Baustofftechniktag

Teilnehmer besuchten Tunnelbaustelle

Die Teilnehmer des Baustofftechniktages konnten sich einen Eindruck von der Großbaustelle des Boyneburg-Tunnels verschaffen. Foto: Dyckerhoff

Morschen (ABZ). – Im Mittelpunkt des Baustofftechniktages von Dyckerhoff stand kürzlich der Bau der neuen A 44 und des Tunnels Boyneburg. Teilnehmer besuchten die Großbaustelle des zweiröhrigen Tunnels. Peter Wöbbeking von Hessen Mobil aus Eschwege erläuterte auf dem Baustofftechniktag, was den Bau der Autobahn von anderen Projekten dieser Art unterscheide und was die Durchführung der Arbeiten so komplex mache. Demnach sei die Linienführung der rund 65 Kilometer langen, "raum- und strukturangepassten Regionalautobahn", die künftig Kassel mit Eisenach verbinden wird, vom nationalen und europäischen Naturschutzrecht und den damit verbundenen Auflagen beeinflusst worden, so Wöbbeking. Um die Grünflächen zu schonen, mussten 13 Tunnel gebaut werden – das entspreche einem Viertel der gesamten Strecke. Hinzu seien 15 jeweils mehr als 100 Meter lange, Großbrücken gekommen. Auch das mehr als 6 Kilometer lange Teilstück zwischen den Anschlussstellen Sontra und Ringgau – mit dem 1,7 Kilometer langen Tunnel Boyneburg – führe mitten durch ein geschütztes Flora-Fauna-Habitat, so Wöbbeking.

Die Teilnehmer des Baustofftechniktages konnten sich selbst einen Eindruck von der Großbaustelle verschaffen. Mit mehreren Kleinbussen und fachkundigen Begleitern der beiden am Bau beteiligten Firmen, Strabag und Züblin, ging es in den zweiröhrigen Boyneburg-Tunnel. Dort wird das Vortriebskonzept der Neuen Österreichischen Tunnelbaumethode (NÖT) eingesetzt. Die Teilnehmer konnten sich auch von den gewaltigen Erdbau-Arbeiten, bei denen auf rund 4,5 Kilometer mehr als 2 Millionen Quadratmeter Erde bewegt werden, ein Bild machen.

Bei der Veranstaltung thematisierte Prof. Dr. Wolfgang Kusterle von der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH) zudem den zeitgemäßen Tunnelbau. Er erläuterte, welche zusätzlichen Anforderungen heutzutage an Tunnelbetone gestellt werden. Zukünftig müssten die Betonrezepturen so optimiert werden, dass Zement und Zusatzstoffe die zentralen Einflussfaktoren auf den Spritzbeton günstig beeinflussen, so Kusterle. Dazu zählten beispielsweise Versinterungspotential, Dauerhaftigkeit und Nachhaltigkeit, aber auch Frühfestigkeit und Verarbeitbarkeit des Materials.

Jan Poser von der TPA GmbH aus Erfurt sprach über die Wehretalbrücke, die zum Bau der A 44 gehört. Sie wird als zweistegiger Plattenbalken errichtet, der längs vorgespannt wird und eine Stützweite von 669 Metern hat. Für ihren Bau werden rund 28.000 Kubikmeter Beton verwendet. Poser erläuterte die betontechnologischen Anforderungen für den Bau der Brücke. Er schilderte, wie der passende Zement ausgewählt wurde und wo und wann welche Betone beim Bau der Wehretalbrücke eingesetzt wurden.

Die Teilnehmenden erfuhren auf der Baustelle, dass bei den Erdbau-Arbeiten eine qualifizierte Bodenverbesserung durchzuführen war, so die am Bau beteiligten Unternehmen. Dazu sei ein dreiprozentiges Kalk-Zementgemisch vorgeschrieben gewesen. Konstantin Keplin vom Heidenlabor für Baustoff- und Umweltprüfung und Gütegemeinschaft Bodenverfestigung e. V., beschäftigte sich in seinem Vortrag mit der dort angewandten "Bodenbehandlung mit Bindemitteln". Diese lasse sich seinen Angaben zufolge nur dann zielführend umsetzen, wenn sowohl im Rahmen der Vorbereitung als auch bei der Bauausführung entsprechende Regelwerke beachtet würden.

Dr. Diethelm Bosold vom Information Zentrum Beton in Erkrath befasste sich mit Potenzialen für Beton im kommunalen Straßenbau. Da der kommunale Betonstraßenbau bislang nur wenig erschlossen sei, gäbe es seiner Ansicht nach ausreichend Marktpotenziale und Aufträge für die Transportbetonindustrie.

Gute Einstiegmöglichkeiten in den kommunalen Betonstraßenbau sehe Bosold bei hochbelasteten Straßenbauwerken wie Busverkehrsflächen, Kreisverkehren und Kreuzungen. Thomas Wolf, Vorstand der Gütegemeinschaft Verkehrsflächen aus Beton e. V., München, ergänzte Bosolds Ausführungen. In seinem Vortrag zu den "Entwicklungen und den Perspektiven des Betonstraßenbaus" ging es hauptsächlich um Fernstraßen. Diese seien ein wesentlicher Bestandteil der Mobilität und wichtig für den Warenverkehr und eine funktionierende Wirtschaft, so Wolf. Er sehe daher dauerhafte Bauweisen für den Fernstraßenbau als Grundvoraussetzung an, um lange von diesen Straßen zu profitieren und gleichzeitig weniger Erhaltungsaufwand betreiben zu müssen. Aufgrund dessen müsse die Deckendichte der Straßen erhöht werden, empfahl er. Zudem biete das neue Grinding-Verfahren eine Alternative zur bisherigen Texturierung des Frischbetons in der Waschbeton-Bauweise. Mit diesem Verfahren ließen sich Wolf zufolge sehr ebene, griffige und geräuscharme Betonstraßendecken herstellen. Zuletzt präsentierte Sven Kuhfeldt von der Niederlassung Betontechnologie der Dyckerhoff Beton GmbH, Leverkusen, den Teilnehmern Dyckerhoff-Baustoffe und Dienstleistungen für den Infrastrukturbereich.

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