Bauwirtschaft

Bauwirtschaft setzt auf positiven Konjunkturverlaufsowie energetische Sanierung der Gebäude

Bauwirtschaft
Dr. Hans Hartwig, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes, Berlin

Auch wenn die Prognose nicht ganz realisiert werden wird, blickt die Branche zuversichtlich und optimistisch nach vorne. Denn verschiedene Indizien weisen auf eine aufwärts gerichtete Bautätigkeit im Jahr 2014 hin.

Die Frühindikatoren lassen auf eine dynamische Entwicklung im Wohnungsbau in den kommenden Monaten schließen, obwohl die Gesamtsituation trotz zunehmender Wohnungsneubauten noch nicht befriedigend ist. Denn der eigentliche Mangel an Wohnraum betrifft vor allem Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen in den Ballungsräumen. Diese Räume erfahren einen starken Zuzug, der sich auf dort steigende Beschäftigung und wachsende Studentenzahlen gründet.

Der freie Wohnungsmarkt wird dieses Angebotsdefizit nicht aus sich heraus auflösen. Denn das Verhältnis zwischen Baukosten und in diesem Segment erzielbaren Mieten ist nicht rentabel. Die Politik hat – von den Kommunen bis zum Bund – durch mangelnde Baulandbereitstellung, massive Erhöhung der Grunderwerbsteuer, Streichung der degressiven Afa und Verschärfung der EnEV-Vorschriften ihren eigenen Beitrag zu dieser Entwicklung geleistet. Die Kürzungen und schließlich völlige Streichung der Eigenheimzulage bis zum Jahr 2006 haben zudem den Eigenheimbau für mittlere Einkommen als Alternative zur Miete fast unmöglich gemacht.

Der neu eingeführte Wohn-Riester gleicht dieses Defizit nicht annähernd aus.

Wir brauchen auch in den kommenden Jahren mindestens 250.000 neue Wohnungen jährlich. Denn wir haben es weiterhin mit steigenden Haushaltszahlen, anhaltenden Wanderungsbewegungen in die Ballungsräume und einem steigenden Bedarf an altersgerechtem Wohnraum zu tun. Über all dem schweben die Klimaschutzziele der Bundesregierung, wonach der Gebäudebestand bis 2050 klimaneutral sein soll.

Das heißt: Die Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau insgesamt müssen sich dramatisch und vor allem schnell verbessern, damit die notwendigen Investitionen auch getätigt werden. Dazu halten wir weiterhin steuerliche Anreize für richtig, wie z. B. die Erhöhung der Afa von 2 auf 4 %, um private Investoren an den Start zu bringen. Leider ist die Große Koalition den Vorschlägen ihrer Fachpolitiker an dieser Stelle nicht gefolgt.

Um die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum für Menschen mit niedrigen Einkommen zu befriedigen, sind auch die Bundesländer in der Pflicht. Denn der Bund überweist jährlich 518 Mio. Euro an die Länder zur Förderung des sozialen Wohnungsbaus, bisher leider ohne Zweckbindung. Die neue Bundesregierung muss jetzt dafür sorgen, dass die überwiesenen Gelder auch tatsächlich den Menschen mit niedrigen Einkommen für ihre Wohnbedürfnisse zugute kommen und nicht für andere Projekte eingesetzt werden.

Aber nicht nur im Wohnungsneubau, auch in der Sanierung des Wohnungsbestandes hoffen wir auf verstärkte Investitionen, denn das Sanierungstempo dürfte sich erhöhen, wenn – wie versprochen – das CO2-Gebäudesanierungsprogramm der KfW mit mehr Mitteln aus gestattet wird und wenn – wie ebenfalls versprochen – das KfW-Programm "altersgerechter Umbau" wieder mit Mitteln versehen wird. Beides ist dringend geboten: die energetische Ertüchtigung des Gebäudebestandes wie auch der altersgerechte Umbau von Wohnungen.

Auf der anderen Seite hat sich die Große Koalition für die Einführung einer Mietpreisbremse ausgesprochen, die die Sanierungstätigkeit im Bereich des Mietwohnungsbaus ausbremsen wird. Dass sich die Große Koalition auch im Bereich der energetischen Gebäudesanierung nicht für eine steuerliche Förderung entschließen konnte, wird sich ebenfalls negativ auf das Sanierungsgeschehen auswirken.

Dennoch dürfte der Wohnungsbau insgesamt auch in den kommenden Jahren die Baukonjunktur zumindest festigen, wenn nicht sogar antreiben.

Die von den Forschungsinstituten gesehene Stabilisierung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland im kommenden Jahr, immerhin wird mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts um 2 % gerechnet, wird dem Wirtschaftsbau wieder neue Impulse geben und vermehrt zu Bauaufträgen führen.

Wachsende Steuereinnahmen versetzen darüber hinaus die öffentlichen Haushalte in die Lage, mehr zu investieren. Der öffentliche Bau wird von dieser Seite Impulse bekommen.

Wir unterstützen die von den Koalitionären getroffene Vereinbarung, die Investitionsmittel im Bereich der Verkehrsinfrastruktur aufzustocken, um wieder zu einer bedarfsgerechten Infrastruktur in Deutschland zu kommen. In welcher Höhe dieses sein wird, ist zurzeit noch unklar; denn die Koalitionsvereinbarung der Großen Koalition liegt zwar auf dem Tisch, der dazu gehörende Haushalt aber noch nicht, so dass das eigentliche Zahlenwerk noch unbekannt ist. Der Bedarf an Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur ist immens und liegt nach Schätzungen von Fachleuten bei mindestens vier Milliarden zusätzlichen Euro pro Jahr.

Insgesamt rechnen wir also mit höheren Bauinvestitionen nicht nur im kommenden Jahr, sondern auch darüber hinaus. Die Bauwirtschaft ist gerüstet für die auf sie zukommenden Aufgaben. Sie könnte aber insgesamt noch erheblich mehr leisten, würde die neue Koalition die Weichen mehr in Richtung Zukunftsinvestitionen stellen.

ABZ-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Staatlich geprüfte*r Bautechniker*in (m/w/d) für..., Halstenbek  ansehen
Ingenieur*in / Geolog*in im Bereich Bodenschutz, Elmshorn  ansehen
als Kalkulator GaLaBau (m/w/d) oder diese..., Münster  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Gebrauchtmaschinen Angebote

DBMB - Die Baumaschinen Börse
DBMB - Die Baumaschinen Börse

ABZ-Redaktions-Newsletter

Freitags die aktuellen Baunachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen