Baubiologisches Bauen

Gesundheitlich und umwelttechnisch unbedenkliche Materialien verwenden

Energetisches Bauen Architektur
Mit dem Uni-Priora-Vitomax erfüllen auch die Außenanlagen alle Anforderungen an baubiologisches Bauen. Foto: marketing outsourcing

LÜNEBURG (ABZ). - Am Thema "ökologisches Bauen" kommt heute kaum ein Bauherr mehr vorbei. Dabei geht es nicht immer nur darum, eine alternative energetische Versorgung sicherzustellen, sondern zunehmend auch um ein möglichst schadstofffreies Wohnen – baubiologisches Bauen heißt das Schlagwort.

Darunter versteht man den Bereich des Bauens, der sich mit Temperatur, Luft, Feuchtigkeit, Gerüchen und anderen Emissionen, mit Strahlungsbelastungen, Formen, Farben, Strukturen und mit allen anderen gesundheitsrelevanten Faktoren beschäftigt. Dass hierbei fast alle Bauwerke – vom Dach bis zum Pflasterbelag – eine bedeutende Rolle spielen können, das zeigt das Beispiel zweier Öko-Stadthäuser, die letztes Jahr in Lüneburg unter baubiologischen Gesichtspunkten fertig gestellt wurden.

Doch was heißt "baubiologisch" eigentlich genau? "Der Begriff ist nicht geschützt und deshalb Auslegungssache", erklärt Wolfgang Dimke, Lüneburger Architekt für ökologisches Bauen, der mit seiner Firma "Dimkes Bauart" das Bauvorhaben am Munstermannskamp vom Vorentwurf bis zur Fertigstellung durchführte. Für ihn persönlich bedeute es, "mit Materialien zu arbeiten, die gesundheitlich und umwelttechnisch unbedenklich sind – in der Herstellung, der Nutzung, sowie auch in der Entsorgung". Ökologisches Bauen findet für den Lüneburger Experten auf drei Säulen statt: Erstens in der Benutzung der Materialien, das heißt lückenlos mit guten Stoffen, die wenig Energie verbrauchen (Beispiel: gute Dämmung) und dabei natürliche Systeme und regenerierbare Ressourcen intelligent nutzen (Beispiel: passive Solarenergienutzung, natürliche Klimatisierung). Zweitens in der Verwendung von Materialien, die in der Herstellung wenig Energie benötigen (das heißt möglichst ein Verzicht auf Aluminium oder Stahl) und beim Holz auf heimische Hölzer zurückzugreifen. Die dritte Säule bildet die Erreichung eines guten Raumklimas nach der Devise "so natürlich wie möglich". So sollte komplett auf künstliche Mineral- oder PVC-haltige Baustoffe sowie chemische Löse- und Bindemittel verzichtet werden. Treppen und Türen werden aus unbehandeltem Holz ausgeführt, die Massivholzzargen mit Schrauben befestigt anstatt mit Bauschaum. "Denn jedes Material dünstet aus und oft entsteht in Räumen ein Cocktail verschiedenster chemischer Substanzen, der Allergien auslösen kann oder gar krebserregend ist. Das kann man vermeiden", so Dimke.

Nach dieser Maßgabe entstanden auch die beiden Öko-Stadthäuser und die sechs angeschlossenen Eigentumswohnungen mit insgesamt rund 700 m² Wohn- und Nutzfläche. Neben einer alternativen energetischen Versorgung durch eine Pelletheizung, eine Solar- und eine Regenwassernutzungsanlage, spielte für ein baubiologisches Bauen vor allem die Wahl der Baustoffe eine wichtige Rolle. "Jeder Baustoff – vom Holz für den Dachstuhl bis zum Pflasterbelag für den Parkplatz vor der Wohnanlage, haben wir unter baubiologischen Gesichtspunkten ausgewählt", führt Wolfgang Dimke aus. "So setzten wir zum Beispiel bei der gesamten Dachkonstruktion auf konstruktiven statt auf chemischen Holzschutz. Die Dämmung besteht aus 20 cm Isofloc. Die gesamte Elektrobioinstallation wird sternförmig mit PVC-freien Leitungen ausgeführt, welche die vorhandenen magnetischen Felder größtenteils abschirmen. Die Schlafräume erhalten einen Netzfreischalter, der die Aufgabe hat, bei Verlöschen der letzten Lampe oder Abschalten des letzten Elektrogerätes in einem Stromkreis die elektrische Spannung abzuschalten."

Das baubiologische Konzept kam aber auch bei der Planung der Außenanlagen zum tragen: Eine besondere Herausforderung stellte die Wahl des Pflasterbelages für die 11 PKW-Stellplätze rund um die Pelletheizung dar, die sich außerhalb der Wohnanlage in einem separaten Haus befindet. "In erster Linie war hier ein ökologisches Pflastersystem gefragt, das in der Lage ist, auch größere Regenmengen ortsnah zu versickern, statt in die Kanalisation zu leiten", führt Wolfgang Dimke aus. "Wenn man auch im Garten ein gesundes "Wohnklima" schaffen möchte, dann darf man die Flächen einfach nicht versiegeln sondern sollte möglichst dafür sorgen, dass Regenwasser zurück in den Kreislauf gelangt. Gleichzeitig spielte für uns aber auch die Belastbarkeit des Pflasters eine besondere Rolle, denn zwei Mal im Jahr kommt der Tanklaster mit einer schweren Ladung Pellets. Diese besondere Belastung und den täglichen Verkehr durch die Pkw der Bewohner muss die Fläche aushalten."

Die Wahl für die zu befestigende, rund 300 m² große Fläche, fiel auf den Uni-Priora-Vitomax, einem Rasenkammerstein mit einem hohen Fugenanteil von ca. 38 Prozent. Anfallendes Niederschlagswasser wird in seinen rund ausgeformten und gleichmäßig angeordneten Öffnungen zurückgehalten und wieder an die Umwelt abgegeben. Darüber hinaus verfügt dieses Steinsystem über spezielle sinusförmige "Verbundnocken". Diese sorgen innerhalb der Fläche für eine Verzahnung und leiten statische und dynamische Belastungen in einem gewissen Umfang in die Fläche ab. "Mit dem Vitomax konnten wir sowohl den ökologischen als auch den funktionellen Anforderungen an die Pflasterfläche gerecht werden. Dieses Steinsystem liegt auch bei Rangierbewegungen der Tankfahrzeuge unverrückbar an seinem Platz", formuliert Wolfgang Dimke. "Aber auch die Ökobilanz dieses Steinsystems kann sich sehen lassen. Durch die großen Öffnungen im Stein wird bei der Herstellung einfach weniger Beton benötigt, dies spart den mit viel Energie hergestellten Zement."

Auch in baubiologischer Hinsicht schneidet die neue Pflasterfläche gut ab: Durch die Steinöffnungen, die mit einem auf die Bettung abgestimmten, filterstabilen Splitt verfüllt sind, kann ein Großteil des Niederschlages aufgenommen werden. Ein Teil davon versickert, ein anderer Teil verdunstet und schafft somit auch vor dem Haus ein gesundes "Wohnklima". Der Clou: "auch nach einem Starkregen gelangen die Anwohner trockenen Fußes in ihr Haus. Das hat zwar nichts mit Biologie zu tun, fördert aber ebenso das Wohlbefinden der Hausbewohner – schließlich steht der Mensch im Mittelpunkt", schmunzelt Wolfgang Dimke.

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