BPW und Hellmann starten Feldversuch

Nachrüstbare Elektro-Achse kommt erstmals auf die Straße

von: Robert Bachmann
BPW Bergische Achsen Ausstattung & Zubehör
Schlüsselübergabe (v. l.): Markus Schell, persönlich haftender geschäftsführender Gesellschafter bei BPW, Matthias Magnor, COO Road & Rail bei Hellmann, und Prof. Dr. Sabine Bruns-Vietor von der Hochschule Osnabrück. Fotos: Bachmann

Osnabrück . – Auf der IAA 2016 präsentierte das Unternehmen BPW Bergische Achsen vor fast genau zwei Jahren erstmals seine neu entwickelte elektrisch betriebene Achse. Damit lassen sich konventionell dieselbetriebene Nutzfahrzeuge ohne Nutzlastverlust mit einem Elektroantrieb nachrüsten. Vor Kurzem hat das Unternehmen nun das erste mit einer E-Achse versehene Fahrzeug an den Logistikdienstleister Hellmann World Wide Logistics übergeben – der Startschuss für einen sechsmonatigen Feldversuch. Wirklich ruhig geht es bei der Hellmann Worldwide Logistics GmbH & Co. KG nahe des Osnabrücker Hafens nur selten zu. Im Minutentakt donnern hier Transportfahrzeuge aller Größenklassen über das Betriebsgelände des weltweit agierenden Logistikdienstleisters. Ein Fahrzeug macht dabei seit Kurzem die emissionstechnische Ausnahme – sowohl was den CO2-Austoß betrifft als auch einen wesentlich geringeren Geräuschpegel. Mit der Übernahme des weltweit ersten mit einer elektrisch betriebenen Achse nachgerüsteten Nutzfahrzeugs haben Hellmann und der Achshersteller BPW einen sechsmonatigen Feldversuch gestartet. Ziel ist es, nun auch außerhalb der BPW-internen Versuchsreihen belastbare Daten zur ökologischen und wirtschaftlichen Nachhaltigkeit des Konzepts zu gewinnen.Das Unternehmen Hellmann mit Hauptsitz in Osnabrück beschäftigt nach eigenen Angaben etwa 13.000 Mitarbeiter in 255 Niederlassungen, verteilt über 56 Länder. Mehr als 80.000 Sendungen bearbeitet das Unternehmen pro Arbeitstag und erwirtschaftete damit 2017 einen Umsatz von ca. 3,2 Mrd. Euro. Bei einer derartigen Firmengröße verstehe es sich von selbst, dass das Thema Nachhaltigkeit fester Bestandteil der Unternehmensphilosophie ist, erklärte Matthias Magnor, COO Road & Rail bei Hellmann, anlässlich der Übergabe des auf E-Mobilität umgerüsteten Fahrzeugs. Bereits seit einigen Jahren beschäftige man sich bei Hellmann in Kooperation mit der Herstellerindustrie und wissenschaftlichen Einrichtungen mit innovativen Logistikkonzepten im Sinne der Nachhaltigkeit. Klar sei daher auch gewesen, dass man sich auch mit dem derzeit omnipräsenten Thema der Elektromobilität frühzeitig beschäftigen müsse.

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Bei dem nun im Test befindlichen Fahrzeug handelt es sich um einen Transporter des Typs Mercedes-Benz Vario mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 7,5 t und einer Nutzlast von 3 t.

