Baumaschinenhersteller Bobcat

Investitionen in die Zukunft werden nicht gestoppt

Scott Park, Vorstandsvorsitzender, Präsident und CEO von Doosan Bobcat, sprach mit ABZ-Chefredakteur Kai-Werner Fajga über die Zukunftspläne des Baumaschinenherstellers.
Bobcat Bagger und Lader
Scott Park (Vorstandsvorsitzender ist Präsident und CEO von Doosan Bobcat) auf der bauma 2022. Foto: Kai-Werner Fajga

ABZ: Herr Park, welches Gefühl haben Sie von der bauma 2022 mitgenommen?

Park: Ein sehr gutes. Am ersten Tag hatten wir noch etwas Bedenken wegen des schlechten Wetters, aber dann hatten wir viele interessierte Gäste an den Ständen und konnten intensive Diskussionen und Gespräche beobachten. Ich hatte den Eindruck, dass es viel lebhafter zuging als auf der letzten bauma.

ABZ: Welche Erwartungen hatten Sie an die bauma?

Park: Meine Erwartungen an die bauma waren gespalten. Wir haben die Covid-Pandemie und alle anderen Umstände durchgemacht, die die Art und Weise verändert haben, wie wir mit Menschen interagieren und wie wir zusammenkommen. Große Shows existierten eine Zeit lang gar nicht mehr. Viele waren sehr eingeschränkt in ihrem Wirkungsraum. So war diese bauma endlich wieder eine Gelegenheit, sich kennen zu lernen, wieder offener zu werden, so wie früher. Gleichzeitig habe ich damit gerechnet, dass es anders als früher sein wird. Denn wir haben eine massive Veränderung unserer Mentalität und unserer Denkweise erfahren müssen. Und das wird jetzt in Technologie und Know-how von Herstellern wie uns umgesetzt, beispielsweise in den Bereichen Digitalisierung und Onlinelösungen. Es lief bereits in einem guten Tempo, aber aufgrund der Pandemie haben wir eine enorme Beschleunigung in diesem Bereich erlebt. Aus persönlicher Sicht ist es also eine Art Rückkehr zur Normalität und gleichzeitig aus technologischer und zukunftsgerichteter Sicht ein großer Sprung Richtung Veränderung. Das waren also meine Erwartungen an die bauma - Leute treffen, Hände schütteln und einfach wieder in der Lage sein, Beziehungen wieder aufleben zu lassen, während wir gleichzeitig über verschiedene Dinge sprechen können, anstatt nur über die Funktionen einer Maschine.

ABZ: Wie viele neue Produkte hat Bobcat dieses Jahr auf der bauma gezeigt?

Park: Eine Menge. Es waren mehr als 40 neue Produkte, die wir vorgestellt haben. Im Vergleich zur bauma 2019 sind 85 Prozent unserer ausgestellten Maschinen noch nie auf der Messe zu sehen gewesen. 85 Prozent unseres Portfolios haben sich also aus Kundensicht verändert. Verglichen mit unserem gesamten Portfolio, haben wir sogar noch mehr neue oder überarbeitete Modelle. Wir haben uns in den letzten fünf Jahren ein wenig verändert. Tatsächlich haben wir auch unsere Kultur und die Art und Weise, wie wir uns innerhalb des Unternehmens verhalten, verändert.

So ist zum Beispiel unsere Marke sehr stark und repräsentativ geworden. Unser Marken-Selbstverständnis ist in dieser Zeit gewachsen und wir konnten auch das tun, was ich "die Marke entfesseln" nenne. Seit jeher definiert die Industrie, was ein kompakter Minibagger oder ein kompakter Radlader ist. Aber unseren Kunden ist es egal, wie die Branchendefinition lautet. Also haben wir im Dialog mit Kunden ergründet, was genau Produktpakete ausmacht oder welche Produkte Kunden brauchen. Es ging weniger darum, innerhalb einer bestimmten Produktgruppe eine Kontinuität zu wahren, sondern eher darum, sich auch auf andere Bereiche auszudehnen. Ganz neu bei uns ist der Bereich Bodenbearbeitung. Wir haben das Segment in den USA erst ab dem Jahr 2020 wirklich nachhaltig in den Markt eingeführt. Und genau in diesem Bereich werden wir in diesem Jahr voraussichtlich mehr als 700 Millionen US-Dollar Umsatz erzielen. Wenn ich jemandem vor zehn Jahren gesagt hätte, lass uns in den Gartenbau-Bereich einsteigen, lass uns Rasenmäher mit Nullwenderadius verkaufen, hätte er mich angesehen und gesagt "Du bist verrückt. Das ist nicht unser Kerngeschäft."

Aber dann haben wir festgestellt, dass es nicht nur darum geht, was wir mit unserem Know-how und Kompetenzen aus der Markenperspektive heraus tun können. Noch wichtiger war es, ein Teil im Portfolio unserer Kunden und Händler zu sein. Wenn wir also ein erweitertes Paket anbieten, mit dem Kunden alles aus einer Hand bei uns bekommen können und gleichzeitig in einem verschlankten Prozess besseren Service und Ersatzteile erhalten können, ist das wie eine Win-Win-Situation für beide, oder? Und deshalb haben wir in den letzten fünf Jahren mehr neue Produkte, neue Konzepte, neue Funktionen und neue Innovationen eingeführt als in den gesamten 63 Jahren davor zusammengenommen.

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ABZ: Wie reagieren Ihre Kunden darauf?

Park: Sie lieben es. Es ist unglaublich. Und wir haben noch nicht einmal das komplette Angebot zur Bodenbearbeitung vorgestellt, weil wir es noch ausbauen. In zwei Jahren haben wir unseren Umsatz von 180 Millionen US-Dollar auf über 700 Millionen gesteigert. Und das ist schon eine ganze Menge.

ABZ: Was waren die Highlights von Bobcat zur bauma?

Park: Natürlich gab es mehrere Hardware-Highlights, aber auch Digitalisierung, Autonomie und Elektrifizierung sind hier zu nennen. Nehmen Sie zum Beispiel unser unser transparentes T-OLED Touch-Display. Das ist noch ein Prototyp, könnte aber ein "Game Changer" werden. Wir haben zum Beispiel an einem Teleskoper-Ausleger die Kameraposition so ausgerichtet, dass der Bediener quasi durch den Ausleger um die Maschine herum sehen kann. Bei der Lösung handelt es sich um ein Live-Display, auf dem Sie Dinge per Berührung schieben und ausblenden können. Sie können beispielsweise ein Live-Video der Rückfahrkamera darauf anzeigen, ein Messgerät, oder viele andere Dinge.

Und sie können es in der Helligkeit verändern oder komplett transparent schalten. Dann haben wir unseren vollelektrischen Kompakt-Raupenlader T7X vorgestellt, den wir schon zuvor in Las Vegas auf der Conexpo vorgestellt hatten. Die bauma-Besucher waren sehr begeistert von diesem Modell das vollelektrisch ist und selbst ohne Hydraulikflüssigkeit auskommt. So wird verhindert, dass Hydraulikflüssigkeit durch einen Defekt austritt und so die Umwelt verschmutzt. Damit haben wir eine vollelektrische Maschine geschaffen, die am Ende des Tages leistungsfähiger, ist als unsere ursprüngliche Maschine mit Verbrennungsmotor.

Buchstäblich geräuschlos und voll elektrisch mit nur zwei Litern umweltfreundlicher Kühlflüssigkeit und das war's. Wir haben gar nicht erwartet, dass es einen so großen Markt dafür gibt, es ging mehr darum zu zeigen, was wir konzeptionell umsetzen können. Der T7X kam jedoch sehr gut an und wurde schon vor offizieller Einführung zahlreich vorbestellt. Wir hatten einen Auftrag für mehr als 20 Millionen US-Dollar für diese Produkte, noch bevor wir sie produzierten. Und da war der T7X nur ein Konzept.

ABZ: Haben Sie schon mit dem Verkauf angefangen?

