Baumaschineneinsatz in einer anderen Liga

Sportplatzbau bringt XXL-Raupe an ihre Leistungsgrenzen

Caterpillar Raupe Nutzfahrzeuge
Schiebt die Raupe Material vor sich her, hat sie eine ganze Felswand vor dem Schild. Foto: Zeppelin

RADEVORMWALD (ABZ). - So sieht der härteste Baumaschineneinsatz aus: Mit der Hilfe einer Cat D11T – mit 10 m Länge und 5 m Höhe eine der größten Raupen der Welt – zieht Sanders Tiefbau in Kooperation mit Rhiem & Sohn alle Register, um die Erdarbeiten für eine neue Sportanlage mit den dazugehörigen Funktionsgebäuden in Radevormwald im Bergischen Land, voranzubringen.

Es handelt sich um eine der größten Baumaßnahmen der Stadt in den vergangenen Jahren. Material der Bodenklasse 6 bis 7 muss ausgebaut, umgelagert und wieder verdichtet eingebaut werden. Der Reißzahn des Dozers ist rundum gefordert, den Fels zu lösen – dabei kommt er hart an seine Grenzen. In Summe macht das rund 25.000 m³ aus.

Um für das Reißen von Fels die nötige Leistung in Höhe von 634 kW (832 PS) aufzubringen und alle Kraftreserven zu mobilisieren, braucht es schon eine Raupe in der 110-t-Klasse, die auch das erforderliche Eigengewicht mit sich bringt. Alleine der Schild macht 17 t und der Aufreißer rund 10 t aus. Weitere Leistungsdaten der Raupe: ein Hubraum von 32,1 l. Im Tank haben 1609 l Platz. Wenn die Arbeiten ganz nach Plan und ohne Störungen laufen, dann geht an einem Tag eine ganze Tankfüllung zur Neige. Wer die Leistungsdaten auf einen Pkw überträgt, der im Schnitt mit 100 km/h unterwegs ist, könnte mit der Kraftstoffmenge rund 15.000 km zurücklegen.

Als sich die Mitarbeiter des Bauunternehmens im Sommer 2013 an die öffentliche Ausschreibung machten, spielten noch kurzfristig Überlegungen mit einer Cat Raupe vom Typ D8T oder D9T eine Rolle – doch diese Geräte wurden schnell fallen gelassen. Ein Blick in das Caterpillar Performance Handbuch genügte, um festzustellen, dass eine D8T oder D9T mit den seismischen Wellen, die der Reißzahn im Untergrund beim Lösen des Fels auslöst, nicht fertig wird. Theoretisch wäre auch ein Bagger mit Hammereinsatz denkbar gewesen. Doch angesichts der Ausmaße und der Dimensionen an bergischem Fels würde sich dann die Arbeit länger hinziehen – ganz zu schweigen von den Kosten.

Doch woher schnell eine D11T nehmen? Eine Handvoll Exemplare ist im Rohstoffabbau in Steinbrüchen im Einsatz. Die Raupe zählt aufgrund ihrer Größe nicht gerade zu den Brot- und Buttermaschinen, die in Deutschland auf jeder Baustelle anzutreffen sind und mit der jeder umgehen kann. "Unser Dank gilt Zeppelin, dass das Unternehmen einen temporären Einsatz so kurzfristig möglich machte", heißt es seitens der Geschäftsführung.

Der Firmenleitung ging es da wie vielen Unternehmern: Noch nie zuvor hatten sie so einen Maschinengiganten in den Einsatz geschickt. Bislang kannten sie die D11T nur aufgrund von Messebesuchen, wie auf der bauma, wo diese als Ausstellungsexponat fungierte. Bei diesem Sportplatzbau herrschen jedoch die Voraussetzungen für einen solchen Einsatz: "Mit der D11T ist es die wirtschaftlichste Art, diese Arbeiten auszuführen. Wir können sie zum Aufreißen von Fels und zum Materialtransport verwenden. Und mithilfe ihrer Laufwerkskette und ihrem Einsatzgewicht zerkleinert sie auch noch praktischerweise das aufgerissene Material", beschreibt der Geschäftsführer der Firma Sanders Tiefbau, Karl-Willi Fleischer, das Spektrum der Anwendungsmöglichkeiten.

Doch dieses steht und fällt mit dem Fahrer. Daher bedient dieses Spezialgerät auch nicht irgendjemand, sondern der Unternehmer Berthold Winz. Er gilt als einer der besten Cat Fahrer, die Deutschland zu bieten hat. Schon mehrfach konnte er sein Können bei den Deutschen und Europäischen Fahrermeisterschaften, ausgetragen von Zeppelin und Caterpillar, unter Beweis stellen. Der D11T steht ihr kleinerer Bruder, eine Cat Raupe vom Typ D6N, zur Seite, die Berthold Winz unterstützt. Diese Raupe ist mit dem Minibagger 302.5C sowie dem Kettenbagger 336DL ein weiteres Gerät der Marke Caterpillar auf der Sportplatzbaustelle.

