Bottroper Klärwerksgebäude

Alte Pressenhalle zu modernem Bürogebäude umgenutzt

Kläranlage Wohnungsbau
1,5 mm dicke Stahlleichtprofile bilden die Tragkonstruktion der neuen Einbauten. Foto: SIZ

BOTTROP (ABZ). - Zu Wohnanlagen umgenutzte Kasernen oder Büros in Fabriklofts kommen immer mehr in Mode. Dass aber Büroangestellte ihre Computer in einem Gebäude hochfahren, in dem einst Klärschlamm gereinigt wurde, lässt aufhorchen. Möglich gemacht hat diese erstaunliche Umnutzung ein Stahl-Leichtbausystem, wie das Stahl-Informations-Zentrum (SIZ) aus Düsseldorf berichtet. Das Interesse der meisten Besucher der modernen Kläranlage in Bottrop gilt der Zentralen Schlammbehandlungsanlage (ZSB). In diesem modernen Technikkomplex entwässern sechs Kammerfilterpressen effizient mit großem Druck den schon ausgefaulten Schlamm aus drei großen Klärwerken des westlichen Ruhrgebiets. Anschließend wird er mit Kohlenstaub angereichert und in einem nahen Kraftwerk zur Wärmeerzeugung verfeuert. Gern zeigt die Emschergenossenschaft als Betreiberin der ZSB ihren Gästen aber auch die alte Pressenhalle. In der 108 m langen und 28 m breiten Sheddachhalle aus dem Jahr 1962 standen bis vor einigen Jahren die alten Kammerfilterpressen. Damit prägt das Gebäude den Standort, der einst eine der größten Schlammentwässerungsanlagen Europas beheimatete und untrennbar mit der Geschichte des Ruhrgebiets verbunden ist.

Doch nicht nur aus Achtung vor der Tradition wollte die Emschergenossenschaft das Gebäude erhalten. Sie benötigt es auch für ihre Abteilungen Nachrichtentechnik und Gewässer. Diese sind auf insgesamt 870 m² in den neu errichteten Büros und Werkstatträumen untergebracht, die jetzt den mittleren Teil der Halle ausfüllen.

Bis es soweit war, hatten die Emschergenossenschaft und der mit der Planung beauftragte Ingenieur Bernd Laufenberg aus Hennef große technische Herausforderungen zu meistern: Die Kellerdecke der Halle verfügt nur über eine sehr geringe Tragfähigkeit. Deshalb war es nicht möglich, die notwendigen Einbauten als massive Konstruktion aus Mauerwerkswänden und einer Stahlbetondecke zu realisieren – es sei denn, man hätte eine komplett neue Kellerdecke eingezogen. Ein so umfassender Eingriff in die Konstruktion hätte aber zu einer zusätzlichen Belastung der Fundamente und zu nicht vertretbaren Kosten geführt.

Als Alternative entschied sich der Bauherr für eine Stahlleichtbaukonstruktion. Dabei kam ein Raum-in-Raum-System zum Einsatz: Die alten Außenwände aus Ziegelmauerwerk und das charakteristische Sheddach blieben erhalten, während im Inneren Räumlichkeiten mit neuer Funktion entstanden. Gebildet wird das tragende Gerüst der Innenwände aus kaltgewalzten C-Profilen aus 1,5 mm dickem Stahlblech, die im Abstand von 62,5 cm stehen und durch eine Feuerschutzbeplankung aus Gipskartonplatten ihre bauliche Hülle erhalten.

Für die neue Decke wählten die Planer 24,7 cm hohe Weitspannträger aus 2 mm dicken, kaltverformten U-Profilen, die mit 3,5 cm hohen Stahltrapezblechen eingedeckt sind. Den oberen Abschluss bilden 2cm dicke Trockenestrichelemente, als Unterdecke wurde eine Lage Gipskarton-Feuerschutzplatten montiert. "Gegenüber anderen möglichen Leichtbaukonstruktionen hatte dieses Vorgehen zwei Vorteile: Zum einen gewährleistet das leichte System des Gaggenauer Herstellers Protektor eine optimale Raumausnutzung, da es schmalere Wandquerschnitte erlaubt als zum Beispiel die Holzbauweise", heißt es. Zum anderen lag für das neu eingefügte Deckensystem bereits eine bauaufsichtliche Zulassung vor, da sie auch im Brandfall ihre Tragfunktion erfüllt. "Die 20 dort tätigen Mitarbeiter der Emschergenossenschaft dürften diese Details kaum kennen. Sie freuen sich über ihre modernen Arbeitsplätze – und die Projektbeteiligten konnten zeigen, welche erstaunliche Metamorphose ein technischer Zweckbau mit Hilfe von Stahl erleben kann", so das Fazit.

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