Branchentag Brandschutz 4.0

Zukunftsfähige Konzepte auf Prüfstand

Messen und Veranstaltungen
Die Entrauchung von Gebäuden mit rigentoS3 erfüllt alle anerkannten Regeln der Technik und ist Stand der Technik mit erhöhtem Sicherheitskomfort. Das Entrauchungssystem verbindet die Automationsstation (AS-ER) mit dem Ringbus rigentoNet. Dieses innovative System gewährleistet alle Sicherheitsintegritätsstufen bis zu SIL3. Grafik: Hosch Gebäudeautomation

TELTOW (ABZ). - Die fachgerechte Planung des Brandschutzes verlangt eine eingehende Risikoanalyse unter Einbeziehung der funktionalen Sicherheit. Für Fachplaner, Investoren und Architekten, ist sie wie eine Operation am offenen Herzen mit ebenso hohen Haftungsrisiken. Anders als Chirurgen, die sich eine Verzichtserklärung vom Patienten unterschreiben lassen werden die Verantwortlichen von Brandschutzkonzepten im Schadensfall jedoch immer öfter vor Gerichte zitiert. Diese Thematik haftungsrechtlich und mit neuen technischen Mitteln der Gebäudeautomation aufzuschlüsseln, stellte sich die Hosch Gebäudeautomation GmbH und lud zum ersten Branchentag "Brandschutz 4.0" nach Teltow ein.

Mit der thematischen Vielfalt griff der Veranstalter nicht nur den Trend von Industrie 4.0 auf. Vielmehr ging es darum, die vielseitigen Facetten eines zukunftssicheren Brandschutzes sowie die damit verbundenen technischen Herausforderungen unter Beachtung der funktionalen Risiken und sicherheitsgerichteten Systeme im Verwaltungs- und Industriebau zu beleuchten. Einiges an Diskussionsstoff zeigte sich bei Problemen der haftungsrechtlichen Planungssicherheit in Verbindung mit der Bewertung und Umsetzung von Schutzzielen.

Im Normendickicht belegt die Bauindustrie gemeinsam mit der Glas- und Keramikindustrie den vierten Platz gleich hinter der Medizin.

Bei Gewerke übergreifenden Bauprojekten müssen die Verantwortlichen, wie Fachplaner, Architekten aber auch Bauherren, mehr als 3500 Normen beachten. Daher kommt es bei der Brandschutzplanung und Bauausführung zunehmend darauf an, Wissen zu bündeln und den Stand der Technik immer im Auge zu behalten. Denn bei der funktionalen Sicherheit im Brandschutz und der Gebäudeautomation gibt es europaweit keine einheitlichen Regelungen, unterstrichen nicht zuletzt die Referenten.

Moderiert wurde die Veranstaltung von dem ausgewiesenen Brandschutzexperten Lutz Battran, der als Herausgeber des Brandschutzatlas und Vorsitzender des bayerischen Prüfungsausschusses für den "Prüfsachverständigen für Brandschutz" in der Brandschutzszene kein unbekannter ist. Ebenso standen praxisbewährte Spezialisten, wie der Architekt Reinhard Eberl-Pacan von der Brandschutz Akademie Berlin, der Sachverständige Peter Post, die Finanzwirtin Kerstin Klode, Hans R. Kranz als Spezialist der Gebäudeautomation, Halit Ay, TÜV-zertifizierter FS Engineer und Entwicklungsleiter bei Hosch und der Baurechtsprofi Dr. Lutz Fischer, als Referenten zur Verfügung.

Bei Großprojekten wird die Brandschutzplanung und Umsetzung immer häufiger zur wichtigsten Schnittstelle und Achillesferse eines jeden Bauvorhabens. Nicht zuletzt sind in den Medien immer wieder Berichte über Kostenexplosionen und Verschiebung des Fertigstellungstermins zu lesen. "Wir haben uns daher bemüht, mit der Themenbreite von funktionaler Sicherheit, möglichen Haftungsrisiken und technischen Neuerungen bei Entrauchungskonzepten bis zu den Auswirkungen des baulichen Brandschutzes in Versammlungsstätten einen praxisbezogenen Wissenstransfer zu ermöglichen. Diese Themenbreite und die Vorstellung einer neuen Ent-rauchungssteuerung, trafen die wichtigsten Facetten komplexer Brandschutzkonzepte und innovativer Technik", freut sich Holger Schaefe, Geschäftsführer der Hosch Gebäudeautomation GmbH, rückblickend aus der Vielzahl der geführten Gespräche.

