Bauaussichten 2018

Branche stößt bei Suche nach Beschäftigten immer öfter auf Engpässe

von:

Dieter Babiel, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Berlin

HDB Hauptverband der Deutschen Bauindustrie

Das deutsche Bauhauptgewerbe verzeichnete 2017 das siebte aufeinander folgende Jahr mit einem Umsatzwachstum. Trotz einer Beeinträchtigung der Produktion durch schlechte Witterungsbedingungen im ersten Quartal konnten unsere Unternehmen im vergangenen Jahr eine starke Umsatzzunahme erwirtschaften und damit das Wachstumstempo von 2016 nahezu beibehalten. Verglichen mit dem Jahr 2010 lag 2017 die Produktion im Bauhauptgewerbe um fast 40 % höher. Die Branche trägt damit maßgeblich zur positiven gesamtwirtschaftlichen Entwicklung bei. Für 2018 erwarten wir eine weiterhin dynamische Entwicklung im Wohnungsbau. Zwar war von Januar bis Oktober 2017 ein Rückgang der Zahl der genehmigten Wohnungen von 4,5 % festzustellen, dieser war allerdings auf drei Sonderfaktoren zurückzuführen: Zum Jahresbeginn 2016 war wegen der Verschärfung der Energieeinsparverordnung ein überproportionales Wachstum zu verzeichnen, die Genehmigungen für Wohnheime gingen mit dem Abflauen der Flüchtlingswelle drastisch zurück und Personalengpässe in den kommunalen Bauämtern verhinderten eine zügige Bearbeitung von Bauanträgen. Zudem wurden seit 2009 nahezu 400.000 Wohnungen mehr genehmigt als fertiggestellt. Die Branche verfügt somit über ein "Genehmigungspolster" von mehr als einer Jahresproduktion. Zudem dürften sich die Hauptwachstumstreiber – positive Entwicklung am Arbeitsmarkt, steigende Realeinkommen der privaten Haushalte, niedriges Zinsniveau, mangelnde Alternativen für Kapitalanleger – auch im neuen Jahr nicht nennenswert verschlechtern. Die Umsätze des Bauhauptgewerbes im Wohnungsbau werden nochmals deutlich steigen, die Zahl der fertiggestellten Wohnungen wird die Marke von 300.000 Einheiten übertreffen.Im vergangenen Jahr hat die deutsche Volkswirtschaft ihr starkes Wachstum fortgesetzt, das reale Bruttoinlandsprodukt legte preisbereinigt um etwa 2 % zu. Damit hat sich Deutschland seit 2014 als "Konjunkturlokomotive" in Europa etabliert. Hielten sich die Investoren anfangs noch zurück, so sind 2016 und 2017 nennenswerte Wachstumsraten im Wirtschaftsbau zu verzeichnen. Anders als in den Vorjahren war 2017 die Industrieproduktion einer der Wachstumstreiber in Deutschland. Durch die hohe Nachfrage aus dem In- und Ausland stieg die Kapazitätsauslastung im Verarbeitenden Gewerbe im Jahresverlauf deutlich an und erreichte zum Jahresende mit 88 % den höchsten Wert seit dem Vorkrisenjahr Jahr 2007. Parallel dazu legte die Investitionsneigung deutlich zu. In der DIHK Herbstumfrage stieg das Investitionsmotiv der Kapazitätserweiterung gegenüber dem Vorjahreswert deutlich an. Dies ist für die Baubranche besonders wichtig, da damit regelmäßig auch Bauinvestitionen einhergehen. Für das Jahr 2018 steht eine Fortsetzung des konjunkturellen Aufschwungs im Raum, die Deutsche Bundesbank erwartet sogar ein preisbereinigtes BIP-Wachstum von 2,5 %. Das Umfeld für den Wirtschaftsbau bleibt daher günstig. Möglicherweise steht uns sogar eine kleine "Renaissance" des Investitionsstandorts Deutschland bevor. Die Umsätze des Bauhauptgewerbes in dieser Sparte werden im neuen Jahr ihren Aufwärtstrend fortsetzen. Die seit vielen Jahren geäußerte Kritik des Hauptverbandes hat Früchte getragen. Der Bund hat zu Beginn der abgelaufenen Legislaturperiode den Investitionshochlauf in die Bundesverkehrswege gestartet, die Gemeinden haben dann ab 2016 nachgezogen und in den vergangenen beiden Jahren ihre Ausgaben für Baumaßnahmen jeweils um nahezu 10 % gesteigert. Mittelfristig bleiben die finanzpolitischen Rahmenbedingungen für Investitionen äußert günstig. 