Baurohstoff Kies

Studie warnt vor zunehmenden Engpässen

Baustoffe
Ein Kiesbagger fördert in einer Kiesgrube Sand und Kies zu Tage. Ob Brücken, Autobahnen oder Wohnungen - an vielen Stellen in Deutschland wird gebaut. Nötig ist dafür reichlich Beton und damit auch Sand und Kies als Rohstoff. Foto: Roland Weihrauch/dpa

Hannover (dpa). - Die Versorgung mit Kies als wichtigstem heimischen Baurohstoff wird in Deutschland zunehmend schwierig. Nachdem es in den vergangenen Jahren erstmals Engpässe im Ruhrgebiet und in Hamburg gegeben hatte, weiteten sich die Probleme auf andere Regionen wie Mannheim/Karlsruhe und Berlin/Potsdam sowie Teile Niedersachsens und Bayerns aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover.

Aufträge für größere Baumaßnahmen würden teils nicht mehr angenommen, zuerst Stammkunden bedient und Kiesmengen nach Verfügbarkeit zugeteilt. „Die Situation wird sich deutschlandweit weiter verschärfen, da die Ursachen fortbestehen“, sagte der Hauptautor der Studie, Harald Elsner. Kies wird vor allem zur Herstellung von Beton verwendet.

Dem Zentralverband Deutsches Baugewerbe zufolge besteht in Deutschland zwar „keine Notlage, was Kies und Sand angeht“ - es gebe aber einen Mangel, weil kaum noch neue Abbaugebiete genehmigt werden. Zudem seien aktuell wegen des neuartigen Coronavirus Lieferengpässe aus dem Ausland zu beobachten, die allerdings von heimischen Firmen ausgeglichen würden.

Deutschland ist geologisch reich an Kies, allerdings steht nur ein Teil der Vorkommen für den Abbau zur Verfügung. So sind laut BGR beispielsweise in Baden-Württemberg rund 70 Prozent der Kiesvorkommen bebaut oder liegen in Schutzgebieten. Für Landwirte sei zudem der Ackerbau derzeit ertragreicher als das Angebot der Rohstoffindustrie.

Vor einem Jahr hatte die Bauwirtschaft bereits gewarnt, dass im Immobilienboom mancherorts der Sand ausgehe. Im Vergleich dazu sei die Situation beim Kies allerdings deutlich angespannter, heißt es von der BGR: „Kies ist aus geologischen Gründen seltener als Sand, der Bedarf aber weitaus höher.“ Als Beispiel führt die Studie die Zusammensetzung von Beton an: Bei den sogenannten Gesteinszuschlägen mache Sand etwa ein Drittel aus, Kies und Splitt aus Natursteinen hingegen knapp zwei Drittel.

Der Unterschied zwischen Sand und Kies liegt in der Größe. Beide können aus unterschiedlichsten Mineralen bestehen - sind die Körner des Sediments 2 bis 63 Millimeter groß, ist von Kies die Rede, sind sie kleiner, von Sand. Im Gegensatz zu Splitt und Schotter ist Kies zudem abgerundet.

Besonders wichtig ist der Rohstoff für die Transportbetonindustrie. Mehr als 40 Millionen Tonnen Kies hat sie im Jahr 2018 benötigt, damit ist dieser Zweig der größte Abnehmer. Die Zahl der Stellen, an denen Sand und Kies in Deutschland gewonnen werden, ist jedoch seit den 1990er-Jahren rückläufig. Gab es der Studie zufolge 1995 noch mehr als 3000 Werke, sind es heute weniger als 2000.

Die Versorgungsengpässe resultieren allerdings nicht aus einem zu geringen Angebot. Die abgebaute Menge ist seit 2012 sogar um 10 Prozent gestiegen. Wegen privater und öffentlicher Bauvorhaben war indes die Nachfrage in den vergangenen Jahren extrem hoch. Um 5 bis 10 Prozent sind die Kiespreise deswegen pro Jahr gestiegen.

Mit Blick auf die Zukunft droht den Studienautoren zufolge ein weiteres Problem: Die Genehmigung neuer Abbauflächen komme nur schleppend voran. So liefen allein in der Region Chemnitz in den nächsten zehn Jahren zwölf wichtige Kiessand-Lagerstätten aus. Ersatzflächen seien jedoch von der Regionalplanung bisher nicht ausgewiesen worden.

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