zu etwa 80 % für Projekte der öffentlichen Hand benötigt. Im Jahr 2016 erwarten wir einige Herausforderungen. Während sich das Jahr 2015 entgegen der anfänglichen Erwartungen für unsere Branche mehr oder weniger mit einer schwarzen Null in der Nachfrage gegenüber den weniger hoffnungsträchtigen Vorjahren verabschiedet hat, dürfte sich die Nachfrage angesichts der von führenden Bauverbänden gemeldeten Auftragsvorläufe und der Finanzausstattung für geplante Maßnahmen in Infrastruktur und Wohnungsbau 2016 spürbar nach oben entwickeln.

Beim Wohnungsneubau werden derzeit prognostische Zahlen gehandelt, die nicht zuletzt durch den starken Zuzug von Migranten von Bedarfszuwächsen um 40 bis 50 % über dem aktuellen Bauniveau ausgehen.

Nach einer aktuellen Blitzumfrage gehen wir deshalb für unsere Branche im Schnitt von einer mindestens 2,5 %-igen Steigerung im Nachfragevolumen aus. Regional fixieren sich die Steigerungsraten anhand getroffener Liefervereinbarungen sogar bei rund 4 %.

Da der Bedarf an Wohnungen und Ausbau der Infrastruktur nicht in einem Jahr zu decken ist, sollte dieses Nachfrageniveau auch in den darauf folgenden Jahren bestehen bleiben.

Falls die Prognosen also zutreffen, werden unsere überwiegend mittelständisch geprägten Betriebe an ihre Kapazitätsgrenzen gehen müssen.

Dabei wird sich herausstellen, dass die in der jüngeren Vergangenheit getätigten technischen Modernisierungsmaßnahmen in vielen Gesteinsbetrieben gut angelegte Investitionen waren. Bislang können die Werke unserer Branche deutschlandweit über kurze Wege die wachsende Nachfrage bedienen. So viel zum positiven Teil unserer Vorausschau.

Die Kehrseite ist, dass die Verantwortlichen der öffentlichen Hand die Verfügbarkeit unserer Produkte ungefragt voraussetzen, ohne die Rahmenbedingungen für einen nachhaltigen Bestand der Produktion zu schaffen, sprich regionalplanerisch Flächen für die künftige Gewinnung von Gesteinsrohstoffen bereitzustellen, oder auch längst fällige Genehmigungen für Erweiterungsflächen zu erteilen.

Auf diese Weise wird derzeit die Tätigkeit unserer Betriebe in einigen Regionen vielfach – z. T. bis hin zu Betriebsschließungen – behindert und die Versorgungssicherheit über kurze Wege zur Disposition gestellt. Wenn nun aber ein Anstieg des Bedarfs zu erwarten und zu decken ist, kann dies nicht ohne Folgen für die Genehmigungspraxis bleiben.

Falls die öffentliche Hand eine verantwortungsvolle Rohstoffpolitik ohne Störungen in der Versorgung betreiben möchte, sind schwebende Genehmigungsverfahren rasch positiv abzuschließen und eine Rohstoffsicherung zu betreiben, die von "Sichtweite" auf echte "Vorsorge" umschwenkt.

Unser Land braucht derzeit stärker als in den vergangenen Jahren pragmatische Lösungen auf allen Entscheidungsebenen, statt die Errichtung immer neuer Hürden. In Diskussion stehende Parametersetzungen für die Inhaltsstoffe unserer – wohlgemerkt natürlichen – Gesteine innerhalb der Planungen um die so genannte Mantelverordnung, die damit drastisch in die Verwendbarkeit von Bodenmassen, Sekundär- aber auch Primärbaustoffen eingreift und das bewährte Verwertungsregime auf den Kopf stellt, lassen in weiten Teilen diesen Pragmatismus ebenfalls vermissen. Natürlich brauchen wir Regulierungen. Aber wenn eine gute Regulierung besteht, nach der wir bzw. die Bauausführenden bereits jetzt verpflichtet sind, die Medien Luft, Wasser und Boden nicht nur zu schützen, sondern im Rahmen unserer Tätigkeiten quasi zu verbessern – was auch geschieht – warum müssen diese Anforderungen dann noch einmal höher geschraubt werden?

Im Gutachten der fünf Wirtschaftsweisen vom November 2015 heißt es: "Derzeit ist wenig von einer Aufbruchstimmung zu spüren, die Deutschland befähigen könnte, seine starke wirtschaftliche Stellung zu behaupten". Dem können wir uns nur anschließen.

Wenn unser Staat seine Bevölkerung und seine Wirtschaft auf ein "wir schaffen das!" einschwört, kann das schließlich nicht heißen, dass dieses Zupack-Mantra an den entscheidenden behördlichen Verwaltungsabteilungen vorbeigeht oder für sie eben schlicht nicht zutrifft. Wir sind alle dazu verpflichtet, am gleichen Ende des Strangs zu ziehen. Dass sich diese Erkenntnis 2016 in einem kooperativen Miteinander niederschlägt, wäre unser Wunsch für die nächsten zwölf Monate.

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