Bobcat zur bauma 2022

Marktführer unter den Kompakten ist das Ziel

Gustavo Otero, President Doosan Bobcat EMEA, erläuterte ABZ-Chefredakteur Kai-Werner Fajga die Ziele des Baumaschinenherstellers in Deutschland und Europa.
Bobcat Bagger und Lader
Gustavo Otero ist President Doosan Bobcat in der Region EMEA. Foto: Bobcat EMEA

ABZ: Herr Otero, wie hat sich Bobcat in den letzten zwei Jahren wirtschaftlich entwickelt?

Otero: Das waren schon zwei aufregende, aber herausfordernde Jahre. Vor allem aufgrund der beispiellosen Umstände, mit denen wir am Anfang der Pandemie konfrontiert waren. Der Brexit Anfang 2020 und die Pandemie haben auf dem Markt und in der gesamten Wirtschaft für viel Unsicherheit gesorgt. Niemand konnte ahnen, welche wirtschaftlichen Folgen besonders die Pandemie haben würde. Im Kompakt-Baumaschinengeschäft hatten wir einen recht guten Start in das Jahr 2020 mit den Monaten Januar und Februar, die Industrie wuchs insgesamt. Im März begann sich dann die Wirtschaft abzukühlen und im April und Mai fiel die Kompaktmaschinen-Industrie um rund 80 Prozent ab.

Nicht alle Märkte haben gleich reagiert. Der deutsche Markt zum Beispiel war widerstandsfähiger und konnte diese beispiellosen Herausforderungen etwas besser bewältigen als andere Länder. Obwohl auch hier die Wirtschaft in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Volkswirtschaften Südeuropas, in Italien, Spanien und Frankreich waren stärker beeinträchtigt – und dort verlangsamte sich das Geschäft dann zusehends. Bei Bobcat wurden diese Entwicklungen zu einer Möglichkeit, die Art und Weise zu überdenken, in welcher Form wir heute Geschäfte machen, und wie wir das in Zukunft tun wollen. Wir trafen dann mehrere neue Entscheidungen, um uns an die Gegebenheiten anzupassen, immer mit dem Gedanken, dass die Gesundheit und Sicherheit unserer Mitarbeiter in den Betrieben oberste Priorität haben und haben werden. Wir haben dann unsere Prozesse angepasst, um unseren Betrieb weiterführen zu können. Das bezieht sich nicht nur auf die Herstellungsabteilungen und -betriebe, sondern auch auf jene, die für die Einführung neuer Produkte sowie Forschung und Entwicklung zuständig sind. Das war insgesamt eine sehr aufregende Zeit, trotzdem möchte ich zwei Dinge hervorheben. Einerseits haben wir in dieser Zeit bei Bobcat mehr als 40 neue Produkte in den Markt eingeführt, so viele, wie nie zuvor in so kurzer Zeit. Und anderseits haben wir die Zeit genutzt, von vielen Produkten neue Generationen einzuführen. Dies führte zu einer erheblichen Produkterweiterung und -diversifizierung in diesem Zeitraum.

ABZ: 40 neue Produkte sind sehr beachtlich. Das gilt für alle Produktbereiche bei Bobcat?

Otero: Ja, wir fokussieren uns vor allem auf Vielfältigkeit und Modernisierung durch die Einführung neuer Produktgenerationen. Wir haben beispielsweise die neue R-Serie Kompaktlader, die R-Serie Telehandler-Modelle und eine neue R-Serie von Minibaggern in den Markt eingeführt. Dazu zählt auch der erste elektrische Ein-Tonnen-Minibagger. In diesen Zeitraum fällt auch die Einführung leichter Verdichtungsgeräte in Zusammenarbeit mit dem Hersteller Ammann sowie ein weiterer rotierender Telehandler. Nicht zu vergessen auch die Einführung der zwei neuen knickgelenkten Bobcat-Ladermodelle L23 und L28 sowie die kompakten Radladermodelle L75 und L85.

ABZ: Welchen Einfluss hat der Ukraine-Krieg auf die Bobcat-Geschäfte?

