Baustiftung

Austauschbare Kommerzarchitektur wird nicht gewünscht

BERLIN/POTSDAM (dpa). - Die Debatte über die Berliner Mitte und der Bürgerprotest um den Stuttgarter Hauptbahnhof sind für die Bundesstiftung Baukultur Beispiele für das wachsende öffentliche Interesse am Städtebau. "Die Menschen haben die Nase voll von austauschbarer Kommerzarchitektur", sagte der Stiftungsvorsitzende Michael Braum (56) der Nachrichtenagentur dpa in Berlin. "Es geht dabei nicht um die ermüdenden Debatten über die Besonderheit einzelner Gebäude von Stararchitekten." Politik und Fachleute könnten das Vertrauen nur wiedergewinnen, wenn sie auf die jeweilige Situation der Städte eingehen. Dafür wirbt die Stiftung, die seit 2008 in Potsdam arbeitet.

Die Verstümmelung des Stuttgarter Hauptbahnhofs durch den Abriss der Seitenflügel des Bonatz-Baus sei ein Skandal. Trotz jahrelanger Proteste werde ein einmaliges Ensemble der frühen Moderne geopfert.

Auch den bisherigen Verlauf der Gestaltung des Alexanderplatzes und des Areals am Berliner Hauptbahnhof sieht Braum kritisch. "Das Einkaufszentrum Alexa ist für den Stadtraum eine Katastrophe", sagt er zum Alexanderplatz. Ein vor knapp einem Jahr eröffnetes Hotel als bisher einziger Neubau am Hauptbahnhof sei dem Standort nicht angemessen und ein schlechtes Beispiel für künftige Projekte an diesem für Berlin wichtigen Ort.

Die Verantwortung für die Einhaltung von Qualitätsmaßstäben liege nicht nur bei der öffentlichen Hand. "Hier sind Architekten und private Bauherrn genauso gefordert." Die zentrale Frage ist für Braum: "Wie bekommen wir es hin, dass sich öffentliche und private Bauherren für Qualität entscheiden und sie der Gewinnmaximierung voranstellen." Statt Erfüllung von Richtlinien müsse bei den Behörden eine stärkere persönliche Verantwortung einziehen. Auch die Berliner sollten sich stärker in die Diskussion um die zentralen Orte der Stadt, wie Alexanderplatz oder Hauptbahnhof, einbringen. "An solchen Identität stiftenden Orten darf kein Gebäude ohne Wettbewerb und öffentliche Fachdiskussion genehmigt werden."

Allerdings schütze ein Wettbewerb nicht vor schlechter Architektur, wie das Beispiel Alexa zeige. "Wenn im Verlauf klar wird, dass ein Projekt sich nicht an die Qualitätsmaßstäbe hält, sollten es die Möglichkeit einer Intervention der öffentlichen Hand geben." Nach der Rechtslage hätten die Behörden nicht viel mehr zu entscheiden, als über Lage, Breite und Höhe von Gebäuden. Die Bauverwaltung müsste auch Vorgaben zur kleinteiligeren Gestaltung und Nutzung durchsetzen können.

Bei den geplanten Einkaufswelten und Hochhäusern am Alexanderplatz müssten die Erdgeschosszonen an den öffentlichen Raum angebunden und von allen Seiten erlebbar und zugänglich sein. "Der Qualitätsmaßstab wird hier durch die über Jahrhunderte hinweg gewachsene Erfahrungen europäischer Stadtbaukultur gesetzt. Diese Erfahrungen dürfen nicht durch die rein ökonomische Betrachtung unserer Stadtentwicklung vollständig außer Kraft gesetzt werden", sagte Braum.

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