Brandschutz mit Sicherheit

Anforderungen an Schornsteine werden oft unterschätzt

von: Michaela Waldecker
Dachbaustoffe
Die geschosshohe Elementbauweise ermöglicht einen schnellen und effizienten Einbau des Schornsteinsystems. Foto: Erlus

München. – Brandschutz findet man in vielen Bereichen des täglichen Lebens. Er dient der Verhinderung von ungewolltem Feuer oder Rauch, die meistens Gefahr für Mensch, Tier und Gebäude bedeuten. Die zahlreichen Vorschriften, Verordnungen und Richtlinien sind Anforderungen, die der Entstehung sowie Ausbreitung eines Brandes vorbeugen und wirksame Löscharbeiten ermöglichen sollen. Historisch sind Schornsteine eng mit der Entwicklung von Gebäuden und der Feuerungstechnik verbunden. Auch heute ist es essentiell, sie in den Brandschutz einzubinden. Lösungen für den Bereich der Abgas- und Verbindungsleitungen sowie der Decken- und Wanddurchführungen bieten Sicherheit. Dies gilt im Neubau ebenso wie für den nachträglichen Einbau.

Der Rauch des ursprünglich offenen Feuers in Höhlen wurde über Spalten im Gestein abgeführt. Später im Koch-, Wohn- und Schlafraum der ersten Häuser diente ein einfaches Loch im Dach als Rauchabzug. Mit dieser Maßnahme war damals der Aufenthalt in den beheizten Räumen immerhin erträglich. Im 14. Jahrhundert entstand der Begriff "Rauchröhre" und im Jahr 1822 gab es den ersten königlichen Erlass zum Schornstein. Heute werden Schornsteine durch Decken und/oder Wände, im oder am Gebäude und somit durch Brandschutzabschnitte geführt. Die Anforderungen des Brandschutzes sind in der Bauordnung zusammen mit der Feuerungsverordnung (FeuVO) der jeweiligen Bundesländer geregelt. Gemeinsam mit den Vorgaben der DIN V 18160 sind Schornsteine so herzustellen, dass sie ihre Hauptaufgabe, die sichere Abführung der Abgase, erfüllen.

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Schiedel Ignis Protect: sichere Wanddurchführung von Verbindungsleitungen durch brennbare Bauteile – bis zu einer Bauteildicke von 60 cm. Abb.: Schiedel

Sie müssen aber auch sicherstellen, dass Feuer und Rauchgase nicht auf andere Etagen übergreifen bzw. in andere Brandabschnitte übertragen werden können. Daraus ergibt sich eine hohe Herausforderung: Standsicherheit und Widerstandsfähigkeit gegen Wärme und Abgase müssen gewährleistet sein und zudem muss der Schornstein gegen Rußbrand geschützt sein. Daher haben Schornsteine bei einem auftretenden Brand eine Feuerwiderstandsdauer von mindestens 90 Min. (LA-90) sicherzustellen, durchgehend und ohne Unterbrechung durch bspw. Decken. Die Gründung hat unmittelbar auf dem Baugrund oder einem feuerbeständigen Unterbau zu erfolgen.

Die Entwicklung vom klassisch gemauerten Hausschornstein zum zwei- oder dreischaligen Systemschornstein in Montage- oder Geschossbauweise hat im Neubaubereich eine wesentliche Bedeutung. Ein- bis mehrzügige, feuchteunempfindliche Systeme mit keramischen Innenrohren gewähren Flexibilität beim Einsatz zeitgemäßer und zukünftiger Wärmekonzepte. Mit Abgastemperaturen bis 400 °C, Säure- und Rußbrand-Beständigkeit sowie Abständen bis zu 50 mm umlaufend zu brennbaren Baustoffen lassen sich Kaminofen, Festbrennstoff- oder Brennwertanlage an diese Schornsteinsysteme problemlos anschließen. Auf Wunsch ist auch ein Leerschacht für notwendige Installationsleitungen (z. B. Solarversorgungsleitungen) integriert. Je nach Anforderung und Eignung sind auch Systeme mit Edelstahl-Innenrohr einsetzbar.

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Die Wanddurchführung vereinfacht den Anschluss einer Feuerstätte. Abb.: Schräder

Die heutige dichte Hausbauweise empfiehlt den Betrieb einer raumluftunabhängigen Feuerstätte. Diese entnimmt die notwendige Verbrennungsluft nicht aus dem Raum, sondern über eine spezielle Zuleitung von außen. Moderne Schornsteinsysteme, sogenannte Luft-Abgas-Systeme (LAS), sind dafür konzipiert und übernehmen die sichere Zufuhr der Verbrennungsluft von außen direkt bis zur Aufstellfläche. Dies geschieht entweder über einen konstruktiven Ringspalt oder einen separat angeformten Luftschacht. Nur so wird die Luftqualität im Aufstellraum nicht beeinflusst und der einwandfreie Betrieb der Feuerstätte sichergestellt.