Park: Wir haben bereits eine Maschine ausgeliefert, die gemeinsam mit dem Kunden gebaut wurde und nun mit der Produktion begonnen. Die Maschine ist also jetzt in Nordamerika verfügbar.

ABZ: Wann wird sie hierzulande erhältlich sein?

Park: Es gibt hier einige Einschränkungen. Einerseits können wir gerade genug produzieren, um die Nachfrage bedienen zu können. Andererseits arbeiten wir noch an der CE-Zertifizierung für Europa, was aber kein großes Problem darstellen wird, da bereits alle Komponenten, die sich in der Maschine befinden, für Europa zertifiziert sind. Jedoch können wir die Maschine erst Ende nächsten Jahres bauen, wenn heute jemand Interesse äußert. Zudem stellt sich die Frage, nach dem Anspruch des Marktes hierzulande. Die grundsätzlichen Anforderungen in Europa sind ohnehin etwas anders als in Nordamerika. Die Größe der Maschine ist ideal für Nordamerika, in Europa sind eher kompaktere Maschinen gefragt. Und die 700er-Serie ist eine sehr nordamerikanische Maschine. Europa tendiert eher zur 500er-Serie, also etwas kleiner.

ABZ: Hat sich die Nachfrage nach elektrischen Baumaschinen in Europa verändert?

Park: Die Nachfrage ist aktuell noch recht überschaubar. Auf elektrische Antriebe umzustellen ist noch eine Herausforderung. Viele fahren privat schon elektrisch. Es geht aber nur darum, wie schnell diese Kurve nach oben geht, auch im Baumaschinenbereich. Und im Moment ist sie noch ziemlich flach. Es müsste etwas geben, das für eine Steigerung sorgt. Normalerweise wäre das eine Art Regulierung oder eine Subvention oder etwas in dieser Richtung.

ABZ: Was halten Sie von Brennstoffzellen als Antriebsalternative?

Park: Wir haben kürzlich Wasserstoffzellen in einem Gabelstapler verbaut. Das ist nicht die finale Lösung, aber zumindest haben wir bereits Lösungen entwickelt und arbeiten auch weiter daran. Es ist eben ein kompakter Gabelstapler und noch keine Lösung für größere Baumaschinen. Aber blicken wir einfach etwas weiter in die Zukunft. Wenn wir uns in einigen Jahren ein Diagramm mit Antriebsarten ansehen, werden Sie darin drei Balken entdecken. Sie werden Diesel sehen, Elektro, und Wasserstoff. Die Frage ist nur, welchen Anteil jedes dieser Produkte im Markt hat.

Weil viele sich aktuell auf die Elektroantriebe konzentrieren und so viel in die eigene Zukunft investieren, wird der Anteil an Elektroantrieben größer sein als der von Wasserstoffantrieben. Es wird noch mindestens fünf bis zehn Jahre beim Thema Wasserstoff dauern, auch weil in Deutschland aktuell noch limitierte Infrastruktur für diese Antriebsart zur Verfügung steht. Der Grund, warum Wasserstoff so interessant ist, ist abgesehen von der Energiedichte und den Gewichtseigenschaften die Transportfähigkeit dieses Gases. Meine Ingenieure mögen es nicht, wenn ich das jetzt sage, aber es ist letztendlich wie Diesel. Sie können es auf einen Lkw laden und dorthin fahren, wo Maschinen mit Wasserstoff betankt werden müssen. Genau wie Sie es mit Diesel tun. Es ist einfach sehr leicht zu handhaben. Und wenn man davon ausgeht, dass die Infrastrukturkomponenten föderal innerhalb der Länder durchgeführt werden, dann sieht man durchaus einen Trend.

Und Sie sehen davon bereits Ansätze in verschiedenen Teilen der Welt, wie zum Beispiel in Nordamerika. Sie können bestimmte Lagerhäuser und bestimmte Betriebe sehen, in denen viele Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lösungen eingesetzt werden.

