Bauaussichten 2017

In diesem Jahr sonnige Aussichten für Bauwirtschaft

von:

Dr. Hans-Hartwig Loewenstein, Präsident Zentralverband Deutsches Baugewerbe, Berlin

Verbände
Dr. Hans-Hartwig Loewenstein, Präsident Zentralverband Deutsches Baugewerbe. Foto: Verband

Blickt man auf das Baujahr 2016 zurück, so bekommt manch einer leuchtende Augen: Immerhin wird ein Umsatzwachstum von fast 6 % auf 107 Mrd. Euro erwartet. Darauf weisen alle vorhandenen Indikatoren hin. Ein Wehrmutstropfen bleibt: Wie in den letzten Jahren auch schon, legen die Preise für Bauleistungen weiter leider nur moderat um 2 % zu. Trotz guter Konjunktur verbessert sich die Ertragslage der Unternehmen damit nicht in gleichem Maße.Aufgrund der Ausgangsbasis ist in 2017 mit einem geringeren Wachstum von immerhin noch 3 % zu rechnen. Der Umsatz wird dann bei 110 Mrd. Euro liegen. Die Zahl der Beschäftigten liegt in diesem Jahr im Durchschnitt bei 775.000. Aufgrund des Wettbewerbs der Branchen um Fachkräfte erwarten wir allerdings nur einen geringen Zuwachs in 2017 von + 1 %.Der Wohnungsbau ist und bleibt der Treiber der Baukonjunktur. Für das Jahr 2016 ist mit einem Umsatzwachstum von rd. 8 % zu rechnen. Wir gehen von rd. 290.000 neuen Wohnungen aus; das ist angesichts des Ausgangsniveaus von 248.000 Wohnungen im Jahr 2015 sehr ambitioniert. Angesichts der hohen Ausgangsbasis verlangsamt sich das Wachstumstempo im kommenden Jahr auf etwa 3 %. Der Zuwachs resultiert im Neubau aus dem Mehrfamilienhausbau und aus Umbaumaßnahmen. Für 2017 rechnen wir mit der Fertigstellung von insgesamt gut 300.000 Wohnungen.Das ist aber immer noch zu wenig, denn mittlerweile gehen alle Beteiligten, Verbände, Regierung und Gewerkschaft, von rd. 350.000–400.000 Wohnungen aus, die jährlich neu gebaut werden müssen. Davon bleiben wir auch in 2017 immer noch weit entfernt.Es fehlen vor allem Mietwohnungen in den Ballungsräumen im bezahlbaren Bereich, das sind Mieten zwischen 7 und 8 Euro, sowie im Bereich des sozialen Wohnungsbaus. Allein in den Jahren 2013–2016 wurden insgesamt gut 400.000 Wohnungen zu wenig gebaut. Die in den Vorjahren 2009–2013 aufgelaufenen Rückstände sind bisher erst recht nicht aufgeholt.Wir waren uns mit der Bundesregierung in der Baukostensenkungskommission darüber einig, dass bei einer Beschneidung ausufernder Standards und energetischer Anforderungen, bei einer großzügigeren Ausweisung von Bauland, bei einer Reduzierung von Steuern, z. B. der Grund- und Grunderwerbsteuer, und bei weniger Auflagen sich die Baukosten um mindestens 20 % reduzieren ließen.Leider ist aus den getroffenen Vereinbarungen bisher kaum etwas umgesetzt – und wir vermuten, dass im Wahljahr 2017 weiterhin nicht viel passieren wird. Daher steht die Erhöhung der AfA weiterhin ganz oben auf unserer Forderungsliste. Bund, Länder und Kommunen sollten darüber hinaus Bauland bereitstellen und dabei nicht ausschließlich auf die Einnahmeseiten schielen. Eine einheitliche Bauordnung für Bund und Länder würde unseren Unternehmen das Leben deutlich erleichtern, aber auch davon sind wir im deutschen Föderalismus weit entfernt.Die Nachfrage im Wirtschaftsbau zeigt sich stabil. Im anteilsstarken Hochbau liegen die Auftragseingänge monatlich konstant mit + 20 % über dem Vorjahresniveau.Die