2020 sollen die Steuereinnahmen von Bund, Ländern und Gemeinden das Niveau des vergangenen Jahres um immerhin 77 Mrd. Euro übertreffen. Angesichts hoher Haushaltsüberschüsse des Staates steht ausreichend Geld für Investitionen zur Verfügung. Allerdings können zwei Faktoren die Entwicklung im neuen Jahr bremsen. Zum einen hat der starke Personalabbau vor allem auf der kommunalen Ebene dafür gesorgt, dass in den Planungs- und Bauämtern nicht mehr genügend Kapazitäten zur Verfügung stehen, um die geplanten Investitionen auch zeitnah realisieren zu können. Vor dem Hintergrund der angespannten Arbeitsmarktsituation dürfte sich der angestrebte Personalaufbau zudem kurzfristig nicht realisieren lassen.Zum anderen sorgt die schwierige Regierungsfindung auf Bundesebene dafür, dass der neue Bundeshaushalt vermutlich erst in der zweiten Jahreshälfte 2018 Gesetzeskraft erlangt. Bis dahin gilt die vorläufige Haushaltsführung, unter der nur Sanierungs- und Erhaltungsmaßnahmen sowie die Fortführung bereits in den Vorjahren begonnener Projekte zulässig sind. Gleichzeitig will der Bund seine Investitionen in die Bundesverkehrswege nochmals um 1 Mrd. Euro gegenüber 2017 aufstocken. Wir appellieren daher bereits heute an die Bundesministerien für Finanzen und Verkehr durch eine größtmögliche Flexibilität dafür zu sorgen, dass die für Investitionen zur Verfügung stehenden Mittel auch in Bauprojekte umgesetzt werden. Dennoch stehen die Zeichen weiter auf Wachstum, die Umsätze des Bauhauptgewerbes im öffentlichen Bau dürften im neuen Jahr weiter zulegen. Die gute Baukonjunktur hatte sich auch 2017 positiv auf den Bauarbeitsmarkt ausgewirkt. Im Jahresdurchschnitt fanden nahezu 800000 Erwerbstätige im Bauhauptgewerbe Lohn und Brot, eine weitere Zunahme von 2% gegenüber dem Vorjahr. Allerdings stößt die Branche bei ihrer Suche nach Beschäftigten immer öfter auf Engpässe. Im Jahresdurchschnitt erreichte die Zahl der arbeitslosen Baufacharbeiter 2017 mit einem Wert von rd. 23.000 das niedrigste Niveau seit der Wiedervereinigung. Zudem melden im ifo-Konjunkturtest immer mehr Firmen des Bauhauptgewerbes eine Behinderung ihrer Produktion durch Arbeitskräftemangel. Folgerichtig sahen in der DIHK-Herbstumfrage drei von vier Baufirmen im Fachkräftemangel das größte Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung ihres Unternehmens. Da der heimische Arbeitsmarkt die notwendigen Fachkräfte nicht mehr zur Verfügung stellt, sehen sich vor allem die größeren Bauunternehmen verstärkt auf dem europäischen Arbeitsmarkt um. So verdoppelte sich zwischen 2008 und 2017 der Anteil der ausländischen Beschäftigten an den Belegschaften der Branche auf über 15%.Die deutsche Bauindustrie blickt mit großer Zuversicht auf das Jahr 2018. Dank anhaltend guter Rahmenbedingungen und hoher Nachfrage dürfte der Umsatz des Bauhauptgewerbes im neuen Jahr weiter deutlich steigen. Der Bau bleibt damit weiter eine solide Stütze der gesamtkonjunkturellen Entwicklung.

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