Bobcat

"Die Elektrifizierung wird lange Zeit Hauptthema sein"

Bobcat Bagger und Lader
Joel Honeyman, "Vice President Global Innovation" bei Bobcat vor dem Training Center des Unternehmens in Dobrís. Fotos: Bobcat

Joel Honeyman arbeitet seit 22 Jahren für den amerikanischen Kompaktmaschinenhersteller Bobcat. Insgesamt neun Jahre leitete er den Verkauf für Nordamerika, seit zwei Jahren ist er als "Vice President Global Innovation" für die Innovationsabteilung des Unternehmens verantwortlich. ABZ-Redakteurin Jennifer Schüller traf ihn im tschechischen Dobrís, am Sitz des Innovationszentrums von Doosan Bobcat EMEA, zum Interview und sprach mit ihm über die Zukunft der Baumaschine, an welchen innovativen Ideen Bobcat derzeit arbeitet und welche Rolle der Anwender bei Neuentwicklungen spielt.

ABZ: Herr Honeyman, wie genau können wir uns die Arbeit der Innovationsabteilung von Bobcat vorstellen?

Honeyman: Als Innovationsabteilung beschäftigen ich und mein Team uns mit neu aufkommenden Technologien. Teilweise schauen wir dabei auch in Bereiche und Industrien, die mit der Baubranche nichts zu tun haben, diese aber beeinflussen könnten. Unsere Hautaufgabe ist es, diese Technologien anhand von Prototypen und Pilotprojekten zu demonstrieren. Unser Ansatz ist der, dass eine Idee erst real umgesetzt werden muss, bevor man darüber mit einem Kunden spricht. Der Kunde muss eine Innovation sehen und anfassen können, um eine Idee zu begreifen und auch zu glauben, dass die Umsetzung tatsächlich möglich ist. Darum kümmern wir uns in der Innovationsabteilung.

ABZ: Sie haben in den kommenden Tagen eine interne Veranstaltung, bei der sie neue Maschinen beziehungsweise Technologien vorstellen werden. Seit wann arbeiten Sie an den Ideen, über die Sie nun erstmals sprechen werden?

Honeyman: Ich würde sagen die ersten ernsthaften Pläne haben wir vor etwa 18 bis 24 Monaten gefasst, aber in den vergangenen zwölf Monaten wurden die Ideen dann wirklich in die Realität umgesetzt. So ein Prozess ist nie wirklich abgeschlossen. Ich würde beispielsweise sagen, dass wir selbst in den vergangenen zwei Wochen noch neue Aspekte entdeckt haben, über die ich bei dem Event sprechen werde. Dinge entwickeln sich in diesem Bereich sehr schnell. Insofern ist unsere Arbeit wirklich spannend, aber man kann sie nicht unbedingt damit vergleichen, eine neue Produktlinie zu entwickeln oder bestimmte Verbesserungen für vorhandene Maschinen vorzunehmen. Wir haben keine fest stehenden "Fahrpläne", sondern eher technologische Bereiche auf die wir uns konzentrieren und die uns gewissermaßen den Weg leuchten. Wir sind da flexibler und beobachten in welche Richtung wir unter Umständen gehen sollten, weil sich die Welt beziehungsweise Diskussion in eine bestimmte Richtung bewegt.

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In der Akustik-Kammer wird überprüft, wie laut die Bobcat-Maschinen im Betrieb sind.

ABZ: Entwickeln Sie neue Ideen vor allem ausgehend von Kundenanforderungen oder zeichnet sich eine Innovation dadurch aus, dass der Kunde sie zuvor nicht in Betracht gezogen hat?

Honeyman: Ich würde sagen, es ist ein bisschen von Beidem. Vor etwa zwei Jahren haben wir beispielsweise eine Reihe an Kunden eingeladen und mit ihnen ausschließlich über zukünftige Technologien gesprochen. Danach haben wir dann Auslese betrieben und uns von Ansätzen verabschiedet, die für die Kunden beispielsweise einfach zu komplex gedacht waren. Das war im Grunde der Zeitpunkt, an dem wir festgestellt haben, dass wir bei solchen Treffen bereits etwas Konkretes zeigen müssen können, weil sich die Kunden damals unter einigen Ideen nichts vorstellen konnten beziehungsweise nicht glaubten, dass einige Ideen überhaupt umsetzbar sein würden.