Otero: Der Ukrainekrieg hat unserer Industrie sicherlich nicht geholfen, sich zu stabilisieren. Der Krieg hat neue Herausforderungen in den verschiedenen Geschäftsbereichen ausgelöst und die Schwierigkeiten im Zusammenhang mit den globalen Lieferkettenbeschränkungen, der hohen Inflation und den Preissteigerungen, insbesondere bei Rohstoffen und Versorgungsgütern, verstärkt. Die Versorgerpreise, insbesondere die Öl- und Gaspreise sowie Logistik- und Vertriebskosten sind seither kontinuierlich gestiegen. Einige der Logistikrouten, die von Asien über Russland nach Europa führen, können nicht mehr genutzt werden, was nicht nur zu Einsparungen bei den Vertriebskosten, sondern auch bei den Vorlaufzeiten geführt hat. Aber wie alle anderen Hersteller waren auch wir gezwungen, Alternativen zu finden. Die erhöhte Nachfrage nach Transportkapazitäten führte so wieder zu einer Preiserhöhung und zu einer zusätzlichen Überlastung.

Was gewissermaßen überraschend war, ist dass die Nachfrage im Markt höher gewesen ist als je zuvor. Auch wenn das daran liegen mag, dass viele Projekte im Vorfeld angestoßen worden sind oder niedrige Zinsen vorherrschten. Wir hatten in der Vergangenheit noch nie eine so große Nachfragespitze. Leider ist die Nachfrage heute deutlich höher als die Liefermöglichkeiten, die den Herstellern, uns eingeschlossen, zur Verfügung stehen.

ABZ: Bobcat will die Produktion bis zum Jahresende deutlich erhöhen, von 25.000 Produkten in 2021 auf 29.000 in diesem Jahr allein im Werk in Dobris. Hat Bobcat keinen Mangel an Rohstoffen?

Otero: Den gibt es natürlich. Wir haben wie alle anderen auch Schwierigkeiten, unsere Komponenten zu erhalten und einige unserer Produkte zu liefern. Allerdings hatten wir frühzeitig in der Pandemie eine Diskussion zu diesem Thema und fragten uns, wie lange dieser Zustand noch andauern werde? Niemand wusste das, keiner hatte eine Kristallkugel, um vorherzusagen, wann der Markt zurückkommen würde. Wir haben dann entschieden, in Material zu investieren. Und zwar zu einem Zeitpunkt, als viele Hersteller versuchten, ihre Lagerbestände zu reduzieren. Viele sahen darin eine Belastung aus Sicht des Betriebskapitals und des Cashflows. Wir haben hingegen die Bestellungen bei unseren Lieferanten erhöht, weil wir bereit sein wollten zu liefern, wenn der Markt wieder anziehen sollte. Wir haben letztlich zwei wesentliche Dinge getan: Einerseits wurde die Produktion nie gestoppt, und anderseits haben wir unsere Bestellungen bei Lieferanten um rund 15 Prozent erhöht. Bedeutet das, dass wir nicht wie alle anderen unter den aktuellen Einflüssen leiden? Doch, selbstverständlich. Einige Hersteller teilen sich manche Lieferanten, insofern unterliegen wir ähnlichen Engpässen. Aber da wir ein bisschen besser vorausgeplant haben, würde ich schon sagen, dass wir uns in einer etwas besseren Situation befunden haben. Doch die Marktsituation wäre heute weit schwieriger für uns, wenn wir nicht die oben genannten Entscheidungen während der Pandemie getroffen hätten.

ABZ: Was sind ihre Schlüssel-Marktplätze in EMEA?

Otero: Da muss ich ein wenig differenzieren zwischen Europa und dem Nahen Osten. Im Nahen Osten haben wir Schlüsselmärkte mit Südafrika, Saudi-Arabien, Katar und Ägypten. Wir versuchen, in so vielen Ländern wie möglich präsent zu sein, und bauen unser Netzwerk kontinuierlich weiter aus. In Europa sind wir in fast allen Ländern präsent, mit besonderem Fokus auf die drei Top-Märkte Großbritannien, Deutschland und Frankreich, wobei wir in Deutschland das größte Potenzial sehen. Auch die Wirtschaft in Osteuropa entwickelt sich gut weiter und wächst. Die Tschechische Republik, Polen, Ungarn, Bulgarien und andere Länder gewinnen Schritt für Schritt mehr Gewicht in unserem Geschäft. Auch Skandinavien und das Baltikum sind weiterhin wichtige Absatzplätze für uns. Der Süden Europas ist in dieser Hinsicht ein bisschen volatiler, und hat – wenn man so will – unter der Pandemie sehr gelitten. Italien liegt also sicherlich unter den Top-5-Märkten in Europa, hat aber 2020 stark abgenommen und beginnt sich seit 2021 wieder zu erholen. Spanien und Portugal hinken als Markplätze auch noch etwas hinterher. Ihre Wachstumsprognosen sind zwar größer als in den restlichen Ländern Europas, aber die Ausgangsbasis ist niedriger.