Die Schornsteinsysteme werden in praktischen Komplettpaketen beim örtlichen Baustoffhandel angeboten. Die geschosshohe Variante ist dort ebenfalls erhältlich. Je nach Anforderung der geschosshohen Ausführung erfolgt die werkseitige Vorfertigung bis 7,50 m Elementlänge. Sie wird in der Rohbauphase per Kran in wenigen Schritten im Gebäude installiert.

Für den nachträglichen Einbau werden seit Jahren vor allem Leichtbausysteme eingesetzt. Dabei stehen verschiedene Schachtsysteme zur Verfügung. Die je nach Hersteller zwei- bzw. dreischaligen Abgassysteme besitzen einen Außenmantel aus 40 oder 45 mm dicken Brandschutzplatten. Die einzelnen Schachtelemente werden vorkonfektioniert in Längen von bis zu 1170 mm geliefert und mit Spezialkleber in Trockenbauweise versetzt. Dabei sind auch Schrägführungen möglich. Die innere Rohrsäule zur Rauchgasführung besteht aus Edelstahl, je nach Bedarf in Ø 130-300 mm. Vorteilhaft ist die leichte, schnelle und problemlose Verarbeitung aufgrund der geringen Abmessungen sowie des niedrigen Gewichts. Außerdem lassen sich diese Systeme selbst bei beengten Platzverhältnissen einsetzen. Ein umfangreiches Zubehörprogramm beinhaltet neben Anschluss- und Befestigungselementen auch Schornsteinkopf-Verkleidungen in Schieferoptik, Edelstahl, Kupfer und beschichtetem Aluminium.

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Die Decken- und Wanddurchführungen reduzieren den Abstand zu brennbaren Bauteilen durch spezielle Brandschutzbauplatten. Die Trockenbaumethode vereinfacht die Montage vor Ort. Abb.: Raab-Gruppe

Nicht immer befindet sich der Schornstein an der Stelle, an der die Feuerstätte installiert werden soll. Oft muss der Anschluss durch eine Wand mit brennbaren Baustoffen erfolgen. Dann ist, besonders bei der Nachrüstung in Altbauten oder bei Gebäuden in Holzständerbauweise, der vorgeschriebene Abstand zu brennbaren Bauteilen einzuhalten. Größtmögliche Sicherheit bieten vorgefertigte Wand-, Decken- und Dachdurchführungen. Wanddurchbrüche können wesentlich kleiner ausfallen als bei herkömmlicher Bauweise. Die Verwendung von speziellen Dämmstoffen bzw. Brandschutzplatten bewirkt eine wesentlich höhere Dämmwirkung als der Einsatz herkömmlicher Materialien, wie bspw. Steinwolle. Der vorgeschriebene Abstand lässt sich bei der Wand-, Decken- und Dachdurchführung erheblich verringern.

Die Montage gestaltet sich einfach und schnell: Die Wand wird an der gewünschten Stelle geöffnet und anschließend die Wanddurchführung eingesetzt und fixiert. Großflächige Durchbrüche und aufwändige Putzarbeiten entfallen. Eine Frontplatte bildet den Abschluss. Sie dient gleichzeitig als Wärmeschutz und Strahlungsblende. Abgerundet wird das Gesamtbild durch eine Edelstahlblende, die das Abgasrohr komplett umschließt. Die Decken-/Wanddurchführungen sind je nach Anforderung in zahlreichen Varianten erhältlich. Die einzelnen Ausführungen sind gekennzeichnet durch unterschiedliche Längen, Abmessungen, Dämmstärken und Temperaturbereiche bis max. 450 °C. Darüber hinaus können Wanddurchführungen auch bei massiven Wänden mit Vollwärmeschutz bis zu einer Dämmdicke von 180 mm eingesetzt werden. Um den Ansprüchen moderner, luftdichter Bauweisen (Gebäude mit Blower-Door Test) gerecht zu werden, stehen die Wanddurchführungen auch in luftdichter Ausführung zur Verfügung. Alle Modelle sind vom Deutschen Institut für Bautechnik, Berlin, bauaufsichtlich zugelassen und bieten damit zertifizierte Sicherheit.

Die hohen brandschutztechnischen Herausforderungen an Schornsteine und Anschlüsse von Feuerstätten können heute mit modernen Systemen erfüllt werden. Es ist empfehlenswert, den verantwortlichen Bezirksschornsteinfeger bereits in der Planungsphase hinzuzuziehen.

Die Autorin ist Baufachredakteurin mit Schwerpunkt Abgas- und Brandschutztechnik aus Petershausen (b. München).

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