Bauwerk durchtrennt

Schöpfwerk am Meer wird umgebaut

Amiblu Rohr- und Leitungsbau
Die vier neuen Auslaufleitungen, bestehend aus den "Flowtite"-Kanalrohren, werden hinter dem Pumpengebäude verlegt und zur Auftriebssicherung mit Beton ummantelt. Foto: II. Oldenburgischer Deichband

Wapelersiel (ABZ). – In Bezug auf den Klimawandel mit steigenden Meerwasserspiegeln gewinnt das Thema Küstenschutz zunehmend an Bedeutung. Daher entschied sich der II. Oldenburgische Deichband für die Baumaßnahme "Jade-Wapeler-Siel".

Dort soll der Deich, auf Grundlage aktueller Bemessungswasserstände, verstärkt und erhöht werden. Das vorhandene Siel konnte die höheren Belastungen aus solchen Baumaßnahmen nicht mehr aufnehmen, erläuteren die Verantwortlichen. Daher mussten vier Sielzüge neu erstellt und die Auslaufleitungen des Mündungsschöpfwerkes (MSW) verlängert werden. Der Entwässerungsverband Jade wird die Bauwerke nach Fertigstellung übernehmen und betreiben.

Die "Planungsgemeinschaft Küste" – ein Projektzusammenschluss von IPP Ingenieurgesellschaft Possel u. Partner GmbH, Kiel, und BN-Umwelt GmbH, Kremperheide – hat die umfangreichen und herausfordernden Projektmaßnahmen geplant. Die bauliche Umsetzung übernahm die Arbeitsgemeinschaft "Jade-Wapeler-Siel Los 2", bestehend aus der Ludwig Freytag GmbH & Co. KG, Oldenburg, für die technische Geschäftsführung, der Tiefbau GmbH Unterweser, Oldenburg, für die kaufmännische Geschäftsführung und der Herdejürgen & Harmsen Baugesellschaft mbH & Co. KG, Norderham. Für die Verlängerung der Auslaufleitungen des MSW setzten die Verantwortlichen GFK-Kanalrohre DN 2400 von Amiblu ein. Diese konnten laut Hersteller besonders durch ihre guten hydraulischen Eigenschaften überzeugen.

Da Deichkonstruktionen oft auch verbreitert werden, wenn sie erhöht werden sollen, gilt es als eine Herausforderung, ein Ingenieurbauwerk mit einem Deichkörper zu verbinden. Das ist den Verantwortlichen zufolge auch bei der Deicherhöhung im südlichen Jadebusen am Jade-Wapeler-Siel der Fall. Im Vorfeld mussten die Mitarbeiter das Sielbauwerk mit den jeweiligen Ost- und West-Sielzügen und den Auslaufleitungen des Mündungsschöpfwerkes bautechnisch an die zukünftigen Gegebenheiten anpassen.

Beide Einheiten müssen auf ihrer Küstenseite Hochwasser und Sturmfluten abwehren und gleichzeitig die Oberflächenentwässerung des Hinterlandes gewährleisten. "Daher mussten wir in jeder Bauphase dafür sorgen, dass die Aufrechterhaltung der Deichsicherheit und die der Wasserabführung stets gegeben war", so Heiko Velbinger, Projektleiter bei Ludwig Freytag. Zunächst seien die Sielzüge West und anschließend die Ost-Züge erneuert worden. Die vier Sielzüge entwässern das Hinterland drucklos über ein Freigefälle in Richtung Nordsee. Doch gerade im Winterhalbjahr – wenn die Tidefenster für diese Entwässerung kürzer werden oder wenn die Menge an Oberflächenwasser nicht alleine über die vier Züge abgeleitet werden kann – wird zusätzlich über das Mündungsschöpfwerk entwässert.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil des MSW sind – neben den technischen Pumpenanlagen im Maschinenhaus – die Auslaufleitungen. Beim Jade-Wapeler-Siel mussten diese aufgrund der Deichverbreiterung in Richtung Nordsee verlängert werden. "Das MSW mit den Pumpen sollte beim Umbau erhalten bleiben", so Velbinger. "Erneuert werden sollten nur die Auflaufleitungen und das Außenhaupt." Ziel sei es gewesen, ein sehr glattwandiges Material zu verwenden. Das war wichtig, weil die Reibungsverluste in den längeren Leitungen nicht zu einem Verlust der Pumpenleistung führen sollten. Daher habe sich die "Planungsgemeinschaft Küste" bei den vier neuen Strängen der Auslaufleitungen DN 2400 für die "Flowtite"-Kanalrohre von Amiblu entschieden.