ABZ: Ein großes Thema der Baumaschinenindustrie sind alternative Antriebskonzepte. Bobcat stellt zur bauma einen ersten serienreifen Bagger der Ein-Tonnen Klasse vor und den Prototypen eines vollelektrischen Laders vor. Hinkt Bobcat dem Markt hinterher?

Otero: Nein. Wir glauben nicht, dass wir hinter dem Markt zurückbleiben. Wir haben in die Entwicklung alternativer Lösungen zu den traditionellen Verbrennungsmotoren investiert und werden dies auch weiterhin tun, wobei elektrische Maschinen eine dieser Lösungen sind. Die Elektrifizierung von Maschinen wird von Markttrends und Marktbedürfnissen bestimmt. Die Nachfrage nach elektrischen Maschinen hängt nicht nur von neuen Markttrends und dem Ziel der Nutzung umweltfreundlicherer Lösungen ab, sondern auch von neuen Vorschriften, der Schaffung von Anreizen und möglichen neuen Gesetzen in verschiedenen Ländern. Wenn man nach Skandinavien schaut, zum Beispiel Norwegen, Schweden, Finnland, Dänemark, dann ist der Bedarf und die Nachfrage nach elektrischen Maschinen oder solchen mit Wasserstoffantrieb dort viel, viel höher als im Rest von Europa zu diesem Zeitpunkt. Die Nachfrage wächst auch in Holland, Deutschland, Österreich oder in der Schweiz. Allerdings nicht so sehr in Südeuropa. Und auch im Nahen Osten und in Afrika wird das auf absehbare Zeit kein heißes Thema. Wir haben uns daher entschlossen, in die Elektrifizierung zu investieren und eigene technologische Lösungen zu entwickeln, die es uns ermöglichen, in Zukunft eine vollständige Palette von elektrifizierten Produkten anzubieten.

ABZ: Und beginnen deshalb mit Baggermodellen im "Mini"-Bereich?

Otero: Unsere Kommerzialisierung beginnt mit einem elektrischen Minibagger der Ein-Tonnen-Klasse. Wir verzeichnen eine große Nachfrage in diesem Bereich, wobei man schon auch so ehrlich sein muss, dass wir nicht erwarten, dass die elektrische Maschine in den nächsten drei oder fünf Jahren 80 Prozent des Volumens des aktuellen Marktes ersetzen wird. Das ist nicht zu erwarten. Aber der Anteil wird wachsen. Und wir wollen zur richtigen Zeit mit Angeboten im Markt präsent sein, als ernstzunehmender Wettbewerber. Deshalb arbeiten wir kontinuierlich an der Entwicklung der Produkte weiter, die wir in den nächsten 18 Monaten auf den Markt bringen werden. Parallel entwickeln wir weitere Zukunftstechnologien, die erforderlich sind, um in den nächsten zehn Jahren am Markt wettbewerbsfähig zu sein. Was die Bagger angeht, werden wir auch einen Zwei-Tonnen-Elektro-Minibagger vorstellen, der zur bauma der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Wir haben auch den allerersten vollelektrischen Lader entwickelt, der völlig ohne Hydraulikflüssigkeiten auskommt, und das ist schon ein Durchbruch in Bezug auf die technologische Innovation. Allerdings befindet sich das Gerät noch in der Erprobung und wird noch nicht in den Markt eingeführt.

ABZ: Baumaschinen mit Elektroantrieb sind zurzeit noch teurer als solche mit herkömmlichem Antrieb. Wann wird sich das ändern?

Otero: Heute sind die Kosten für die Batterie immer noch extrem hoch und eine der Herausforderungen, vor der wir alle stehen. Wahrscheinlich werden in einem Zeitraum von fünf Jahren die Kosten für Kilowatt pro Stunde sinken, weil es höhere Nachfrage geben wird und auch weil effizientere Lösungen entwickelt werden. Dann wird es zu Skaleneffekten kommen und für einen Endkunden letztlich erschwinglicher, die Maschine zu kaufen. Trotzdem gibt es auch schon jetzt Kunden, die bereit sind, den höheren Preis zu zahlen. Einfach, weil sie eine elektrische Maschine bekommen oder weil das Teil einer Anfrage ist. In öffentlichen Ausschreibungen von Kommunen wird das sicherlich künftig häufiger gefordert werden, egal ob die Kommune selbst engagiert ist und entschlossen handeln will, oder weil einfach eine umweltfreundliche Maschine mit niedrigem Geräuschpegel oder ohne Emissionen in einer Ausschreibung gefordert wird.

