BG-Unfallklinik Frankfurt
Betonfertigteile für sauberes Wasser
Bis zum Sommer 2026 entstehen auf dem Klinikcampus im Stadtteil Seckbach östlich der BAB 661 zwei neue Bettenhäuser mit insgesamt 308 Betten. Das Gebäude wird über fünf Etagen verfügen und mehr als 15.000 m² Nutzfläche umfassen.
Im Zuge dieser Maßnahme plant die BGU die Neuordnung der Liegenschaftsentwässerung auf großen Teilen des Geländes. Dies beinhaltet den Bau neuer Regen- und Mischwasserkanäle sowie Versickerungssysteme samt einer notwendigen Vorbehandlungsanlage, mit dem Ziel, das anfallende Niederschlagswasser gereinigt dem Grundwasser zuzuführen. Zentraler Bestandteil hierbei ist ein spezielles Hydrosystem zur Reinigung von stark belastetem Oberflächenwasser sowie spezielle, individuell gefertigte Sonderbauwerke aus Stahlbeton. Das gesamte Areal verfügt über etwa 14.000 m² Dach- und Verkehrsflächen, auf denen Niederschlagswasser anfällt.
Thomas Nichler von den Dahlem-Ingenieuren aus Darmstadt erläutert die Maßnahme: "Damit es bei starken Regenereignissen nicht zu einer Überlastung des Kanals kommt, bestand unsere Aufgabe darin, das Entwässerungsnetz komplett neu zu strukturieren. Ursprünglich betrug die Grundstücksfläche mit Anschluss an den städtischen Mischwasserkanal rund 25 Hektar. Davon sollten etwa 19 Hektar einer neuen Versickerung zugeführt werden, so dass nur noch sechs Hektar Fläche verbleiben, deren anfallende Niederschläge in den Mischwasserkanal geleitet werden." Eine wichtige Anforderung galt es hierbei jedoch zu beachten: Nur sauberes Wasser darf in die etwa 1000 m³ große Versickerung eingeleitet werden.
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Die Lösung: Das Niederschlagswasser auf dem Areal wird unter anderem einem etwa 300 m langen Kanal aus Stahlbetonrohren DN 500 zugeführt und fließt über einen Verteilerschacht DN 2000 in eine Filteranlage zur Vorbehandlung von verschmutztem Niederschlagswasser. Frank Becker vom Werk Fronhausen der Finger-Beton Unternehmensgruppe, welches neben den weiteren beteiligten Finger-Werken aus Idar-Oberstein, Stockstadt und Kruft die Betonfertigteile geliefert hat, erklärt die Funktionsweise: "Die Filteranlage besteht hier aus acht um den Verteilerschacht sternförmig angeordneten Behandlungsanlagen DN 1500 aus Beton, welche bereits werkseitig mit unserem Hydrosystem ausgestattet sind. Durch diese Anordnung wird eine gleichmäßige Belastung der Filteranlagen vor der Versickerung gewährleistet.
Nachdem das Wasser tangential des hydrodynamischen Abscheiders einströmt, setzen sich Feststoffe nach unten ab. In der Mitte des Filterschachtes sitzen sechs Filterelemente, die durch das Aufstromverfahren die Feinstoffe filtern und absorptiv binden. Das saubere Wasser passiert eine Ölabscheidevorrichtung und wird anschließend in eine Rigolen-Versickerung geleitet.
Des Weiteren wurden Sedimentationsanlagen des Typs Hydro-shark eingebaut, welche die abfiltrierbaren Stoffe aus dem Regenfluss entfernen und die Feststoffe im Schlammfang sammeln. Im unteren Bereich wird das tangential einströmende Wasser durch die Strömungsbrecher beruhigt und kann durch die zur Verfügung stehende große Außenfläche ohne Turbulenzen nach oben gelangen und über das Zackenwehr aus der Anlage geleitet werden. So wird auf kleinstem Raum ein maximales und auch bei hohen Volumenströmen sicheres Reinigen des Wassers sichergestellt", erklärt Becker. Für die weiter am Mischwasserkanal angeschlossene Fläche sollte zudem der Mischwasserabfluss in den städtischen Kanal gedrosselt werden. Hierzu Thomas Nichler: "Um diese Anforderung umzusetzen, haben wir aus Stahlbetonrohren DN 1400 aus dem Hause Finger-Beton einen 32 Meter langen Rückhaltekanal im Mischsystem mit einem Volumen von rund 40 Kubikmetern erstellt.
Ein Drosselbauwerk sorgt dafür, dass das im Rückhaltekanal angestaute Wasser nur verzögert in den Ablauf mit kleinerem Querschnitt abgegeben wird. Um den Zufluss zur Rigole im Notfall absperren zu können, wurde zudem ein Schieberschacht als Fertigteil von Finger-Beton geliefert und in das Kanalnetz integriert. Beide Bauwerke sollten ursprünglich in Ortbetonbauweise erstellt werden. Aus zwei Gründen haben wir uns letztendlich jedoch für eine Realisierung mit Betonfertigteilen entschieden: Erstens kann die Baugrube beim Einsatz von Fertig-teilen deutlich schlanker ausfallen als bei der Ortbetonbauweise, zweitens konnten wir uns so rund vier Wochen Bauzeit sparen", so Nichler.
Eine hohe Nutzungsdauer des Rückhaltekanals gewährleisten die erhöhten Qualitätsanforderungen der Fachvereinigung Betonrohre und Stahlbetonrohre e. V. (FBS), nach denen die Stahlbetonrohre gefertigt werden. Dieser Qualitäts-anspruch liegt über den Anforderungen der DIN-Norm und bietet damit ein hohes Maß an Sicherheit. Er sieht eine umfassende werkseigene Produktionskontrolle vor. Hiermit ist laut Unternehmen eine Qualitätsüberwachung von den Ausgangsstoffen über die Herstellung bis zu den Endprodukten sichergestellt.