Besondere Wendeltreppe realisiert
Blickfang wie aus einem Guss
Mit der Entwicklung moderner Betonrezepturen und Schalungen aus unterschiedlichen Materialien ist die Betonage hoher, filigraner und eng bewehrter Bauteile mit hoher Qualität möglich geworden.
Beim Thema Sichtbeton spielt, neben der Wahl geeigneter Werkstoffe und Arbeitsmaterialien, nicht zuletzt die Abstimmung aller beteiligten Parteien eine wichtige Rolle. Um bei Architekten, Auftraggebern, Planern und Bauunternehmen eine einheitliche Vorstellung zu schaffen, sind gestalterische Merkmale wie Form, Textur, Farbe, Fugen usw. vorab so genau wie möglich zu definieren. Mit dem Ziel, das spätere Erscheinungsbild klar zu definieren und einheitliche Verfahren zur Planung zu schaffen, haben internationale Verbände und Organisationen eigene Richtlinien erarbeitet. Der deutsche Beton- und Bautechnik Verein e. V. (DBV) liefert dazu mit einem Merkblatt entsprechende Informationen. Ähnliche Richtlinien anderer Länder verfolgen dasselbe Ziel.
Die Einteilung des DBV in vier Sichtbetonklassen, von SB1 bis zur höchsten Klasse SB4, bietet eine Übersicht zu Anforderungen von niedrig bis hoch sowie zu den zugehörigen Merkmalen. Bei besonderen gestalterischen Anforderungen, etwa im Fassadenbau oder an repräsentativen Bauteilen, empfiehlt der DBV, das gewünschte Sichtbetonergebnis anhand einer Erprobungsfläche festzulegen. So kann die herstellbare Qualität unter den tatsächlichen Rahmenbedingen der Baustelle ermittelt werden.
Bei der Planung neuer Bauprojekte setzen Architekten oftmals Sichtbeton als gestalterisches Element ein. Die Umsetzung der erhöhten Anforderungen seitens der Bauunternehmer erfordert Erfahrung und viel Fingerspitzengefühl. So wie beim Neubau der technischen Fakultät der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Stuttgart. Das durch eine gewölbte Glaskuppel einströmende Licht setzt das Atrium in Szene. Ein Blickfang ist die Wendeltreppe, die sich von Geschoss zu Geschoss schräg versetzt emporschlängelt. Sie verbindet die sechs Etagen miteinander und wurde in Sichtbeton der höchsten Klasse SB4 ausgeführt. Zur anspruchsvollen Geometrie kamen somit außergewöhnliche Anforderungen an die Betonergebnisse hinzu. Diese sollten besonders eben sein und einen gleichmäßigen Farbton sowie minimale Arbeitsfugen aufweisen.
Für die Schalungsplanung zeichnete die Sonderkonstruktion von Meva verantwortlich. Hier arbeitet das Team um Jochen Moosmann, der die Detailplanung so erklärt: "Die Schalung besteht aus einzelnen Volumenkörpern, die wir zuerst dreidimensional entwerfen müssen und dann wieder zerteilen, damit jede Biegung und jeder Winkel exakt zusammenpassen." Zur Herstellung war es hier notwendig, eine Fuge zwischen Rampe und Brüstung zu integrieren, die sich gut in das Gesamtbild der Treppe einfügt.
Ausgeführt mit Weißbeton und nach den Vorgaben der Sichtbetonklasse SB4, sieht die Treppe aus wie aus einem Guss gefertigt. Um gerade bei dieser hellen Färbung einen gleichmäßigen Farbton zu erzielen, empfiehlt der DBV, die Bauteilgeometrie so zu planen, dass eine einfache und zügige Betonage möglich ist.