BGL-Präsident Redeker fordert Chancengleichheit

"Die GaLaBauer treten bei den Steuern unter ungleichen Bedingungen an"

BGL Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e.V. Baupolitik
BGL-Präsident Hanns-Jürgen Redeker. Foto: BGL

Der grünen Branche geht es vergleichsweise gut, sie hat aber dennoch mit Problemen zu kämpfen. ABZ-Redakteur Sönke Petersen sprach darüber mit Hanns-Jürgen Redeker, Präsident des Bundesverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL).

ABZ: Herr Redeker, eine weiterhin wachsende Zahl an Betrieben und Beschäftigten im Garten- und Landschaftsbau, eine sich verschärfende Konkurrenz durch Fachfremde und Schwarzarbeiter sowie ein stagnierender Gesamtumsatz, wenngleich auf hohem Niveau: Darf Ihr Verband Existenzgründern überhaupt guten Gewissens dazu raten, im GaLaBau tätig zu werden?

Redeker: Unbedingt! Bei dieser Empfehlung setze ich allerdings voraus, dass die Gründer die erforderlichen Qualifikationen mitbringen und Mitglied in einem unserer BGL-Landesverbände werden. Denn wir nehmen ausschließlich fachlich qualifizierte Meisterbetriebe auf. Der Verband bietet nicht nur "Neulingen" eine große Vielfalt an Dienstleistungen, gebündeltes Wissen rund ums Unternehmen sowie ein vielseitiges, wertvolles Servicepaket. Übrigens bitten immer mehr Straßen- und Tiefbauunternehmen um Aufnahme in den BGL, aber die müssen wir außen vor lassen. Wir wollen unser Profil nicht verwässern.

ABZ: Der Verband beklagt, dass viele fachfremde Unternehmen Arbeiten im klassischen Garten- und Landschaftsbau ausführen. Umgekehrt aber "wildern" GaLaBau-Betriebe außerhalb ihres Kerngeschäfts. Die Diskussion wird damit doch eigentlich nicht ganz ehrlich geführt, oder?

Redeker: In der Tat erledigen unsere Betriebe viele Aufträge, die teilweise fachübergreifend sind. Aber man darf nicht vergessen: Wir treten unter ungleichen Bedingungen an. Unsere Mitglieder zahlen Gewerbesteuer, Forst- und Landwirtschaftsbetriebe beispielsweise zahlen die nicht. Baumschulen müssen sieben Prozent Mehrwertsteuer abführen, wir GaLaBauer 19 Prozent. Auch gemeinnützige Einrichtungen, Regiebetriebe und kommunale Eigenbetriebe werden steuerlich begünstigt. Wir fordern deswegen gleiche Wettbewerbsbedingungen.

ABZ: Worauf führen Sie die geringe Insolvenzquote von 0,89 Prozent in Ihrer Branche zurück?

Redeker: Die Quote war schon immer sehr niedrig. So verfügen mittlerweile viele GaLaBauer über einen betriebswirtschaftlichen Hintergrund. Beim Studium zum Diplom-Ingenieur Landespflege belegen viele künftige Inhaber BWL-Kurse, auch beim Meister spielt das Kaufmännische eine wichtige Rolle. Alles in allem rechnet und hinterfragt man in unserer Branche mehr. Der Verband unterstützt dies, wir bieten unter anderem Betriebsvergleiche und Hilfen zur Erstellung von Geschäftsplänen an. Überdies setzen zahlreiche Unternehmen nicht mehr nur auf ein Pferd. In dieser Beziehung hat bei etlichen ein Umdenken stattgefunden. Viele haben noch vor ein paar Jahren gesagt: "Lass mich mit Privatgärten in Ruhe." Das stellt sich heute ganz anders dar, weil es sich um ein lukratives Geschäftsfeld handelt.

ABZ: Der Anteil von Aufträgen von Privatleuten am Umsatz beträgt mittlerweile mehr als 51 Prozent, der von öffentlichen Auftraggebern nur noch knapp 18 Prozent. Entwickelt sich hier eine einseitige Abhängigkeit, die in der nächsten Krise auf die Branche zurückschlagen kann?

Redeker: Wir werden weiterhin einen Anstieg im Privatgartenbereich haben. Sogar während der Ferienzeit in diesem Sommer haben wir das gemerkt. Auf der anderen Seite gibt es den Trend, dass viele Leute wieder zurück in die Städte ziehen. Ein wichtiges BGL-Thema ist daher die "grüne Stadt" für Menschen, die keinen Garten oder Balkon haben. Man muss für sie attraktive Räume schaffen. In diesem Bereich passiert schon Einiges. In Hamburg oder Hannover beispielsweise werden in großem Stil Plätze umgestaltet. Aber wir sehen noch viel Potenzial, von dem auch unsere Branche profitieren kann.

ABZ: Der Anteil der Pflege am Umsatz sinkt tendenziell, der des Neubaus ist eher gestiegen. Warum gelingt es den GaLaBau-Betrieben nicht, bei mehr Neubaukunden auch gleich Anschlusspflegeverträge abzuschließen?