Doch größentechnisch spielen sie in einer anderen Liga, wie Karl-Willi Fleischer verdeutlicht: "Als ich unsere Mitarbeiter fragte, wofür wir auf der Baustelle noch einen Minibagger brauchen, wenn wir einen Kettenbagger haben, kam die Antwort von Berthold Winz, dass wir damit die Ketten der Raupe sauber machen. Mit einer Schippe kommt man hier nicht weiter." Schließlich ist der Baumaschineneinsatz einer D11T in dieser Dimension nichts Alltägliches. "Man denkt gar nicht, wie gefühlvoll man eine D11T steuern muss", erklärt Berthold Winz, der das 110-t-Geschoss lenkt. Dabei setzt er den Ripper in einer Schicht an und bleibt dann einfach in der Spur. "Gegenzusteuern wäre hier ein grober Fehler, sonst wäre die volle Leistung dahin. Man muss die Raupe einfach in der Spur laufen lassen. Das ist der ganze Trick", ergänzt er. Schiebt er Material vor sich her, dann hat er eine ganze Felswand vor sich. Das Fassungsvermögen variiert zwischen 27 bis 44 m³, was in etwa drei Sattelzügen entspricht. Beim Umgang mit Fels betritt die Sanders Gruppe Neuland. "Baumaßnahmen am Niederrhein oder im Bergischen Land stellen sich komplett anders dar", so Karl-Willi Fleischer, als er den offiziellen Spatenstich einläutete. "Im Betätigungsfeld rund um den Firmensitz in Schwalmtal haben wir es vornehmlich mit kiesig-sandigen und lehmigen Bodenverhältnissen zu tun."

Die Firma Sanders Tiefbau wurde im Jahre 1957 gegründet. Damals wurde begonnen mit dem Abbau von Ton und Kies. Später erfolgte dann der Einstieg in den allgemeinen und speziellen Tiefbau, zunächst mit dem Schwerpunkt Deponiebau. Mittlerweile hat sich die Abfallbeseitigung grundlegend geändert, so dass der Deponiebau einschließlich Deponierekultivierung, einstiger Unternehmensschwerpunkt, immer mehr an Bedeutung verliert. Es wurden hier zusätzliche und neue Geschäftsbereiche bei der Firma Sanders Tiefbau entwickelt, insbesondere sind das die Standbeine Sanierung von Böden und Altlasten sowie Abbrüche und Rückbauten von Industrieanlagen. Ein weiteres großes Betätigungsfeld ist die Kanalsanierung in der "geschlossenen" Robotersanierung als auch in der konventionellen "offenen" Bauweise.

Gerade in der Anfangsphase einer Baumaßnahme wie einem neuen Sportplatz komme eine besondere Bedeutung zu. "Die Erdarbeiten sind das A und O. Schließlich werden hier die Voraussetzungen für den Sportplatz geschaffen", ist die Auffassung von Bürgermeister Dr. Josef Korsten. Sie sollen 2014 fertig sein. Dann geht es mit den anderen Gewerken weiter. Ein Zaun muss errichtet, eine Beleuchtung installiert und eine Kunststoffbahn eingebaut werden, damit die Anlage ab dem Schuljahr 2015/2016 in Betrieb gehen kann. Radevormwald stellt für den neuen Sportplatz insgesamt 2,6 Mio. Euro im Haushalt bereit. Das sei ein stattlicher Betrag für eine Kommune, so der Bürgermeister. Doch in der Gemeinde fehle es an freien Sportanlagen für ihre drei Schulen und die zukünftige Sekundarschule. Der Unterricht soll dadurch attraktiver werden. Auch die örtlichen Vereine sollen den Sportplatz nutzen dürfen, insbesondere der vor fünf Jahren neu gründete Fußballverein.

"Wer das Gelände sieht, dem erklären sich die Ausgaben von selbst. Der felsige Untergrund sorgt dafür, dass es sich hier um eine sehr aufwendige Baumaßnahme handelt", so Dr. Korte. Er wünschte dem beauftragten Unternehmen viel Erfolg und ließ es sich nicht nehmen, selbst den Zündschlüssel der D11T umzudrehen, um so den symbolischen Startschuss für die Baumaßnahme zu geben.

Auch hat die Firma Sanders Tiefbau weiteren Mitarbeitern, vor allem den ehemaligen Bagger- und Raupenfahrern, die Gelegenheit gegeben, sich den Giganten D11T aus der Nähe anzuschauen. Hierzu wurden die Mitarbeiter mit einem Bus nach Radevormwald gefahren. Auch für das leibliche Wohl aller Beteiligten war vor Ort ausreichend gesorgt.

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