Bauaussichten 2018

Ziegelindustrie blickt gespalten in das neue Jahr

von:

Stefan Jungk, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Ziegelindustrie, Berlin

Baustoffe

Vom derzeitigen Bauboom in Deutschland profitieren die Ziegelersteller nur sehr unterschiedlich. Ein Blick in die Branchenstruktur zeigt warum: Während die Produzenten von Mauerziegeln durchaus zuversichtlich in die nächsten Monate schauen können, profitieren die Dachziegelhersteller nur sehr eingeschränkt von der Baukonjunktur. Im Gegenteil, sie leiden darunter, dass die Verarbeiter – Dachdecker und Zimmerer – mit dem Bau von neuen, überwiegend großen Mehrfamilienhäusern meist mit Flachdächern beschäftigt sind. Solange die Auftragsbücher der Handwerker über Monate mit Neubauten gefüllt sind, wird die Sanierung von Ein- und Zweifamilienhäusern in die Zukunft verschoben. Daneben hat auch die Politik nicht Wort gehalten. Wenn man es ehrlich damit meint, den Gebäudebestand bis 2050 nahezu klimaneutral sanieren zu wollen, dann gehört dazu auch die immer wieder angekündigte steuerliche Förderung der energetischen Sanierung. Energetische Optimierung und bezahlbares Bauen sind heutzutage zwei Seiten einer Medaille.Nun aber zu den positiven Nachrichten: Gerade in urbanen Zentren und Hochschulstädten läuft der Wohnungsbau weiter auf Hochtouren. Mit den rd. 300.000 fertiggestellten Wohnungen in 2017 ist man zwar noch weit von den erforderlichen 350.000 bis 400.000 Wohnungen pro Jahr entfernt. Dennoch sind sowohl die Auftragseingänge als auch die Kapazitätsauslastung derzeit bei vielen Planern und Bauunternehmen auf hohem Niveau. Um in dieser Dynamik aber nicht nachzulassen, bedarf es dringend einer handlungsfähigen Bundesregierung, die das Thema Wohnen wieder ganz oben auf die Agenda setzt. Gerade im niedrigen und mittleren Preissegment fehlen noch zu viele Wohnungen. Umso wichtiger ist es jetzt, politische Verantwortung zu übernehmen, das heißt unter anderem: Endlich die erforderlichen steuerlichen Anreize im Mietwohnungsbau auf den Weg zu bringen, ausreichend Bauland zur Verfügung zu stellen und die Mittel für den sozialen Wohnungsbau auszubauen bzw. zu verstetigen. Daher sollte der Bund auch nach 2019 Einfluss auf den sozialen Wohnungsbau haben, idealerweise durch ein eigenes Infrastruktur- und Bauministerium. Insofern bleibt zu hoffen, dass 2018 – zumindest baupolitisch – kein verlorenes Jahr wird. Ein weiteres auch gesellschaftspolitisch relevantes Thema ist der wieder erschwingliche Erwerb von Wohneigentum gerade für junge Familien. Dies war eines der zentralen Wahlversprechen von CDU/CSU, SPD und FDP. Hieran werden sich die Verantwortlichen in diesem Jahr zu messen haben. Ewig wird das günstige Zinsniveau nicht anhalten und auch bei einem geringen Zinssatz ist das fehlende Eigenkapital häufig der Hemmschuh, der junge Familien vom Bauen abhält. Hier ist die Politik gefordert, eine Starthilfe zu geben und den Wohnungseigentumserwerb zu fördern, der nicht zuletzt auch eine vernünftige Versorgung im Alter erleichtern wird, wovon der Staat indirekt auch wieder profitiert. Bei aller guten Bauauslastung darf aber nicht übersehen werden, dass die Zahl der Baugenehmigungen aktuell rückläufig ist, und zwar sowohl im Ein- und Zweifamilienhausbau als auch beim Bau von Mehrfamilienhäusern. Umso wichtiger ist es für die Ziegelindustrie, weiterhin attraktive innovative Produkte sowohl für die monolithische als auch die zweischalige Bauweise anzubieten. Gerade das einschalige Bauen hat angesichts der Probleme von Wänden mit Außendämmung von Polystyrol eine Renaissance erlebt. Gleiches gilt für die zweischalige Wand, die als langlebige, im besten Sinne nachhaltige Lösung auch bei jungen Architekten wieder mehr Anklang findet. Backsteinbauten sind wieder in, was sich auch in Absatzzahlen widerspiegelt!Über alle Sparten hinweg erwarte ich für 2018 – wenn überhaupt – nur eine moderate Steigerung des Ziegelabsatzes. Eine vermutlich negativ laufende Entwicklung bei den Dachziegelherstellern könnte durch erneute – wenn auch regional sehr unterschiedliche – Zuwächse bei den Produzenten von Vor- und Hintermauerziegeln ausgeglichen werden.

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