Bauaussichten 2019

Innovative Ansätze und zukunftsfähige Konzepte sind gefragt

Bauaussichten

Von Roland Meißner, Geschäftsführer des Bundesverbandes Kalksandstein-industrie e. V., HannoverIn diesem Jahr feiert die Kalksandsteinindustrie ihr 125-jähriges Jubiläum. Dies ist ein Grund, zu feiern und das Jubiläumsjahr mit einer Vielzahl von Aktionen zu begleiten. Doch ist die Feierlaune im Rückblick auf das Jahr 2018 ein wenig getrübt. Die Baukonjunktur hielt für die Kalksandsteinindustrie nicht, was sie aufgrund der vorhandenen Rahmenbedingungen eigentlich versprach. Das anvisierte Ziel für 2018 – ein moderates Absatzplus von 1 bis 2 % – wurde nicht erreicht. Dennoch ist die Kalksandsteinindustrie für das Jahr 2019 optimistisch und prognostiziert ein Absatzplus von ca. 2 %, jedoch bei teils erheblichen regionalen Unterschieden.Dass die Wachstumsziele für das Jahr 2018 nicht erreicht wurden, verwundert, da die Prognosen für die deutsche Bauwirtschaft grundsätzlich positiv waren und die Baugenehmigungen bis zum 3. Quartal 2018 sogar um 3 % höher lagen als im September des Vorjahres. Die eigentlichen Probleme liegen demnach woanders: Zum einen liegt dies an den knappen Kapazitäten und langen Wartezeiten bei den ausführenden Gewerken. In den Bau- und Ausbauhandwerken sind aktuell 10 bis 13 Wochen Wartezeit aufgrund einer hohen Auslastung an der Tagesordnung. Darüber hinaus schlägt sich der Fachkräftemangel voll auf den Bausektor nieder. Auch ist die zunehmende Zahl an Baugenehmigungen insbesondere in der Kalksandsteindomäne mehrgeschossiger Wohnungsbau keinesfalls ein Richtungszeig auf die Anzahl der letztendlich fertiggestellten Wohneinheiten. Ganz im Gegenteil: Das "Delta" zwischen Baugenehmigungen und Fertigstellungen wird immer größer, was die gesamte Bau- und Baustoffindustrie vor Probleme stellt.An dieser Stelle ist die Politik gefragt, die weitere und deutlichere Impulse setzen muss, um das hochgesteckte Ziel von 1,5 Mio. neuen Wohnungen bis zum Ende der laufenden Legislaturperiode zu erreichen. Mit einem Baukindergeld, einer zeitlich befristeten Sonderabschreibung oder der Verschärfung der bisher zahnlosen Mietpreisbremse allein wird weder schneller für junge Familien gebaut noch das innerstädtische Wohnen für den Normalverdiener günstiger.Die seitens der Politik in diesem Zusammenhang häufig genannte Forderung nach modularem Bauen ist sicherlich eine Möglichkeit. Kalksandstein ist für diese Bauweise bestens geeignet: Großformatige Kalksandsteinelemente sind die optimale Basis für vielfältige und modulare Projekte in Massivbauweise. Und auch die Verwendung von Mittel- und Kleinformaten aus Kalksandstein bedeuten schnellen Baufortschritt und präzise Qualität bei der Planung und in der Bauausführung von modularen Gebäuden.Innovative Ansätze und zukunftsfähige Konzepte sind gefragt, um die Ziele des Wohngipfels 2018 zu erreichen. Um es klarzustellen: Die Kalksandsteinindustrie begrüßt diese Initiative der Bundesregierung ausdrücklich. Sie ist mit Erleichterungen und Förderungen verknüpft, die positiv zu bewerten sind. So sollen allein 5 Mrd. Euro für den sozialen Wohnungsbau zur Verfügung stehen. Das neue Baukindergeld in Höhe von 2,7 Mrd. Euro kommt jungen Familien beim Hausbau zugute. Die Mietpreisbremse wird verschärft und ärmere Haushalte erhalten ab 2020 mehr Wohngeld. Jedoch reichen diese Maßnahmen bei Weitem nicht aus, um das Ziel von mindestens 350.000 fertiggestellten Wohnungen jährlich zu erfüllen.Weitere Impulse wie die Vereinfachung der Bauvorschriften, die Erhöhung der linearen Abschreibung von derzeit 2 auf mindestens 3 % oder die verbilligte Abgabe von Bundesimmobilien an die Kommunen müssen schnellstmöglich folgen. Es bleibt somit auch weiterhin volatil, unberechenbar und kaum zu planen, was in den kommenden Jahren auf die Bau- und Baustoffindustrie zukommt. Umso wichtiger ist es, dass alle Beteiligten "an einem Strang ziehen" und sich gemeinsamen Zielen verpflichtet sehen. Vor diesem Hintergrund wirkt die Ankündigung einer "Holzbauoffensive" des baden- württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann im November 2018 irritierend. In seiner Rede auf der Fachtagung Holzbau Baden-Württemberg heißt es u. a.: "Wir wollen bis 2023 rd. 17 Mio. Euro investieren und gleichzeitig eine Reihe von Impulsen geben, um den Holzbau in Baden-Württemberg gezielt voranzubringen". Eine solche Wettbewerbsverzerrung kann durch die Mauerwerksindustrie keineswegs hingenommen werden. Die Politik ist angehalten, den fairen Wettbewerb unter den Bauweisen zu fördern. Keine Bauweise ist einer anderen pauschal vorzuziehen. Das gilt für die Bevorzugung von Holz- oder Holzhybridkonstruktionen genauso wie für eine auffällige Forcierung der energetisch wie bauklimatisch schwierigen Betonbauweise. Hier wird die Kalksandsteinindustrie auch in den kommenden Jahren in enger Kooperation und Zusammenarbeit mit allen anderen Mauerwerksverbänden weiter wichtige Aufklärungsarbeit leisten und gemeinsame Anstrengungen im Wettbewerb auch gegen Beton stärker bündeln.Die Kalksandsteinindustrie stellt sich damit der Hausforderung, die Vorteile und Qualitäten des Massivbaus mit Kalksandstein auch im nächsten Jahr stärker in die Diskussion mit Architekten und Planern, Ländern und Kommunen zu rücken. Die Bandbreite der uns zu Verfügung stehenden Baumethoden muss auch in Zukunft weiterhin gewahrt bleiben.Wenn die Politik die richtigen Entscheidungen trifft und nicht nur in Fünf-Jahres-Rhythmen denkt, sondern langfristig agiert, werden auch die Herausforderungen kleiner als bisher. Hierzu gehört überdies die Definition eines neuen Nachhaltigkeitsansatzes, für den die Kalksandsteinindustrie bereits seit 125 Jahren steht: Global denken, lokal agieren – denn nur das ist die wirkliche Nachhaltigkeit für die Zukunft!

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