Bei dem nun im Test befindlichen Fahrzeug handelt es sich um einen Transporter des Typs Mercedes-Benz Vario mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 7,5 t und einer Nutzlast von 3 t. Bei der Umrüstung wurden sowohl Motor als auch Antriebsstrang entfernt und zwei Achsen mit integrierten Asynchron-Motoren verbaut, die insgesamt 150 kW (etwa 250 PS) auf die Räder bringen. Die 80 kWh Lithium-Ionen-Batterie sorgt nach Angaben des Herstellers BPW dabei für einen Reichweite von etwa 100 km. Das entspreche den Anforderungen des Einsatzbereiches, die im Zuge der Entwicklung bei den Anwendern erhoben wurden, heißt es aus dem Unternehmen. Die Erfahrung habe gezeigt, dass Transportfahrzeuge im innerstädtischen Bereich oftmals eher weniger Kilometer unterwegs seien.Trotz ausgiebiger interner Testreihen sei das Produkt noch nicht voll ausgereift, räumt Markus Schell, persönlich haftender geschäftsführender Gesellschafter bei BPW ein. Deshalb sei es immens wichtig, dass in Feldversuchen wie nun bei Hellmann belastbare Daten aus der Praxis gesammelt werden. Dafür soll das Fahrzeug in den kommenden sechs Monaten sowohl in verschiedenen Topographien als auch in unterschiedlichen Tour-Strukturen eingesetzt werden. Geplant ist, den Transporter für jeweils zwei Monate in den Hellmann-Niederlassungen in Osnabrück, Lehrte bei Hannover und Bielefeld fahren zu lassen. Über den Gesamtzeitraum sollen sich dabei auch valide Erfahrungen mit dem Elektro-Antrieb bei unterschiedlichen Witterungs- und Temperaturbedingungen sammeln lassen.Wissenschaftlich begleitet wird der Feldversuch von der Hochschule Osnabrück. Bereits seit längerer Zeit arbeitet Hellmann in verschiedenen Projekten mit dem Fachbereich Logistikmanagement des Betriebswirtschaftlichen Instituts der Hochschule Osnabrück zusammen. Künftig soll diese Kooperation deutlich intensiviert werden, wie Prof. Dr. Sabine Bruns-Vietor bei der Übergabe erklärte. Dem Feldversuch voraus ging bereits eine umfassende Voruntersuchung. In drei Forschungsarbeiten haben sich die wissenschaftlichen Mitarbeiter und die Studenten des Fachbereichs u. a. mit der Frage beschäftigt, welche Potenziale und Wirkungen das Thema E-Mobilität für die Stakeholder der innerstädtischen Logistik hat und wie es um die Akzeptanz der E-Mobilität bei den Kunden von Hellmann bestellt ist. Prof. Dr. Bruns-Vietor selbst stellte schließlich verschiedene Konzepte der E-Mobilität und deren jeweiligen Nutzen für verschiedene Logistikbereiche auf den Prüfstand.Die größten Hürden stellten aktuell noch die generelle Wirtschaftlichkeit derartiger Investitionen dar sowie die noch unzureichende Infrastruktur für Ladestationen in Deutschland, so Prof. Dr. Bruns-Vietor.Die E-Achse sei bezogen auf die innerstädtische Transportlogistik in mehrfacher Hinsicht eine sinnvolle Lösung, wie Markus Schell betonte. Zum einen, weil sie nachgerüstet werden kann und damit auch teuren Spezialfahrzeugen ein zweites, emissionsfreies Leben ermögliche. Der Umbau des Vario kostete nach Angaben von BPW rd. 120.000 Euro. Rd. 75 % davon würden derzeit jedoch durch das Bundesministerium gefördert. Ein weiterer Vorteil: Entgegen gängiger Vorurteile geht laut BPW bei der Umrüstung keine Nutzlast verloren. Im vorliegenden Fall entspreche das Gewicht von Achsen und Batterie (1 t) sehr genau dem Gewicht, das mit dem Ausbau von Dieselmotor und Antriebsstrang eingespart wurde. Darüber hinaus biete der radnahe Antrieb in Kombination mit der Möglichkeit, die Motoren asynchron anzusteuern auch Vorteile in Puncto Lenkunterstützung bzw. Fahrkomfort.

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Die Anzeige im Fahrerhaus informiert kontinuierlich über den Ladezustand der Batterie.

"Wir sehen in der Elektromobilität eine mögliche Schlüsseltechnologie für die Umsetzung nachhaltiger Logistikkonzepte, die unseren Kunden gleichzeitig mehr Flexibilität liefert. Insbesondere vor dem Hintergrund drohender Dieselfahrverbote in Innenstadtbereichen und einer zunehmenden Nachfrage unserer Kunden nach grünen Logistikleistungen liefert uns dieser Feldversuch reale Daten und Erfahrungen hinsichtlich des Einsatzes der neuen Antriebstechnologie", so Matthias Magnor.Für BPW ist dieser Feldversuch ebenfalls ein wichtiger Schritt in Richtung der strategischen Ausweitung des eigenen Geschäftsmodells, die das Unternehmen seit einigen Jahren vorantreibt. Mit seiner 120-jährigen Firmengeschichte ist BPW v. a. als Achs- und Trailer-Spezialist bekannt. Mittlerweile versteht sich das Unternehmen jedoch als Partner für die gesamte Transportkette. Ein wesentlicher Fokus liegt dabei auf der innerstädtischen Transportlogistik, der sog. "letzten Meile", wie BPW-Chef Schell es formuliert. Hier werde der Bedarf für logistische Innovationen im Zuge der Urbanisierung und weiterer gesellschaftlicher Megatrends in den kommenden Jahren am größten sein.Auch mit der E-Achse konzentriere man sich nun vorwiegend auf dieses Einsatzfeld. Aber auch für schwerere Fahrzeuge bis 26 t sei bereits ein Konzept erarbeitet worden. Denkbar sei in Zukunft auch, bspw. Nutzfahrzeuge für die innerstädtische Straßenreinigung oder kompakte Baumaschinen in die Betrachtung miteinzubeziehen, so Schell. Bis dahin gelte es aber nun erst einmal, den vorliegenden Feldversuch erfolgreich abzuschließen und das Produkt damit fit für die Serie zu machen. Ende des Jahres folgt dann bereits der nächste Schritt: Die Unternehmensgruppe Paul, einer der europäischen Marktführer im Bereich Sonderfahrzeugbau, kündigte kürzlich im Rahmen einer Veranstaltung für Kommunen in Vilshofen den serienmäßigen Umbau von Mercedes-Benz Vario zu Elektrofahrzeugen in Zusammenarbeit mit der BPW Bergische Achsen KG an.Schell: "Wir freuen uns, dass sich Hellmann als weltweit tätiger Logistikdienstleister, der sich der Nachhaltigkeit verschrieben hat, für unsere Lösung entschieden hat. So können wir in den gemeinsamen Feldversuchen wertvolle Erkenntnisse zu unterschiedlichsten Praxisanforderungen gewinnen und für die Weiterentwicklung nutzen, bevor wir ab Ende dieses Jahres in die Serienumrüstung von Dieselfahrzeugen starten."

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