Bereit für hochalpinen Einsatz

XXL-Turmelement am Grimselpass erfolgreich montiert

Staumauer Spitallamm, Grimsel Hospiz (ABZ). – Der Wolf ist bekannt für seine Anpassungsfähigkeit. Diese Eigenschaft zählt auch zu den Stärken seiner Baumaschinen-Pendants, den roten Wolffkran-Kranen. Den jüngsten Beweis dafür treten zwei Wolff-1250-B-Wipper auf der Baustelle Ersatz Staumauer Spitallamm am Grimselsee an.
Wolffkran Krane und Seilmaschinen
Bei strahlendem Sonnenschein montierte das achtköpfige Wolffkran-Montage-Team die beiden WolffWipper in nur zwei Wochen auf ihre Endhöhen von 92,1 und 87,1 m. Fotos: Grimselfoto.ch, D. Bürki

Im Juni wurden die beiden Riesen im hochalpinen Gelände auf das extra für dieses Projekt entwickelte, 6 x 6 m messende TV-60-Turmsystem montiert. Sie werden in den kommenden vier Jahren im Auftrag der ARGE Grimsel die neue Staumauer Spitallamm für die Kraftwerke Oberhasli AG errichten und dabei der harschen Witterung trotzen.

Rund 1900 m über dem Meeresspiegel ticken die Uhren anders. Während im Unterland schon der Sommer Einzug gehalten hat, lag zum Montagetermin der beiden Wolff-1250-B-Wipper im Juni noch immer Schnee am Grimselsee.

Wegen guten Wetters und reibungsloser Transportlogistik konnte das achtköpfige Wolffkran-Montageteam die beiden Wipper mit 70- und 75-Meter-Auslegern innerhalb von nur zwei Wochen auf ihre jeweiligen Endhöhen von 92,1 und 87,1 m montieren. Da auf der extrem engen Baustelle so gut wie keine Krankomponenten gelagert werden können, erfolgten die Anlieferungen just in time. Kein einfaches Unterfangen bei insgesamt 70 Lkw, die allesamt über die kurvige Passstraße zur Baustelle gelangen mussten. Auch die Vormontage der einzelnen Komponenten des Drehteils auf engstem Raum verlangte dem Montageteam, unterstützt von einem 500-Tonnen- und einem 150-Tonnen-Mobilkran, einiges ab.

Als ob die beiden Krane nicht schon beeindruckend genug wären, sind die eigentlichen Stars auf der Baustelle die extra für dieses Projekt entwickelten XXL-Turmstücke TV 60. V14 Stück davon wurden bereits im Spätsommer vergangenen Jahres an der Grimsel montiert und haben ihre erste Winterprüfung mit Schneehöhen von lokal mehr als 10 m erfolgreich bestanden. Mit jeweils sieben TV 60 pro Kran und einer Gesamthöhe von 35 m bilden sie die standhafte Basis für die beiden freistehenden Wipper, welche mit zehn beziehungsweise neun TV-33-Turmelementen nun auf ihre finalen Höhen montiert wurden.

Da eine Demontage der Krane für die Winterpause inklusive Abtransport und Lagerung der Kranteile enorm aufwendig und unwirtschaftlich gewesen wäre, entschied man sich, die Wipper über die gesamte Bauzeit von vier Jahren auf der Baustelle stehen zu lassen. Um für die harschen Winter gewappnet zu sein, mussten die Wolffkran-Planungsingenieure das gesamte Krankonzept neu denken: "Abspannungen am Felsmassiv oder an der Staumauer waren weder technisch noch wirtschaftlich eine Alternative", sagt Rolf Mathys, Managing Director der Wolffkran Schweiz AG.

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Wolffkran Krane und Seilmaschinen
Für das hochalpine Projekt entwickelte Wolffkran das 6x6-Meter-Turmelement TV 60. Aufgrund seiner Dimensionen können die Wolff-1250-B-Wipper auch bei extremen Wetterverhältnissen über 90 m freistehen und dabei Lasten bis 20 t heben.

"Freistehende Krane, die maximale Lasten bis 20 Tonnen und bei Ausladungen von 75 Metern immer noch über 11 Tonnen bewegen können, und dabei Windgeschwindigkeiten bis 220 Kilometer pro Stunde, Lawinen und Vereisung standhalten, waren mit dem regulären Wolff-Turmsystem und Standardberechnung für den Wolff 1250 B nicht machbar. Alles musste von Grund auf neu berechnet und geprüft werden. Wir bewegen uns auf der Grimsel in ganz anderen Dimensionen als bei einer Standardbaustelle", sagt Mathys.

