Bauaussichten 2017

Bauwirtschaft darf sich auf gutes Baujahr freuen

von:

Michael Knipper, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Berlin

HDB Hauptverband der Deutschen Bauindustrie
Michael Knipper, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. Foto: Verband

Das deutsche Bauhauptgewerbe sieht auf ein erfolgreiches Baujahr 2016 zurück. Anders als 2015 ließen die Witterungsbedingungen ganzjährig eine Produktion ohne Beeinträchtigungen zu. Dank der höchsten Auftragsbestände seit 20 Jahren zum Jahreswechsel 2015/2016 und anhaltend starker Nachfrage im Jahresverlauf haben die Unternehmen des Bauhauptgewerbes im Vorjahr ein nominales Umsatzplus von rund 6 % erwirtschaftet. Bei einer Preissteigerungsrate von 1,5 % lag damit das reale Wachstum bei etwa 4,5 %. Die Bauwirtschaft war somit eine Stütze der Konjunktur.Für 2017 erwarten wir eine Fortsetzung des konjunkturellen Aufwärtstrends. Im achten aufeinander folgenden Jahr wird der Wohnungsbau das stärkste Wachstum aller Bausparten des Bauhauptgewerbes aufweisen. Die Auflistung der positiven Rahmenbedingungen liest sich seit Jahren gleich. Eine anhaltend hohe Nettozuwanderung aus dem Ausland, aber auch die Binnenwanderung in die Großstädte sorgen für eine weiter steigende Nachfrage nach Wohnraum in den Ballungsgebieten und ihrem Umland. Weiter steigende Beschäftigungszahlen und – dank des niedrigen Inflationsniveaus – real deutlich zulegende verfügbare Einkommen stützen die Kaufkraft. Hinzu kommen ein weiterhin niedriges Zinsniveau sowie ein Zinsvorsprung der Mietrenditen gegenüber festverzinslichen Anlagen von gut 3 %. All dies wird vor allem den Wohnungsneubau weiter antreiben, während die Bestandsmaßnahmen – vor allem die energetische Sanierung – eine deutlich niedrigere Wachstumsrate verzeichnen.Die Zahl der fertiggestellten Wohnungen dürfte 2017 erstmals seit 2001 wieder die Marke von 300.000 Einheiten übertreffen, damit aber den Bedarf von rund 400.000 Wohnungen weiter verfehlen. Die Umsätze des Bauhauptgewerbes im Wohnungsbau werden nochmals deutlich steigen.Auch im Öffentlichen Bau zeichnet sich eine positive Entwicklung ab. Die stete Kritik der Bauindustrie am Zustand der Infrastruktur und an der Investitionszurückhaltung der öffentlichen Hand hat Früchte getragen. Die Investitionswende ist zumindest im Bereich der Bundesverkehrswege eingeleitet. Der von Bundesverkehrsminister Dobrindt initiierte Investitionshochlauf wird sich auch 2017 in der Produktion des Bauhauptgewerbes bemerkbar machen. In der Praxis wird allerdings die Umsetzung der Mittel in konkrete Projekte durch den Mangel an Planungskapazitäten auf Länderebene zunehmend behindert. Der Hauptverband plädiert deshalb dafür, auch die bauausführende Wirtschaft selbst mit Planungsaufgaben zu betrauen, z. B. im Bereich der Ausführungsplanung.Hoffnungen setzt die deutsche Bauindustrie im neuen Jahr allerdings vor allem auf die Kommunen. Deren Personalkapazitäten waren in den vergangenen beiden Jahren vor allem durch die Erstaufnahme der Flüchtlinge gebunden. Dies hat u. a. dazu geführt, dass vom Kommunalinvestitionsförderungsfonds, den der Bund 2015 mit 3,5 Mrd. Euro ausgestattet hatte, im Herbst 2016 erst 1,1 Mio. Euro abgerufen waren. Nachdem sich die Flüchtlingszahlen nun auf niedrigerem Niveau stabilisiert haben, dürften die Kommunen 2017 in der Lage sein, mit Hilfe des Fonds die dringend notwendigen Schulsanierungen anzugehen. Dies gilt umso mehr, als der Fonds zum Jahresende 2016 auf insgesamt 7 Mrd. Euro aufgestockt wurde und die Kommunen durch die Lockerung des Kooperationsverbots im Bildungsbereich die Mittel freier verwenden dürfen.Obwohl die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die neu hinzugekommenen außenwirtschaftlichen Risiken eigentlich eine andere Entwicklung hätten vermuten lassen, hat sich der gewerbliche Bau 2016 unerwartet robust entwickelt. Daran wird sich zwar auch 2017 nur wenig ändern; der Wirtschaftsbau bleibt im neuen Jahr die schwächste der Bausparten. Wie die BMWi-Expertenkommission stellen auch wir eine seit Jahren anhaltende Investitionsschwäche der gewerblichen Wirtschaft fest. Seit 2002 decken die Bruttoanlageinvestitionen gerade noch die Abschreibungen; die Nettoinvestitionsquote beträgt im Jahresdurchschnitt nur 1 % des Bruttoinlandsproduktes.Auch der Sachverständigenrat weist auf den hohen positiven Finanzierungssaldo der deutschen Unternehmen hin. Der Anstieg der Unternehmensersparnis gehe Hand in Hand mit einer hohen Investitionstätigkeit im Ausland. Deutsche Unternehmen kämen bei ihren Investitionsentscheidungen häufig zu dem Schluss, dass ein Engagement im Inland nicht mehr attraktiv sei. Hier muss die deutsche Wirtschaftspolitik umsteuern. Für uns heißt das: Freie Steuermittel sollten künftig stärker zur Förderung der Wachstumskräfte als zu verteilungspolitischen Zwecken eingesetzt werden.Auch der Bauarbeitsmarkt profitiert vom Umsatzwachstum. 2016 markierte das siebte Jahr eines ununterbrochenen Beschäftigungsanstieges im Bauhauptgewerbe. Im Jahresdurchschnitt lag die Zahl der Erwerbstätigen mit rund 780.000 um gut 2 % höher als ein Jahr zuvor. Gegenüber dem beschäftigungspolitischen Tiefpunkt in der Branche im Jahr 2009 stieg die Zahl der Erwerbstätigen sogar um mehr als 10 %. Es wird allerdings immer schwieriger, die freien Arbeitsplätze wieder zu besetzen. Im November 2016 erreichte die Zahl der arbeitslosen Baufacharbeiter mit 19.000 einen historischen Tiefstand, das Vorjahresniveau wurde nochmals um 15 % unterboten. Im Bereich der Bauingenieure liegt bereits seit dem März 2015 die Zahl der offenen Stellen über der der Arbeitslosen. Entsprechend sahen im Herbst des vergangenen Jahres 69 % der Baufirmen im Fachkräftemangel das größte Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung des eigenen Unternehmens im neuen Jahr.Mit anderen Worten: Die deutsche Bauwirtschaft darf sich auf ein gutes Baujahr 2017 freuen. Wir dürfen dabei jedoch nicht die unter dem Aufschwung verborgenen Probleme aus den Augen verlieren, sei es der Mangel an baureifen Projekten im öffentlichen Bau, die Investitionsschwäche der gewerblichen Wirtschaft oder die Engpässe auf dem Bauarbeitsmarkt.

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