Redeker: Hier ist die Konkurrenz sehr groß, beispielsweise durch Hausmeister. Mit deren Lohnniveau können wir nicht mithalten. Auch das Facility Management gehört zu den Mitbewerbern, die in den Markt drängen. Abgesehen davon pflegen viele Bauherren ihren Garten von Anfang an lieber selber. Aber es gibt große qualitative Unterschiede, die wir GaLaBauer herausarbeiten müssen. Wir betrachten die Fertigstellungspflege, die wir gerne auch als "Entwicklung der Grünfläche" bezeichnen, als wichtigen Markt und sind hier als Verband aktiv. Schließlich ist auch nach Beendigung der eigentlichen GaLaBau-Arbeiten Einiges zu beachten, beispielsweise die fachgerechte Düngung. Unsere Betriebe bieten den Kunden eine fachliche Begleitung in den ersten Monaten oder Jahren, damit ein grünes Projekt auch wirklich zum Erfolg wird.

ABZ: Der Anteil der Schwarzarbeit beim Neubau hat 2008/2009 von 25 auf 20 Prozent abgenommen. Wie erklärt sich das?

Redeker: Der Rückgang liegt zum einen an der Gesetzgebung. Die steuerliche Absetzbarkeit etwa von Instandhaltungs- und Pflegeausgaben hat uns geholfen. Außerdem legen die Kunden insgesamt mehr Wert auf Qualität. Wenn sie beispielsweise ein neues Haus bauen, wollen sie nicht einen billig angelegten Garten aus minderwertigen Materialien. Auch die Lieferanten raten dazu, Fachleute zu beauftragen. Selbst immer mehr Baumärkte verweisen auf unser Know-how.

ABZ: Der BGL sieht ingenieurbiologische Bauweisen als Zukunftsmarkt und thematisiert diese in Nürnberg auf einer Forumsveranstaltung. Allerdings konstatiert der Verband eine gewisse Zurückhaltung bei den Firmen. Wie will der BGL diesen Bereich forcieren?

Redeker: Das Thema kommt zurzeit wieder verstärkt auf. Mit verhältnismäßig wenigen Mitteln kann man allein durch die Leistungsfähigkeit der Vegetation Erosion und Ausspülungen verhindern. In einem unserer Arbeitskreise sind Unternehmen aktiv, die in diesem Segment bundesweit agieren und oft GaLaBauer vor Ort mit den Arbeiten beauftragen. Aber das Thema muss zweifellos noch mehr in die Köpfe rein, auch bei den Planern, und in der Ausbildung eine stärkere Rolle spielen.

ABZ: Apropos Ausbildung: Sie fordern verpflichtend für alle Berufsschulen landschaftsgärtnerische Fachlehrer. Wie ist der Stand der Dinge?

Redeker: Wir fordern das seit 20 Jahren und bleiben weiter an diesem Thema dran. Bei der Forschungsanstalt Geisenheim sehen wir uns auf sehr gutem Wege. Ansonsten ist noch viel zu tun.

ABZ: Der Umsatzanteil von Mitgliedern in der Branche beträgt fast 64 Prozent, nicht einmal 3300 von knapp 14 800 GaLaBau-Betrieben sind im BGL organisiert: Kann der Verband bei diesem geringen Organisationsgrad überhaupt noch für sich in Anspruch nehmen, die Interessen der gesamten Branche zu vertreten?

Redeker: Die Größe und die Vielfalt der Aufträge unserer Mitglieder rechtfertigen das auf jeden Fall. Das Gros der GaLaBau-Betriebe beschäftigt nur ein oder zwei Mitarbeiter: An die meisten von denen kommen wir leider nicht ran. Deutlich besser aufgestellt sind wir bei den Firmen mit fünf bis 15 Beschäftigten. Natürlich haben wir es bei etlichen Nicht-Mitgliedern auch mit Prinzipienreitern zu tun, denen das eine oder andere an der Verbandsarbeit nicht passt. Aber unsere Image- und PR-Kampagne hat bereits erste Früchte getragen. Und außerdem erkennen viele: Wer unsere Serviceangebote nutzt, hat seinen Beitrag schnell wieder raus.

ABZ: Welche Erwartungen haben Sie für die GaLaBau in Nürnberg?

Redeker: Sehr hohe! Aber natürlich müssen wir berücksichtigen, dass wir in einem bauma-Jahr antreten. Bei den Ausstellerzahlen liegen wir sehr gut. Allerdings geht auch bei uns ähnlich wie bei der bauma der Trend zu kleineren Standflächen. Was die Besucherzahlen angeht, kommen möglicherweise nicht ganz so viele wie 2008. Überhaupt ist der Zuspruch gerade in unserer Branche sehr witterungsabhängig: Bei günstigen Wetterprognosen wird sich ein GaLaBauer, der gerade gut zu tun hat, sicherlich überlegen, ob er tatsächlich zur Messe fährt. Wir haben jedenfalls etliche potenzielle Mitglieder eingeladen. Auch wissen wir von einem verstärkten Interesse bei Tiefbauern. Denn wir bieten ein tolles Rahmenprogramm. Und wir kümmern uns schwerpunktmäßig um die Berufsbildung und organisieren wieder ein Hochschullehrertreffen.

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