Als Ergebnis dieser aufwendigen Detailplanung entwickelte Wolffkran im vergangenen Jahr das neue XXL-Turmelement TV 60 mit 6 m Seitenlänge. Weitere Neuerungen sind der Verbindungsrahmen VR 3360, um das TV 60 mit den Standardturmelementen TV 33 (Seitenlänge 3,3 m) zu kombinieren. Außerdem das TV 33 S, ein verstärktes TV 33, das speziell für die hohen statischen Anforderungen am Übergang zwischen Verbindungsrahmen und TV 33 angefertigt wurde.

"Zwischen Projektanfrage und Montage der neuen Turmelemente letzten Sommer lagen nicht einmal zwölf Monate" so Mathys. "Eine wirklich bemerkenswerte Leistung, die nur dank intensiver Zusammenarbeit zwischen Technik, Produktion und dem Schweizer Team vor Ort möglich war".

Sowohl die Entwicklung der TV-60-Turmelemente, als auch die Planung des gesamten Krankonzepts standen im Lichte der extremen Belastungen durch Eis, Schnee und Wind, denen die Krane an der Grimsel ausgesetzt sind. "Vereiste Flächen und sogenannte Eisfahnen an Drehteil und Turm müssen als zusätzliche Windflächen einkalkuliert werden", erläutert Rolf Mathys. "Schnee und Eis fallen außerdem buchstäblich stark ins Gewicht und sind statisch relevant." Auch die Kranfundamente sind von einer anderen Dimension als üblich. Speziell angefertigte Fundamentanker und jeweils mehr als 600 m³ Beton sorgen für die nötige Standfestigkeit der Wipper. Das entspricht rund zehnmal so viel Betonvolumen wie bei einem durchschnittlichen Kranfundament.

Kürzlich haben die beiden Wolff-1250-B-Wipper ihre Arbeit aufgenommen und werden in den kommenden vier Jahren quasi im Akkord Beton in die Schalungen der neuen Bogenstaumauer einbringen. Weniger als sieben Minuten dauert es, den 20 t schweren Sieben-Kubikmeter-Betonkübel zu füllen, zur Mauer zu fahren, dort zu entleeren und wieder zurückzuschwenken. Die beiden Wipper arbeiten getaktet, mit jeder Kranbewegung fließt mit 7 m³ Beton das Volumen eines Standard-Betonmischers in das neue Bauwerk. Insgesamt werden die Wölffe bis 2024 rund 220.000 m³ Beton bewegt haben.

Gearbeitet wird im Zweischichtbetrieb, um die kurze Bauphase vor dem erneuten Wintereinbruch optimal auszunutzen. Die Kranführer wurden vorab von Wolffkran ausgiebig für diesen besonderen Einsatz geschult. Obgleich gerade erst montiert, bereitet das Wolffkran-Team die beiden Wipper schon jetzt auf ihren ersten Winterschlaf in den Bergen vor, der bereits im Oktober beginnen könnte. Da der Zugang zu den Kranen auch bei gesperrter Passstraße und enormen Schneemassen gewährleistet sein muss, plant Wolffkran aktuell mit einer Seilfirma ein Seilsystem zwischen bestehender Staumauer und den Kranen zu installieren.

Vor Beginn der Winterpause müssen die Wölffe zudem winterfest gemacht werden. Damit das Drehteil nicht festfriert, werden Drehwerksgetriebe und -motoren mit Heizmatten ausgestattet. Auch der Schaltschrank und die Kabine werden beheizt, Drehverbindungen, Hub- und Einziehseil vor dem Kälteeinbruch neu eingefettet. Zudem wird zwei bis drei Mal täglich ein automatisches Rotationsprogramm durchgeführt, um Vereisungen zu lösen. "Ein Kranballett ohne Zuschauer", schmunzelt Mathys. "Der Aufwand ist groß, aber dennoch wirtschaftlicher als die Krane jeden Winter zu demontieren, abzutransportieren und im Sommer wieder zu montieren", resümiert er. "Ich bin mir sicher, dass unsere Wölffe ihre Bergtour gut überstehen. Wir haben uns intensiv auf alles vorbereitet und sind bereits in Planungen für ein weiteres hochalpines Projekt."

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