Befahrbares Obergeschoss
Geschäftsgebäude und Spindelwände
Das Geschäftsgebäude "Fahrwerk" mit mehr als 10 500 m² Mietfläche ermöglicht den bequemen Warentransport per Pkw auch in Obergeschossen. Das Gebäude verfügt über eine 3,05 m hohe Tiefgarage und ein 5 m hohes Erdgeschoss. Drei darüber liegende Ebenen – 4 bis 4,18 m hoch – bieten weiteren Raum für Großgewerbe. Mit dem Attikageschoss kommt das Bauwerk auf eine Gesamthöhe von mehr als 20 m.
Die befahrbaren Obergeschosse werden über Auf- und Abfahrspindeln von Fahrzeugen erschlossen. Nördlich des Gebäudes ist die Auffahrt angepasst, südlich die Abfahrt. Beide Spindeln bestehen aus zylindrischen Spindelkernen mit einem Außendurchmesser von 10,40 m (innen 9,80 m). Die Stahlbeton-Kerne bilden das Rückgrat der Auf- und Abfahrten, deren Fahrspuren sich wie bei einem Schneckenhaus um den Kern herum in die Höhe schrauben.
Zugunsten effizienten Baufortschritts wurden die Spindelkerne zunächst komplett geklettert, ehe die Auf- und Abfahrspuren mithilfe fixierbarer Bewehrung an der Rundwand angebaut wurden. Das erfahrene Marti-Team um Bauführer Andreas Ganz und Polier José Cruz Alves setzte im unteren Bereich der Abfahrspindel die Rundschalung Radius ein. Sie ist für Radien ab 250 cm stufenlos und zentimetergenau einstellbar. Meva Schweiz hatte 74 m² der Schalung zur Miete an die Baustelle in Winterthur geliefert.
In den oberen Bereichen der Betonkerne waren die Schraubverbindungen für die fixierbaren Bewehrungsstäbe zu berücksichtigen und in die Wand mit einzubetonieren. Aufgrund dafür notwendiger Bohrungen kam laut Beteiligten die Rundschalung Radius mit ihrer Stahlschalhaut nicht infrage. Um die Anschlussbewehrung adäquat vorbereiten zu können, kam daher individuell angepasste Sonderschalung aus Holz zum Einsatz.
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Die von den Meva-Spezialisten geplante Sonderschalung bestand aus Holzelementen – 4,25 m hoch und so geformt, dass jeweils Halbkreis-Wände von etwa 4 m Höhe betoniert werden konnten. Bis zum oberen Stockwerk wurde die Schalung vier Mal übereinander genutzt, pro Spindel waren also acht C-förmige Wandteile zu betonieren. Die Elemente waren so ausgelegt, dass sie der Belastung der 16 Betonagen für beide Spindeln souverän standhielten und der Material-, Arbeits- und Kostenaufwand niedrig blieb, heißt es seitens Meva. Lediglich die 4-Millimeter-Schalhaut wurde nach Fertigstellung der ersten Spindel aufgedoppelt. Weitere Sonderelemente mit Füllstutzen wurden für die oben abgeschrägten Mauerkronen hergestellt. Nach der gemeinsamen Erarbeitung einer von Meva geplanten Musterwand übernahm das Marti-Team die weiteren Schalarbeiten in Eigenregie.
Die Klettervorgänge der Sonderschalung wurden mithilfe der Meva-JumpForm bewältigt. Diese Lösung aus einem cleveren Baukastensystem bildet ein Konsolgerüst und kann mit untergehängter Nacharbeitsbühne versehen werden, was bei diesem Projekt aber nicht nötig war, berichten die Beteiligten. JumpForm ist mit Einhängeschuhen an der bereits ausgehärteten Stahlbetonwand verankert und dient als Arbeitsbühne für Bewehrungs-, Schalungs- und Betonarbeiten sowie als Tragkonstruktion zur Aufnahme der Schalung. Beim Fahrwerk-Projekt wurde JumpForm laut eigener Aussage erstmals zum Bau runder Wände genutzt, problemlos an die Spindelwand angepasst und sicher mit der Sonderschalung kombiniert.
Für den Bau der Innen- und Außenwände des Komplexes nutzte Marti die Vorzüge der Mammut 350 aus Eigenbestand. Das Bauunternehmen hat dem eigenen Bekunden zufolge mit der langlebigen Schalung und der einfach reparierbaren alkus Vollkunststoff-Platte über viele Jahre gute Erfahrungen gemacht. Mammut 350 nimmt vollflächig 100 kN/m² Frischbetondruck auf, verfügt über große Schalelemente bis 8,75 m² (350/250) und ermöglicht hohe Steiggeschwindigkeiten bis 4 m Höhe für kurze Betonierzeiten, erläutert der Hersteller. Der Wunsch des Bauherrn nach gehobener Betonoberflächenqualität sei, wie auch an den Rundwänden der Spindeln, erfüllt worden.
Das Projekt ist zur Zufriedenheit von Bauunternehmen und Bauherr verlaufen, berichten die Beteiligten. Andreas Ganz, der zuständige Bauführer der Marti AG Zürich, sagt: "Auf dem Bau spielen Schalungen und Arbeitsbühnen eine entscheidende Rolle für den Erfolg des Projekts. Durch die genaue Planung und Einweisung durch den Richtmeister konnte die runde Spindelwand termin- und kosteneffizient erstellt werden. Sicherheit hat oberste Priorität auf jeder Baustelle, diese wurde mit der Arbeitsbühne JumpForm zu jedem Zeitpunkt sichergestellt. Die Qualität der Wandflächen spricht für sich."