ABZ: Was können Kunden in Bezug auf die Themenbereiche Digitalisierung und neue Dienste von Bobcat erwarten?

Otero: Der Marktplatz für digitale Dienste ist uns sehr wichtig. Wir haben in den letzten Jahren begonnen, in all unsere Geräte Maschinenintelligenz zu integrieren oder zu installieren und entwickeln Lösungen mit Schwerpunkt auf Elektrifizierung, autonomem Betrieb und Konnektivität. Also intelligente Anwendungen beispielsweise, die nicht nur für die Ortung der Maschinen genutzt werden kann, sondern auch als relevante Informationsquelle für den Hersteller, den Benutzer und den Händler oder Vermieter. Dann können beispielsweise Daten generiert werden darüber, wie die Maschine eingesetzt wird, für welche Art von Anwendungen, oder welche Leistung benötigt wurde. Wir werden solche Daten dann nutzen, um die Produkte besser zu machen. Oder auch um Services anzubieten zu können. Für den Bereich Aftermarket ist das schon eine Revolution. Anstatt darauf zu warten, dass ein Kunde sich entscheidet, zum Händler zu gehen, um den Service und die Wartung durchzuführen, teilt die Maschine dem Kunden selbst mit, dass sie bestimmte Services benötigt. Ob nun ein Filter- oder Ölwechsel ansteht. Dies wird natürlich das Geschäft der Händler verbessern, aber auch die Lebensdauer der Maschinen verlängern.

ABZ: Was sind die weiteren strategischen Ziele bei Bobcat?

Otero: Wir bereiten das Geschäft auf die nächste Expansion vor. Ich hatte erwähnt, dass wir 2022 die Produktion steigern wollen. Unser langfristiger Plan zielt darauf ab, weiter zu wachsen, aber nicht nur im Umsatz und den Marktanteilen. Wir wollen unser Produktportfolio und unsere geografische Präsenz weiter auszubauen und diversifizieren. Als Teil dieses Plans werden wir unsere Mitarbeiter und die Organisation darauf vorbereiten und weiter neue Produkte entwickeln und haben das Ziel, die Erwartungen unserer Kunden zu erfüllen.

ABZ: Wie wollen Sie diese Expansion umsetzen?

Otero: Unser Ziel ist es, weiterhin der kompakte Marktführer in der Industrie zu sein. Deutschland ist einer der Top 3 Märkte in Europa. Wir haben dazu eine Vertriebsstrategie für Deutschland entwickelt, die auf drei Absatzkanäle fokussiert. Einerseits arbeiten wir mit unseren unabhängigen Händlern oder Distributoren nennen, die für einen bestimmten Zeitraum eine Exklusivität in einem Vertriebsgebiet erhalten. Der zweite große Kanal sind unsere firmeneigenen Geschäfte, in denen wir quasi wie als Eigentümer eines Autohauses fungieren, das mehrere Filialen in Deutschland betreibt.

Und der dritte Vertriebskanal ist der Direktvertrieb an große Key Accounts. Also etwa große Vermieter von Baumaschinen. Wir werden diese drei Kanäle weiter entwickeln, immer mit dem Bewusstsein, dass wir vorsichtig respektvoll mit unseren Key Partnern agieren und nicht als Konkurrent unserer eigenen Händler auftreten. Wir wissen aber auch, dass etwa große Vermieter aufgrund der Volumina die sie kaufen, immer direkt mit dem Konzern verhandeln wollen.

Das bringt mich noch einmal zurück zu ihrer allerersten Frage nach den letzten zwei Geschäftsjahren. Die Herausforderungen hatte ich schon beschrieben. Spannend war die Zeit auch, weil wir das Geschäft jedes Jahr ausbauen und weiter wachsen konnten. Wobei das nicht nur in Bezug auf die Erweiterung des Produktportfolios oder von Kapazitätssteigerungen zu verstehen ist, sondern auch in Bezug auf unsere Einnahmen. Unser Cashflow wächst. Unsere Fähigkeit zu investieren und sich zu entwickeln, wächst ebenfalls. Und das ist sehr wichtig. Wir haben eine solide Basis, um dieses Geschäft in den nächsten 60 Jahren weiter auszubauen. Und das ist sehr wichtig und sehr spannend.

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