ABZ: Über was haben sie damals mit den Kunden gesprochen?

Honeyman: Hauptsächlich ging es um die Themen Fernsteuerung und Automatisierung. Das Kunden-Feedback war un-glaublich viel Wert, da es uns dazu gebracht hat, in Richtungen zu gehen, von denen wir erst vermutet hatten, dass sie für die Kunden keinen Nutzen haben würden. Das war unerwartet, aber so sollte gute Innovation letztendlich sein, oder? Unerwartet.

ABZ: Sie haben bereits kurz über Automatisierung und Elektrifizierung gesprochen. Welche großen Trends sehen Sie für die Baubranche und welche Hürden werden im Bezug auf diese zu nehmen sein?

Honeyman: Wenn man von den Trends ausgeht, ist eines der ersten Themen auf jeden Fall Telematik. Einen anderen großen Bereich bildet die Elektrifizierung und außerdem der Aspekt Autonomes Arbeiten/Automatisierung. Bobcat be-schäftigt sich mit allen diesen Dingen. Ich denke die größte Herausforderung für alle diese Themen liegt zum einen in der Frage, welchen Nutzen es bringt, und zum anderen, wie diese Ansätze auf eine einfache Art und Weise umgesetzt werden können. Denn gute Technologie ist meist sehr einfach. Ich glaube, manchmal überschätzen die Menschen, was Innovation tatsächlich bedeutet. Es kann zum Beispiel ein ganz einfaches Feature oder kleines Gerät sein, das aber das Leben oder die Arbeit einer Person um ein Vielfaches vereinfacht. Deshalb muss auch der Austausch mit dem Kunden stattfinden.

Es gibt natürlich viele Dinge, die wir machen könnten. Die Frage ist aber, was wir wirklich machen sollten und was wirklich einen Nutzen für den Anwender hat. Und um das noch besser herausfinden zu können, werden wir in Zukunft mehr limitierte Launches und Scale-Ups machen, wenn wir neue Technologien vorstellen. So lernen wir während des Roll-outs stetig dazu. Dabei müssen wir auch dazu bereit sein, von einer Idee abzulassen, wenn wir feststellen, dass sie nicht funktioniert.

ABZ: Welchen Stellenwert wird die Elektrifizierung aus Ihrer Sicht im Bereich Baumaschinen künftig einnehmen?

Honeyman: Ich denke, die Elektrifizierung wird für eine lange Zeit der Hauptbestandteil alternativer Antriebstechnologien in der Bauindustrie sein. Die Kapazitäten von Batterien steigen, während die Kosten pro Kapazität sinken. Zusätzlich wächst die Zahl an Zulieferern und Unternehmen, die Komponenten zur Elektrifizierung entwickeln. Die Fähigkeiten werden sich verbessern und das wiederum wird die Preise senken. Aus diesem Grund ist es meiner Meinung nach nur eine Frage der Zeit, bis eine Vielzahl an Produkten – auch unsere – elektrisch angetrieben werden.

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Zahlreiche Testbereiche: Im Innovation-Center werden die Bobcat-Maschinen grundlegend geprüft, bevor sie in die Produktion gehen. Hier zu sehen der "Tilt-Table".

ABZ: Sehen Sie grundsätzlich auch anderen Optionen?

Honeyman: Die Brennstoffzelle ist natürlich eine Option oder Hydrosauerstoff. Wir arbeiten momentan an ziemlich aufwendigen Konzepten in dieser Hinsicht und nicht nur an Elektro-Varianten. Wobei das Interessante an Elektro ist, dass es die gesamte Maschine antreibt.

ABZ: Welche Antriebe wird es Ihrer Ansicht nach zukünftig geben und welcher wird vermutlich am wichtigsten sein?

Honeyman: Ich denke, dass wird der Elektromotor sein. Die Kunden möchten saubere, effiziente und leise Maschinen und dafür ist Elektro einfach ein Key Factor. Die Elektrifizierung wird kommen und eine Plattform dafür sein, eine Reihe anderer Technologien zu implementieren. Das alles fängt gerade erst an, ich denke die gesamte Entwicklung wird sich über mindestens zehn Jahre ziehen und in der Zeit werden noch viele weitere Entdeckungen gemacht werden.

ABZ: Auf der bauma wurde Anfang des Jahres viel über die autonome Baustelle diskutiert. Wie realistisch ist diese aus Ihrer Sicht?

Honeyman: Wir – und viele andere Hersteller ebenfalls – arbeiten an autonomen Lösungen. Aber ich würde sagen, wir sind noch weit davon entfernt, dass eine Maschine eine Vielzahl an Jobs allein erledigen kann. Was schon früher denkbar und umsetzbar ist, ist, dass eine Maschine eine bestimmte Aufgabe autonom ausführt – beispielsweise das Graben bis auf eine bestimmte Tiefe bei einem Bagger. Das ist natürlich nicht komplette Autonomie, aber eine erste Anwendungsmöglichkeit. Wir beschäftigen uns damit, herauszufinden, was der Kunde wirklich braucht und wo ihm solche Lösungen tatsächlich helfen.

ABZ: Also wird es vermutlich zunächst in die Richtung Fernsteuerung gehen?

Honeyman: Zum Beispiel. Das ist auch etwas, an dem wir momentan arbeiten. Was ich auf jeden Fall sagen kann, ist, dass eine Menge Automatisierung vorgenommen werden kann, auch wenn der Fahrer noch das Gerät an sich steuert. Wir denken weniger darüber nach, wie man den Fahrer aus dem Prozess herausnehmen kann, sondern wie man ihn effizienter und sicherer auf der Baustelle macht. De facto wird es einfach in naher Zukunft nicht so sein, dass alle Maschinenführer von heute auf morgen von den Baustellen verschwinden. Das ist meiner Meinung nach ein Denkfehler, denn wir brauchen diese Maschinisten, um sehr präzise Arbeiten auf der Baustelle auszuführen. Es geht eher darum, sie zu entlasten.

ABZ: Was genau verbirgt sich hinter dem Fernsteuerungs-Projekt?

Honeyman: Konkret haben wir eine Fernbedienung für ein iPhone entwickelt, mit dem ein Bobcat-Lader gesteuert werden kann. Wenn der Lader mit einer elektro-hydraulischen Steuerung ausgestattet ist, kann eine Extrabox an die Maschine angeschlossen werden. Diese kreiert ein Wifi-Signal, mit dem sich das iPhone verbinden kann. Wenn das passiert ist, kann man per App die Maschine fernbedienen. Es stellt sich natürlich die Frage, warum ein Kunde so etwas haben wollen würde. Um ehrlich zu sein, war dies eher eine zufällige Innovation. Viele Kunden haben uns gesagt, dass Sie manchmal keine Lust haben, ständig aus der Maschine rein und raus zu müssen, nur um sie zu versetzen. Für genau solche einfachen Versetzmanöver sei eine Fernbedienung sehr praktisch. Diese Fernsteuerung ist eine recht kostengünstige Option. Es ist das erste Feature, das wir herausbringen werden. Der Launch ist im Herbst dieses Jahres in Nordamerika. Etwas später kommt es dann auch nach Europa.

ABZ: Wie glauben Sie, wird die Baustelle in 20 oder 30 Jahren aussehen?

Honeyman: Ich denke, dass der Auftragnehmer in der Zukunft stärker als Koordinator fungieren wird. Manche Arbeiten werden vermutlich automatisch und autonom ausgeführt, aber es wird immer den Menschen benötigen, der sie koordiniert und kontrolliert.

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