Auslastung der Industriekapazitäten liegt nun schon seit drei Jahren bei 85 % auf hohem Niveau. Robust, mit einem Plus um 30 % nach Baukosten und umbauten Raum, zeigt sich insbesondere die Nachfrage bei den Fabrikgebäuden. Für 2016 rechnen wir für den Wirtschaftsbau mit einem Umsatzwachstum um 3 %. Der anhaltend hohe Orderzugang zeichnet für den Wirtschaftsbau für 2017 ein optimistisches Bild. Wir rechnen wiederum mit einem Wachstum um 3 %.Eine deutlich höhere Investitionsbereitschaft als im Vorjahr zeigt die öffentliche Hand. Für das Jahr 2016 rechnen wir mit einer Steigerung um 5,5 %. Die gute Auftragslage sowie deutlich erhöhte Investitionen von Bund, Ländern und Kommunen lassen insgesamt ein weiteres Umsatzwachstum in 2017 um 3,5 % erwarten.Die Erhöhung der Investitionen des Bundes in die Infrastruktur ist mittlerweile nahe dem Level, den wir gemeinsam mit vielen Sachverständigen immer gefordert haben. Diesen gilt es nun zu verstetigen.Wir sehen den Bund weiter in der Verantwortung für eine funktionierende Verkehrsinfrastruktur als Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge. Der in den letzten Jahren aufgelaufene Investitionsstau muss über Steuer- und Nutzermittel finanziert sowie konventionell vergeben und ausgebaut werden.Die von Verkehrsminister Dobrindt betriebene extensive Vergabe von ÖPP ist angesichts der zur Verfügung stehenden Mittel und angesichts steigender Steuereinnahmen und niedriger Zinsen nicht notwendig. Denn wir zerstückeln damit die Autobahnen, was einer schleichenden Privatisierung gleich kommt, die wir strikt ablehnen.Wir haben die Einrichtung einer Infrastrukturgesellschaft zwar grundsätzlich begrüßt. Entscheidend ist aber, wie eine solche Gesellschaft ausgestaltet sein wird. Wir fordern eine schlanke Managementgesellschaft, die die Vor-Ort-Kompetenz der Länder sowie der Planungsbüros und Bauunternehmen bei Planung und Bauausführung nutzt. Eine umfassende Zentralisierung der Verwaltung einschließlich Planung und Auftragsvergabe ausschließlich auf Bundesebene ist nicht sinnvoll und abzulehnen. Wir brauchen keine neue Mammutbehörde. Insbesondere muss die weitere Privatisierung unserer Infrastruktur verhindert werden. Denn sie schließt den gesamten bauwirtschaftlichen Mittelstand vom Bau der Bundesfernstraßen aus. Der Mittelstand aber ist es, der regional Arbeits- und Ausbildungsplätze sichert.Ein weiteres Thema stimmt uns bedenklich, das ist die Finanzausstattung der Kommunen. Denn mit der Einigung zwischen Bund und Ländern über die Fortführung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen über 2019 hinaus wird der Bund nämlich keine Mittel mehr an die Länder für die soziale Wohnraumförderung über jährlich 518 Mio. Euro und für Investitionen zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse der Gemeinden über ca. 1300 Mio. Euro, davon ca. 780 Mio. Euro für den Straßenbau, mehr bereitstellen. Dieses ist nun allein Sache der Bundesländer, sie müssen "ihre" Städte und Gemeinden mit langfristig stabilen hohen Budgets ausstatten. Angesichts der ab 2020 auch auf Landesebene geltenden Schuldenbremse, wird mir angst und bange; denn bereits heute ist die Zweckbindung der Mittel nicht vollumfänglich gegeben.

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