BIM

Partnerschaftliche Prozessabwicklung gefragt

von: Jan-Oliver Meding und Markus Rink
Bau digital
Jan-Oliver Meding ist Geschäftsführender Gesellschafter bei MPP. Foto: MPP

Rostock/Frankfurt a. M.. – Building Information Modeling (BIM) ist kein Selbstläufer, sondern verlangt neue Formen der Kooperation zwischen Planern und Ausführenden. Durch die in der Vergabeordnung vorgesehene strikte Trennung von Planung und Ausführung fällt BIM normalerweise in die Zuständigkeit des Planers. Das Problem: Viele Planungsbüros können die Einführung von BIM nicht stemmen, die alleinige Haftung ist zudem ein beträchtliches Risiko. Die Lösung lautet Partnerschaftlichkeit – vertraglich und operativ. Die Aufmerksamkeit ist gestiegen, die Bemühungen sind vielfältig, die Initiativen sind gewachsen – und dennoch: BIM ist in Deutschland noch weit vom flächendeckenden Einsatz entfernt. 2015 waren es nach einer Fraunhofer-Studie gerade einmal 33 % der Unternehmen mit Projektvolumina ab 25 Mio. Euro, die auf die Methode digitalen Planens und Bauens zurückgriffen. Schätzungsweise liegt ihr Anteil aktuell bei rd. 40 %. Dieser Wert unterschreitet deutlich die Anwenderquote in Skandinavien, England oder den USA. Ein Gradmesser ist hierbei die Maßgabe der Öffentlichen Hand. Erst 2015 legte die Bundesregierung einen Stufenplan für die obligatorische Anwendung von BIM bei öffentlichen Aufträgen vor. Zum Vergleich: In Dänemark erfolgte dieser Schritt 2007, in den USA 2010 und in Großbritannien 2011.

Ein wesentlicher Grund für die Behäbigkeit des deutschen Marktes bei der Einführung von BIM-Methoden ist die politisch gewollte Kleinteiligkeit der Planer- und Baubranche samt ihrer engen Abgrenzung voneinander. Als Planungstool sollen gerade Architekten die BIM-Methode befördern. Doch jeweils 56 % der befragten Planungs- und Architekturbüros verweisen in einer Umfrage von 2017 auf mangelnde Kapazitäten: Die größten BIM-Hemmschuhe seien demnach der Investitions- und der Schulungsaufwand. Jeder fünfte Planer gab zudem an, dass BIM ohne einen Kulturwandel der Branche im Reich der Theorie verharre.

Sowohl in Skandinavien als auch in angelsächsischen Ländern herrscht hingegen das Prinzip partnerschaftlichen Bauens vor. Allianzen zwischen Planern und Ausführenden sind dort die Regel und firmieren unter dem der Autoindustrie entnommenen Begriff "Lean Construction". Sie finden Niederschlag in Mehrparteienverträgen, gemeinsamen Versicherungen und Runden Tischen während des gesamten Prozessverlaufs. Die von Beginn an vertraglich festgelegte Zusammenarbeit zwischen den Projektparteien ermöglicht die einwandfreie Arbeit am identischen digitalen Gebäudemodell.

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Markus Rink ist Geschäftsführer bei omniCon. Foto: omniCon

Kooperative Bauprojekte benötigen eine bis zwei übergeordnete Parteien, die zugleich als Erstansprechpartner des Bauherrn fungieren. Dies kann ein Construction Managementunternehmen sein, dessen Kompetenzen über die des Projektsteuerers hinausgehen. Die Begleitung des Bauherrn erfolgt von der ersten Idee bis zur schlüsselfertigen Übergabe und umfasst auch die Auswahl des BIM-Managers. Erst, wenn das Planungsbüro oder das Bauunternehmen den BIM-Kriterienkatalog des Construction Managers erfüllen, eignen sie sich für diese Position.

Während der BIM-Manager die technische Seite abdeckt, bespricht er sich mit dem übergeordneten Construction Manager, der als Vertreter des Bauherrn seine Vorstellungen und finanziellen Spielräume kennt. Denn im Verantwortungsbereich des Construction Managers liegen sowohl die terminliche als auch die finanzielle Kontrolle. Eigene Kompetenzen in der Projektentwicklung mit interdisziplinären Teams sind daher für Construction Managementunternehmen unabdingbar. Zu dem Konzept zählt in der Regel eine Gesamtversicherung unter Federführung des Construction Managers. Die einzelnen Projektparteien zahlen anteilig in sie ein, das Haftungsrisiko verteilt sich dadurch auf das gesamte Projektteam.

Die Funktion des Construction Managers kann hinsichtlich der Etablierung eines partnerschaftlichen BIM-Prozesses auch durch einen Generalplaner mit Projektentwicklungskompetenz übernommen werden. Da sich BIM-Kompetenzen in der Regel bei größeren Planungsbüros bündeln, können diese auch Bauherrenvertreter und BIM-Manager sein. Die Koordination und vertragliche Bürgschaft für den gesamten Planungsbereich können auch die Ausführungsseite mit einschließen. Dies gilt insbesondere für Bauunternehmen mit BIM-Erfahrung, da ihre Daten über die Kollisionsprüfung mit den Planungsdaten wieder zusammengeführt werden können.

Die kooperative Projektabwicklung senkt die Hürden, die BIM in Deutschland noch in einer Nischenposition verweilen lassen. Übergeordnete Koordinatoren reduzieren den Aufwand des Bauherrn in vertraglicher und operativer Hinsicht. Durch sie werden Mehrparteienverträge möglich, die auf der Grundlage von Lasten- und Pflichtenheften den einzelnen Parteien ihre Kompetenzen und Kompensationen zuordnen. Auf Basis des digitalen Gebäudemodells können mögliche Planungsfehler im Rahmen eines moderierten Runden Tisches identifiziert und behoben werden. Vorherige, durch den Construction Manager oder den Generalplaner festgelegte Risiko- und Honorierungsvereinbarungen zwischen den Projektparteien schaffen frühzeitig eine Lösung für Mehraufwand wie auch Zusatzvergütungen. Den Rahmen für solche Vereinbarungen muss eine Vertrauensatmosphäre bilden, die der Auftraggeber oder sein Vertreter schon zu Beginn schaffen sollten. Transparente Verträge und Kalkulationen gehören hierzu ebenso wie kontinuierliche Besprechungen zwischen den Projektbeteiligten.

Jan-Oliver Meding ist Geschäftsführender Gesellschafter bei der MPP Meding Plan + Projekt GmbH und Markus Rink ist Geschäftsführer bei der omniCon Gesellschaft für innovatives Bauen mbH.

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