Den Verteilungspunkt und den Erzeugungspunkt haben sie auch gleich dort. Regierungen arbeiten auch an der Prämisse der gesamten elektrischen Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff. Es gibt Sonne, Wind und vielleicht sogar Atomkraft als Energiequellen, die auch dann Strom liefern, wenn er nicht benötigt wird.In diesen Zeiten kann die überflüssige Energie genutzt werden, um Wasserstoff zu produzieren.

Wasserstoff hat auch keine Auswirkungen auf das Stromnetz, was in Nordamerika ein großes Problem darstellt. Das Stromnetz dort ist eigentlich zu schwach und zu alt.

ABZ: Sie haben zur bauma auch einen neuen elektrischen Bagger vorgestellt?

Park: Ein Minibagger der Zwei-Tonnen-Klasse, das ist richtig. Seit Kurzem nehmen wir Bestellungen dafür entgegen, denn das Gerät wird im an Januar verfügbar sein. Es ist keine Konzeptmaschine, kein Prototyp, sondern eine echte marktreife Maschine.

ABZ: Und der Wasserstoff-Gabelstapler?

Park: Der Gabelstapler wird in Korea verfügbar sein, da es sich um ein Joint Venture mit mehreren Unternehmen handelt. Wir haben noch nicht entschieden, ob wir das Wissen aus der Gabelstapler-Perspektive nutzen und es in unsere Baumaschinen überführen.

ABZ: Eine letzte Frage. Wie schätzt Bobcat die aktuelle Marktsituation ein, vor allem in Deutschland und Europa?

Park: Das ist ein großes Fragezeichen. Wenn Sie mit den Top-Ökonomen in den Finanzinstituten sprechen, ist immer von einer globalen Rezession die Rede. Doch wenn man von globaler Rezession spricht, stellt sich die Frage, wie lange diese erhalten bleibt? Mit Blick auf die größte Volkswirtschaft in Nordamerika heißt das sicherlich – nicht so lange, aber vielleicht könnten es zwölf bis 18 Monate werden. Wenn Sie die Ökonomen in Europa fragen, schätzen diese wahrscheinlich noch ein wenig länger. Die Länge ist also wahrscheinlich ungefähr gleich, aber das Ausmaß wird größer sein. Aber da gibt es viele Fragezeichen.

Eines dieser Fragezeichen ist, dass vieles im Marktgeschehen mit der Ukraine und Russland zu tun hat. Es hängt viel davon ab, was dort passiert. Es ist also gerade eine schwierige Situation für Europa. Aber unsere Sichtweise auf Europa und eigentlich auf die ganze Welt, ist die, dass das nächste Jahr alles andere als schlecht werden wird.

Alle Hersteller hatten Lieferkettenprobleme, ob nun mit Computerchips oder anderen Komponenten. Wir mussten Produkte zu 99,9 Prozent fertig bauen, bevor der letzte Chip kam, und erst dann konnten wir es verkaufen. Es gab einen Zeitpunkt, da hatten wir in einem Lager in Nordamerika über 5000 Einheiten von zu 99,9 Prozent fertigen Produkten. Und wir konnten die Lagerbestände unserer Händler nicht füllen. Das hat sich nun wieder normalisiert und es bedeutet, dass selbst bei einem Rückgang der Wirtschaft immer noch eine Großhandelsnachfrage vorhanden sein wird, um die Lagerbestände aufzufüllen und sich darauf vorzubereiten, dass sich der Markt wieder normalisiert und zu wachsen beginnt. Für mich sind viele dieser Regressionen nicht für die Ewigkeit. Das sind immer temporäre Probleme. Und wenn wir unser Geschäft betrachten, schauen wir auf Zeiträume von fünf, zehn oder zwanzig Jahren. Wir müssen uns noch auf heute und morgen vorbereiten, nach Modellen wie dem T7X streben, nach intelligenten, autonomen Lösungen, Wasserstoffantrieben und vielen anderen Dingen. Nur weil wir einen Abschwung erleben, bin ich nicht bereit, Investitionen zu stoppen, oder zu reduzieren. Bobcat ist in einer sehr starken finanziellen Position.

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