Bauaussichten 2017

Differenziertere Betrachtungsweise geboten

von:

Marcus Nachbauer, Präsident Bundesverband Gerüstbau, Köln

Bundesinnung/Bundesverband Gerüstbau Gerüstbau
Marcus Nachbauer, Präsident Bundesverband Gerüstbau. Foto: Verband

Im November veröffentlichte der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) seinen Konjunkturbericht mit der Schlagzeile: "Geschäftsklima erreicht neues Allzeithoch". Die konjunkturelle Lage der Handwerksbetriebe wurde hiernach seit Beginn der Konjunkturberichterstattung noch nie so gut beurteilt. Die bundesweiten Bauinvestitionen sind Bestandteil des Bruttoinlandsprodukts und betragen ca. 10 %. Einige Handwerkorganisationen der deutschen Bauwirtschaft, welche ein großes Marktvolumen repräsentierten, sehen für 2017 einen deutlich über dem Bruttoinlandsprodukt liegenden Umsatzzuwachs voraus. Das gilt auch für das Statistische Bundesamt, welches bei den realen Bauinvestitionen 2017 ein Wachstum von 1,9 % erwartet.Es stellt sich die Frage, ob sich diese Prognosen auf den Gerüstbau übertragen lassen. Die Einstiegsfrage zur Konjunkturumfrage in Nordrhein-Westfalen lautete: Ist die Geschäftslage des Unternehmens gut oder befriedigend oder schlecht?Im Herbst 2016 gaben 60 % der befragten Gerüstbauunternehmen an, die Geschäftslage sei gut, 31 % hielten sie für befriedigend und 8 % empfanden sie schlecht. Dies deckt sich im Groben mit den Umfragewerten aus dem Vorjahr (59 % gut, 36 % befriedigend, 5 % schlecht). Auffällig ist allein, dass die kritischen Stimmen zur Geschäftslage den größten Zuwachs erfahren haben. Etwas anders stellt sich dies bei der Frage nach der Preisentwicklung dar. Während im Vorjahr noch 17 % der Befragten für 2016 eine schlechten Preisentwicklung erwarteten, sahen im Herbst 2016 lediglich noch 10 % eine eher düstere Zukunft in Sachen Preisentwicklung voraus. Gleichzeitig sank jedoch auch die Zahl der Optimisten: Gingen im Herbst 2015 noch 14 % der Gerüstbauer von einer guten Preisentwicklung aus, waren es im Herbst 2016 nur noch 8 %.Bei allen Umfragewerten und Vorausschauen: Wie sich die Wirtschaft in naher und fernerer Zukunft entwickeln wird, lässt sich nur schätzen.Auch, wenn das Bauhaupt- und das Ausbaugewerbe für 2017 von einem deutlichen Umsatzwachstum ausgehen, sind wir nicht davon überzeugt, dass das Gerüstbauer-Handwerk diesem Trend im Ganzen folgen kann. Hier ist eine etwas differenziertere Betrachtungsweise geboten: Insbesondere regionale Unterschiede spielen dabei eine große Rolle.Gerade der Neubausektor ist ein grundlegender und wichtiger Markt. Es ist aber davon auszugehen, dass die erwarteten Neubauprojekte für den Gerüstbau nicht flächendeckend die gleiche dynamische Wirkung haben werden, wie für andere Bausparten. In den Jahren der Baurezession haben wir feststellen dürfen, dass der Gerüstbaumarkt sich nicht 1 : 1 mit dem Neubausektor entwickelt und gehen davon aus, dass dieses Phänomen auch für den Aufschwung gilt. Zudem wird zwar in Städten und Ballungsräumen eine gute Auftragslage im Bereich Wohnungsbau erwartet. Für längliche Gebiete gilt dies jedoch nicht gleichermaßen.Stagnierende und eventuell auch rücklaufende Bestandsmaßnahmen tangieren den Gerüstbau hingegen überregional. Hinzu kommt, dass der Industriegerüstbau weiter unter Druck steht. Gleichzeitig darf der aktuelle Stand nicht außer Acht gelassen werden: Das in den vergangenen Jahren erreichte Umsatz- und Beschäftigtenniveau im Gerüstbau ist sehr hoch.Die Wettbewerbssituation ist – trotz guter Nachfrage und leicht rückläufiger Betriebszahlen – extrem hart, was eine entsprechend schleppende Preisentwicklung zur Folge hat. Die gestiegenen Kosten durch die Tarifabschlüsse im letzten Jahr und die gestiegen Anforderungen im Bereich der Arbeitssicherheit haben bisher keinen Niederschlag in der Preisentwicklung gefunden. Daneben muss auch der teilweise gravierende Mangel an Fachkräften als Bremse für ein weiter steigendes Umsatzvolumen genannt werden. Die Anzahl der Betriebe wird voraussichtlich – wie in den Vorjahren – auch 2017 leicht rückläufig sein, die Mitarbeiter- sowie Umsatzzahlen werden dagegen wohl konstant bleiben.

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