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Mit Vorurteilen zum Thema Stahlbau und Brandschutz aufräumen

Düsseldorf (ABZ). – Stahlbau hat viele Vorteile. Architekten und Planer wissen das ressourcenschonende Baumaterial mit seiner hohen Festigkeit und Tragfähigkeit zu schätzen. Doch wenn es um den baulichen Brandschutz geht, kämpft Stahl mit Vorurteilen. "Damit muss Schluss sein", sagt Dr. Rolf Heddrich, Geschäftsführer und Sprecher des Spitzenverbandes für das Bauen mit Stahl in Deutschland, bauforumstahl e. V. "Stahl bietet für jede Gebäudeklasse ganzheitliche Brandschutzkonzepte."
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Dr. Rolf Heddrich, Geschäftsführer und Sprecher bauforumstahl e. V. Foto: bauforumstahl

Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass Stahl brennt. Tatsächlich ist Stahl im Gegensatz zum Baustoff Holz als nicht brennbarer Baustoff mit dem Kürzel nb (nicht brennbar) in der Europäischen Normung klassifiziert. In diesem Zusammenhang hält sich bei Feuerwehrleuten das Vorurteil, dass heiße Stahlträger beim Löschvorgang zerspringen wie Glas. "Das ist nicht der Fall. Das Löschwasser verdampft, die Stahlträger kühlen ab, Einsturzgefahr besteht nicht.

Auch die Annahme, dass eine feuerbeständige Tragkonstruktion (R90) nicht oder nur mit großem Aufwand in Stahl realisierbar ist, ist falsch. "Für jedes Tragwerk in Stahl gibt es das passende Brandschutzkonzept. Und das muss ohnehin für jedes Gebäude unabhängig vom Baustoff erstellt werden", so Heddrich. Das fängt beim Anbringen von feuerfesten Dämmmaterialien an. Sie grenzen die Erwärmung des Stahls ein. So bleibt die Tragfähigkeit auch dann erhalten, wenn die Stahlkonstruktionen hohen Temperaturen ausgesetzt sind. Laut Brandschutzverordnung bedeutet das: 90 Minuten lang muss das Tragwerk bei einer Konstruktion der Feuerwiderstandsklasse R90 stabil bleiben. Diese Anforderungen richten sich im Einzelfall nach der Gebäudeklasse. "Ein Einfamilienhaus hat andere Vorgaben als ein mehrgeschossiges Stadthaus von 20 Metern Höhe oder eine Industriehalle. In jedem Fall lassen sich diese Vorgaben mit Stahl erfüllen."

Die zweite Möglichkeit bieten Brandschutzbeschichtungen. "Überall dort, wo der Stahl sichtbar bleiben soll, kommen Beschichtungssysteme ins Spiel. Das ist häufig bei Stahl-Glas-Konstruktionen der Fall", erklärt Heddrich. Brandschutzbeschichtungen funktionieren so: ab Temperaturen von etwa 200 °C schäumt die Oberfläche auf und sorgt für eine Isolierung des Stahlträgers. Auch hier sind alle Brandschutzanforderungen von R30 bis R120 unter Berücksichtigung der jeweiligen bauaufsichtlichen Produktzulassung erreichbar.

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Beispiele Brandschutzbeschichtungen: The Squaire, Frankfurt am Main. Foto: Rudolf Hensel

Das bedeutet: Bei R30 muss das Gebäude dem Brand für 30 Minuten Stand halten, um Menschen und Tieren aus den Bauwerken zu retten. Bei R120 sind es 120 Minuten.

Eine weitere Möglichkeit, um R30 für den ungeschützten Stahl zu erreichen, stellt neuerdings auch das Feuerverzinken dar. "Die Forschung der letzten Jahre hat gezeigt, dass feuerverzinkte Bauteile nicht nur einen sehr guten Korrosionsschutz aufweisen, sondern auch die Tragfähigkeit im Brandfall auf 30 Minuten verlängern können."

Darüber hinaus gibt es unterschiedliche Methoden mittels derer Stahlkonstruktionen bemessen werden. Dazu zählt das Naturbrandkonzept. "Hier geht man davon aus, dass die brennbaren Materialien nach einer gewissen Branddauer verbraucht sind und die Temperaturen wieder abnehmen, was der Realität entspricht. So kann unter Anwendung des Naturbrandkonzeptes im Einzelfall auf passive Brandschutzsysteme verzichtet werden", erklärt Heddrich. Das spiegelt auch der Eurocode seit 2012 wider. "Für die Bemessung gibt es eine ganze Reihe von Werkzeugen. Einige davon stellen wir auf unserer Homepage zur Verfügung", so Heddrich.

Dem großen Wissensdefizit bei Planern, Behörden und Feuerwehrleuten begegnet der Verband darüber hinaus mit Arbeitshilfen, Veranstaltungen und E-Learning-Angeboten zum Thema Brandschutz. "Die Entwicklung in diesem Bereich geht immer weiter. Gerade im Geschossbau begleitet der Deutsche Ausschuss für Stahlbau viele Forschungsvorhaben, eines davon befasst sich mit der Ausnutzung der Membranwirkung von Deckentragwerken in Verbundbauweise. Auch hier zeigt sich, dass der passive Brandschutzaufwand weiter reduziert werden kann. Bis hin zur Ausführung von ungeschützten Stahldeckenträgern trotz R90 Anforderung", so Heddrich. "Das zu kommunizieren, ist Aufgabe unseres Verbandes. Bis auch der letzte Bedenkenträger verstanden hat, dass Stahl für jede Gebäudeklasse ganzheitliche Brandschutzkonzepte bietet."

Mit dem neuen Cruise Center Baakenhöft in der Hamburger HafenCity wurde Deutschlands erstes Gebäude mit R30-Brandschutz durch Feuerverzinken im Mai 2020 fertiggestellt. Das Cruise Center Baakenhöft wird bis 2023 als Ausweichterminal dienen und darüber hinaus als multifunktionale Veranstaltungsstätte genutzt. Der als eingeschossige Halle in feuerverzinkter Stahlskelettbauweise ausgeführte Bau verfügt über eine Grundfläche von rund 1050 m². Das Stahltragwerk besteht aus einer Reihung von zehn Rahmenelementen mit Stützen aus HEM 240 beziehungsweise HEM 280-Profilen und HEM 280-Riegeln, die jeweils mittels vier HEB 200-Profilen verbunden wurden. Der Korrosionsschutz durch Feuerverzinken deckt beim Cruise Center Baakenhöft die Brandschutzanforderungen mit ab, ohne hierfür zusätzliche Kosten zu verursachen.

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