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Beim Einbau haben die Arbeiter die "Flowtite"-Kanalrohre zwischen den Rohrsteifen hindurchgefädelt. Foto: Ambilu

Die im kontinuierlichen Wickelverfahren nach "Flowtite"-Technologie hergestellten Amiblu-Rohre werden in einer Sandwich-Struktur entwickelt. Die kontinuierlichen Glasfasern halten Umfangsbelastungen durch Innendruck stand, während geschnittene Fasern eine optimale Druckfestigkeit gegenüber axialen Kräften, Stößen und Installationslasten garantieren, verspricht Ambilu. Die Rohrwand besteht aus extrem verstärkten Außenschichten und einem kompakten, mit Quarzsand gefüllten Kern, der für gute Biegefestigkeit sorgt. In Kombination mit den Schutzschichten sei diese Struktur auch bei hohem Innendruck sehr langlebig und beständig. "Unsere Rohre sind nicht nur leicht in der Handhabung und lassen sich in kurzer Zeit gut und sicher verlegen. Sie verfügen auch wegen ihrer äußerst glatten Innenfläche über sehr gute hydraulische Fließeigenschaften, die auch im Betrieb langfristig erhalten bleiben", so Jürgen Schneider, Gebietsverkaufsleiter bei der Amiblu Germany GmbH.

Um die 12 m langen Rohre in den vier jeweils rund 40 m langen Rohrsträngen verlegen zu können, mussten im Vorfeld die bestehenden Auslaufleitungen zurückgebaut werden. "Diese Arbeiten gestalteten sich sehr aufwendig," sagt Velbinger. Die alten Leitungen seien in den 1960er Jahren in Massivbauweise errichtet und zudem massiv mit dem Mündungsschöpfwerk verbunden worden. Da das MSW mit seinen technischen Anlagen aber im Altbestand erhalten bleiben sollte, mussten die alten Auslaufleitungen erschütterungsfrei abgetrennt werden. Dafür nutzten die Arbeiter eine Seilsäge. Die Baugrube sicherten sie mit Spundwänden. Als Bettung der neuen Auslaufleitungen wurde eine Stahlbetonsohlplatte auf einer Vielzahl tiefgegründeter, – bis zu 28 m langen – Pfähle hergestellt. Auch diese mussten ohne Erschütterungen erstellt werden. "Die Verlegung der GFK-Rohre ging dann sehr schnell", so Schneider. Um die Rohre an das Mündungsschöpfwerk anzuschließen, nutzten die Verantwortlichen eine GFK-Kupplung des Typs DN 2400 von Ambilu. Die Kupplung ist einseitig schräg geschnitten und hat einen anlaminierten Mauerkragen. Dieser Flansch wurde mit Reaktionsankern an der ebenen Schnittkante fest mit dem Gebäudebestand verdübelt.

Arbeiter glichen die kreisrunden GFK-Rohre mithilfe eines GFK-Handlaminates an die MSW-Anschlüsse an und ummantelten die einzelnen Rohrstränge zur Auftriebssicherung mit Beton. Auch bei der Festlegung der einzelnen Betonier-Abschnitte hat das Planungsbüro von Amiblu die Arbeitsgemeinschaft "Jade-Wapeler-Siel" unterstützt: "Während der gesamten Planungs- und Bauzeit war die Zusammenarbeit mit dem technischen Büro von Amiblu sehr gut", so Velbinger.

Das Mündungsschöpfwerk wurde von April bis Oktober 2019 umgebaut. Zu dieser Zeit waren die vier Sielzüge Ost und West bereits fertiggestellt und in Betrieb. In diesem Jahr soll nun der Deich erhöht und das Projekt abgeschlossen werden.

"Das Komplexe an diesem Objekt war die ständige Aufrechterhaltung der Deichsicherheit, die ständige Aufrechterhaltung der Wasserabführung und die extrem sensible Gründungssituation", erklärt Velbinger. "Auch dass man ein bestehendes Bauwerk durchtrennt und dabei die eine Hälfte absolut schadensfrei erhalten möchte, während die andere Hälfte komplett zurückgebaut wird, ist eine Herausforderung gewesen."

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