Viele Fachbesucher müssen sich jeden Tag in der Praxis mit Investoren und Baubehörden zu diesen Problemen auseinandersetzen und stehen bei der Verteidigung des Angebots im Rahmen der Ausschreibung und Umsetzung oftmals zwischen zwei Stühlen, so der Tenor der Teilnehmer während der Pause. Bei der Aufgabenvielfalt innerhalb eines Projektes bleibt selbst für den Brandschutzfachplaner daher wenig Zeit für eine komplexe, objekt- und abschnittsbezogene Risikoanalyse. Neben den Vorträgen und der heißgeführten Debatte zur funktionellen Sicherheit, war daher auch die vom TÜV bis zu SIL 3 zertifizierte Entrauchungssteuerung rigentoS3, ein weiteres Highlight. Mit diesem innovativen Komplettsystem können Projekte ohne aufwendige Einzelzulassung realisiert werden. Die im System integrierte Planersoftware rigentoPlan erlaubt es, die einzelnen Planungsschritte bei der in jedem Projekt durchzuführenden Risikoanalyse vereinfacht und für alle Beteiligten transparenter abzubilden.

Auch die aufwendige Dokumentation sowie Argumentation bei der Darstellung notwendiger Maßnahmen innerhalb des Brandschutzkonzeptes, lassen sich einfacher realisieren.

Gebäudeautomation hat keine Lobby, kritisierte Hans R. Kranz, VDI, in einem Teil seines Vortrags. "In keinem anderen Bereich des Wohnungs- oder Verwaltungsbaus können Effizienzpotentiale so schnell und kostengünstig umgesetzt werden wie durch moderne Gebäudeautomation, dass belegen auch mit dem eu.bac zertifizierte Gebäude. Dabei nimmt die Entrauchung in der Häufigkeit der Integration anderer Gewerke bzw. Komponenten nach Beleuchtung und Brandalarm schon den dritten Platz ein. Keine Energieeffizienz funktioniert ohne Gebäudeautomation. Bei Verwaltungsgebäuden und im Industriebau auch mit höheren Anforderungen an die funktionale Sicherheit! Viel Zeit zur Umsetzung und Schulung von Fachkräften bleibt uns nicht. Es gilt nun Fachkräfte gezielter auszubilden und die Förderprogramme nochmals auf den angewandten Stand der Technik auszurichten", so Kranz.

In der Brandschutzszene sorgen einige aktuelle Gerichtsurteile derzeit wieder für vermehrten Diskussionsstoff, beschrieb Dr. Till Fischer, Rechtsanwalt für Brandschutz, Henkel Rechtsanwälte Mannheim, im Vortrag. "Zuerst müssten sich alle Beteiligten mit den gestiegenen Anforderungen hinsichtlich der funktionalen Sicherheit und der Berücksichtigung des fortgeschrittenen Standes des Technik im Brandschutz – insbesondere natürlich dort, wo er als gegenüber den anerkannten Regeln der Technik höherer Qualitätsstandard explizit entweder gesetzlich oder vertraglich gefordert wird – mehr auseinandersetzen. Auf einen guten Weg ist Hosch, denn mit dieser Veranstaltung wurden die Teilnehmer erstmals mit Sachfragen konfrontiert, die im Schadensfall durch die weitreichenden Haftungsansprüche auch in die Insolvenz führen können.

Es ist an der Zeit, dass die Fachplaner und Investoren hier durch die Gesetzgebung und verbesserte politisch-wirtschaftliche Rahmenbedingungen eine höhere Planungssicherheit bekommen. Es reicht heute nicht mehr aus, die Gebäudeautomation als autarke Einheit zu betrachten", so Fischers Fazit.

ABZ-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Aufsichtsperson I zur Ausbildung als Technische/r..., Niedersachsen Mitte  ansehen
Leitung (m/w/d) der Abteilung Tiefbau, Pullach im Isartal  ansehen
Seilbaggerfahrer (m/w/d), Jettingen-Scheppach  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

ABZ-Redaktions-Newsletter

Freitags die aktuellen Baunachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen