Bei Sprengung der Salzbachtalbrücke

Schutzmaßnahmen für Klärwerk umgesetzt

Biblis/Wiesbaden (ABZ). – Die Salzbachtalbrücke war eine 304 m lange, vierspurige Autobahnbrücke der A 66 im östlichen Wiesbaden. Sie bestand aus zwei parallelen Spannbetonbrücken und wurde in den 1960er Jahren errichtet. Aufsehen erregte das Bauwerk, nachdem in diesem Sommer plötzlich akute, statische Probleme an einigen Auflagern aufgetaucht waren, sodass die Brücke umgehend gesperrt werden musste.
Abbruch
Die Brücke überspannte bis dato mehrere Bahngleise und lag direkt neben den Klär-becken des Hauptklärwerks der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden. Foto: Ingenieurbüro für Höhenzugangstechnik (IHZT)

Ein – sich zu Inspektionsarbeiten auf der Brücke befindlicher – Spezial-Lkw konnte nur noch per Kran von der Brücke geborgen werden. Im November erfolgte die Sprengung. Neben den technischen und organisatorischen Herausforderungen, die die Sprengung eines so massiven Bauwerks mit sich bringt, mussten die Projektbeteiligten auch einen sehr ambitionierten Zeitplan einhalten. Die Brücke überspannte bis dato mehrere Bahngleise und lag direkt neben den Klärbecken des Hauptklärwerks der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden.

Rund 50 Millionen l Abwasser fließen bei sogenanntem Trockenwetter durchschnittlich jeden Tag durch das Kanalsystem unter der Stadt und der östlichen Vororte ins Hauptklärwerk. Dort werden die Abwässer von rund 190.000 privaten Haushalten gereinigt, ebenso wie die gewerblichen Abwässer, die von Betrieben und der Industrie eingeleitet werden. Die in aufwändigen Prozessen geklärten und gereinigten Abwässer werden dann in den Rhein eingeleitet.

Ein Schaden an der Kläranlage hätte – neben den immensen Kosten der Instandsetzung und des Ausfalls – eine massive Beeinträchtigung der Wiesbadener Abwasser-Entsorgung zur Folge. Mitte August 2021 wurde deshalb die Grund-Gruppe aus Kamp-Lintfort um Konzepterstellung für die Schutzmaßnahmen für das Hauptklärwerk angefragt.

Die Grund-Gruppe hat sich auf die Begleitung von technisch anspruchsvollen Baumaßnahmen der DACH-Region und den BeNeLux-Ländern spezialisiert. Die Unternehmensgruppe hat sich laut eigener Aussage neben technischer Konzeptionierung auch auf die Ausführung von ingenieurmäßigen, temporären Schutz und Montage-Anlagen, sowie Schwerlast-Transporte und Industriemontage spezialisiert. Neben der Lösung technischer Aufgabenstellungen stehen auch wirtschaftliche und ökologische Aspekte Fokus der Firma. So sahen die Verantwortlichen zur Ballastierung bauseits vorhandenes Schüttgut vor. Dies habe den An- und Abtransport von etwa 240 t Ballast eingespart.

Das Schutzkonzept sah eine freistehend ballastierte Konstruktion vor, die mit einer schweren Spezialfolie beidseitig bekleidet und etwa 100 m lang und 10 m hoch war. Diese sollte das Klärwerk vor Druckwellen und Beschädigung durch herabfallende Brückenteile schützen. Die Konstruktion war aus Modul-Gerüst-Teilen gefertigt, die von Grund Gerüstbau – einem Unternehmen der Grund-Gruppe geliefert und montiert wurde.

Anfang September wurde die Grund-Gruppe mit der Ausführung des vorgelegten Schutzkonzeptes beauftragt und legte innerhalb von zwei Wochen die statische Berechnung nebst Ausführungszeichnungen zur Prüfung vor. Nach dem bauseits vorbereitende Maßnahmen, wie etwa die Kampfmittelräumung und das Herstellen von Fallbetten und Schutzwällen erfolgen mussten, konnte das Team Mitte Oktober mit der Montage der Schutzeinrichtung beginnen.

Die Ausführenden mussten die tägliche Arbeitsfortschritt mit der Deutschen Bahn, der staatlichen Autobahn GmbH, dem verantwortlichem Sprengteam und dem Auftraggeber fortlaufend dokumentieren und kommunizieren. Nach der Installation erfolgten die Ballastierung und das Einbringen zusätzlicher Bodenverankerungen ebenso wie die statische Abnahme.

Durch die gründliche Vorplanung und den reibungslosen Datenaustauschen zwischen den Baubeteiligten wurde gaben die Prüfstatiker der Deutschen Bahn das Schutzgerüst ohne Beanstandung rechtzeitig zum geplanten Sprengungstermin frei.

Die beiden 310 m langen Brückenteile wurden mit 220 kg Sprengstoff niedergelegt. Die Spezialisten sprengten die Nordbrücke so, dass sie vom Klärwerk wegkippte. Die Südbrücke wurde dagegen senkrecht nach unten etwa zwei Sekunden vor der Nordbrücke in die Knie gezwungen. Die Schutzmaßnahmen erfüllten den geforderten Zweck vollständig und zur absoluten Zufriedenheit aller Beteiligten. Wenige Minuten nach der Sprengung begannen die Entsorgungs- und Rückbaumaßnahmen.

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