Bauaussichten 2023
Betonbohr- und -sägebranche bleibt verhalten optimistisch
Trotz allem verzeichnet die Betonbohr- und -sägebranche ein am Ende wirtschaftlich erfolgreiches Jahr 2022. Die Auftragslage der Fachbetriebe ist nach wie vor gut und die Hersteller verzeichnen gute Umsätze, bestätigt durch das überwiegend positive Fazit zur im Herbst stattgefundenen "bauma". Zum Status-quo könnte man mit Blick auf die zurückliegenden Monate meinen: Es könnte schlimmer sein. 2023 wird sich zeigen, wie nachhaltig sich die genannten negativen Einflüsse der letzten Monate auswirken werden.
Die Leistungen der BBS-Branche sind breit aufgestellt: Unsere Fachbetriebe arbeiten im Neubau, im Bereich der Sanierung im Bestand und begleiten Infrastrukturprojekte. Im Neubau erwarte ich einen signifikanten Rückgang der Aufträge für unsere Branche. Ein wesentlicher Grund sind die deutlich gestiegenen Finanzierungskosten, die beispielsweise Investitionen im privaten und gewerblichen Bereich des Wohnungsneubaus gleichermaßen erschweren. Auch das erklärte Wohnungsbauprogramm der Bundesregierung wirkt nur bedingt, da die Zielvorgaben nach meinem Kenntnisstand derzeit nicht erreicht werden. Ein Indikator ist der im November vom Statistischen Bundesamt belegte Rückgang der Auftragslage im Bauhauptgewerbe: Im Vergleich zum Vorjahresmonat, September 2021, fiel der reale, kalenderbereinigte Auftragseingang um 22,6 Prozent. Das war der stärkste Rückgang im Vorjahresvergleich seit Februar 2005.
Gleichzeitig möchte ich darauf verweisen, dass die Konjunktur seit der Finanzkrise 2009 über mehr als zehn Jahre von einer positiven Entwicklung geprägt war. Damals hat die öffentliche Hand ihre Investitionen zur Stärkung der Bauwirtschaft gesteigert. Das erwarte ich auch in den nächsten Jahren. Vor allem im Bereich der öffentlichen Infrastruktur gibt es deutlichen Nachholbedarf: Marode Straßen und Brücken sind in aller Munde, die Bahn klagt über ein nur bedingt leistungsfähiges Schienennetz und auch der Ausbau von Kitas und Schulen ist nach wie vor dringend geboten. Auch die energetische Gebäudesanierung im Bestand bleibt vor dem Hintergrund der ausgerufenen Energiewende auf der Tagesordnung. Mein Fazit: An Aufgaben mangelt es nicht, sie müssen von staatlicher Seite nur konsequent angegangen und Initiativen Dritter müssen nachhaltig unterstützt werden. Davon werden die allgemeine Bauwirtschaft und somit auch die BBS-Branche profitieren.
Abgesehen davon ist der allgemeine Fachkräftemangel eine bleibende Herausforderung für den Erhalt unserer Wirtschaftskraft – unabhängig von konjunkturellen Einflüssen. Der demografische Wandel wird sich in den nächsten Jahren immer stärker auswirken. Derzeit scheiden mehr Arbeitnehmer aus, als Nachwuchskräfte nachrücken. Unterstützend können auch hier staatliche Entscheidungsträger einwirken – mit einer geordneten Zuwanderung, um dem Fachkräftemangel aktiv entgegenzuwirken. Unsere Branche ist mit dieser Entwicklung seit mehreren Jahren konfrontiert. Leichter wird es nicht, deshalb fordere ich unsere Fachbetriebe einmal mehr auf, ihre Anstrengungen zu verstärken, um qualifizierten Nachwuchs zu generieren – idealerweise durch Ausbildung im eigenen Betrieb, alternativ durch die Gewinnung und Weiterbildung von Quereinsteigern. Der Fachverband bietet dabei mit dem eigenen Ausbildungsberuf zum/zur Bauwerksmechaniker/-in für Abbruch- und Betontrenntechnik sowie der Erwachsenenqualifizierung zum geprüften Betonbohr- und -sägefachmann attraktive Lösungen.
In Summe sehe ich die zu erwartende Entwicklung der BBS-Branche für 2023 verhalten optimistisch. Sollte es zu einer Konsolidierung in der Bauwirtschaft und unserer Branche kommen, ist diese nach meiner Einschätzung zeitlich befristet. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels kann sie sogar positiv wirken. Bleiben wir also weiterhin zuversichtlich und wenden uns mit aller Energie den Aufgaben des neuen Jahres zu.
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