Beschleunigungsvereinbarung

Stromnetz wird zügig ausgebaut

KIEL (dpa). - Das Stromnetz in Schleswig-Holstein wird für die Energiewende zügig ausgebaut. Eine "Beschleunigungsvereinbarung" sei zwischen der Landesregierung, den betroffenen Kreisen und den Netzbetreibern Tennet und Eon geschlossen worden, teilte Wirtschaftsminister Jost de Jager (CDU) in Kiel mit. Ziel sei ein höheres Tempo beim Ausbau der Strom-Autobahnen. Das bestehende Netz reicht nicht aus, um den produzierten Ökostrom aufzunehmen und weiterzuleiten. Das Problem dürfte angesichts wachsender Ökostrom-Kapazitäten noch wachsen.

Im Norden ist der Bau von rund 700 Kilometern an neuen Hochspannungstrassen geplant. Der erste Spatenstich für eine 380-Kilowatt-Leitung an der Westküste sei für Anfang 2015 vorgesehen. Bis dahin dürfte die Windenergie-Leistung 9000 Megawatt betragen, hinzu kommen 3000 Megawatt für bereits genehmigte Offshore-Anlagen vor den Küsten Schleswig-Holsteins. Werde der ehrgeizige Fahrplan bis 2020 umgesetzt, könne Schleswig-Holstein bis zu zehn Prozent des deutschen Strombedarfs aus erneuerbaren Energien decken, hieß es.

Die Bürger sollen in den betroffenen Kreisen bei so genannten Regionalkonferenzen ausführlich über die geplanten Trassenführungen und Stromleitungen informiert werden. Die erste Regionalkonferenz am 26. September ist für die Kreise Plön und Ostholstein vorgesehen, eine weitere soll im Oktober an der Westküste folgen. Ohne eine frühe Bürgerbeteiligung und Transparenz sei keine Akzeptanz zu erreichen, sagte der Minister. Beim Netzausbau solle besonders auf den Naturschutz und die Interessen der Bürger geachtet werden.

Der Geschäftsführer von Tennet TSO, Lex Hartman, lobte die Landesregierung für ihr schnelles Handeln.

In zehn Jahren soll die Energiewende, also der komplette Verzicht auf Atomenergie, vollzogen sein. Branko Rakidzija, Geschäftsführer der Eon Netz GmbH hob hervor, dass Schleswig-Holstein als erstes Bundesland eine solche "Beschleunigungsvereinbarung" getroffen habe, um die Akzeptanz bei den Bürgern zu erreichen und den Ausbau des Netzes im Konsens zu erreichen.

Die Kreise Dithmarschen, Steinburg, Pinneberg und Nordfriesland wollen eine Pilotregion bilden, in der Erfahrungen über den Stromnetzausbau gesammelt werden.

Von den geplanten 700 Netz-Kilometern im Norden sind 500 Kilometer 380-Kilovolt-Leitungen als Freilandleitungen vorgesehen. Bei den rund 200 Kilometern 110-Kilovolt-Leitungen wird im Einzelfall entschieden, ob ein Erdkabel oder eine Freilandleitung in Frage kommt. Nach Angaben von Hartman würde eine Verlegung von 380-Kilovolt-Höchstspannungsleitungen unter der Erde das Vier- bis Achtfache kosten im Vergleich zu einer Überlandleitung. Die SPD unterstützt den "ambitionierten Zeitplan" für den Stromnetzausbau, dringt aber darauf, die 110-Kilovolt-Leitungen unterirdisch zu verlegen – "bei rund 60 Kilometer landesweit ist dies durchaus machbar", erklärte die planungspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Regina Poersch. Die angekündigten

Regionalkonferenzen müssten eine "echte Bürgerbeteiligung" ermöglichen, "sonst wird das Verfahren zur Farce", sagte sie. In diesem Sinne äußerte sich auch der wirtschaftspolitische Sprecher der SSW-Landtagsfraktion, Lars Harms. Falls es keine echte Mitsprache gebe, drohe zudem die schnelle Energiewende durch Klagen der betroffenen Bürger vor Gericht wieder entschleunigt zu werden.

Nach Ansicht des wirtschaftspolitischen Sprechers der CDU-Fraktion, Jens-Christian Magnussen, ist es besonders wichtig, "dass wirklich alle mit im Boot sind – von der Landesregierung über die Netzbetreiber bis hin zu den Landkreisen". Der CDU-Abgeordnete zeigte sich zuversichtlich, dass sich nach der hauptamtlichen Verwaltung auch die Kreistage zügig mit der Vereinbarung befassen und ihre Zustimmung erteilen werden.

"Da kommt es zur Nagelprobe. Denn da geht es konkret um die Frage, ob alle politischen Kräfte bereit und in der Lage sind, den Menschen vor Ort die Notwendigkeiten des Netzausbaus zu vermitteln. Nur dann kann und wird die Energiewende in der nötigen Schnelligkeit umsetzbar sein."

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