Büro- und Geschäftshaus

Mit Weißzement nachhaltig bauen

BERLIN (ABZ). - Mitten in Berlin, direkt am Wasser, unmittelbar neben dem Hauptbahnhof – zentraler könnte die Lage des neuen Bürogebäudes HumboldtHafenEins nicht sein. Dies ist einerseits reizvoll, bedarf aber andererseits besonderen Fingerspitzengefühls bei der Planung. Unterschiedliche Interessen sind gleichermaßen zu berücksichtigen. Bspw. muss der Bürobetrieb reibungslos funktionieren, der Zugang zum Wasser sollte für die Bevölkerung möglich sein und selbstverständlich hat sich das Gebäude in die übrige städtebauliche Struktur zu integrieren.

Alle diese Anforderungen erfüllt der Entwurf des Planungsbüros KSP – Jürgen Engel Architekten, Frankfurt. Er greift die Vorgaben des Master- und Bebauungsplans auf, die an dieser Stelle ein Gebäude mit Hofstruktur vorsahen. Im Unterschied dazu öffnet er jedoch die engen Höfe nach au-ßen hin. So haben alle Mieteinheiten des sieben- bzw. achtgeschossigen Neubaus (ca. 30000m² BGF) einen Ausblick zum Humboldthafen oder zur Spree. Die städtebaulich wichtigen Kanten werden durch den Baukörper gestärkt. Parallel dazu entspricht das Konzept den hohen Umweltanforderungen des Bauherrn. Das Objekt ist derzeit das ökologischste Bürogebäude Berlins und gehört bundesweit zu den zehn nachhaltigsten Deutschlands. Baubiologen untersuchen und zertifizieren alle verwendeten Materialien – unabhängig davon, ob es sich dabei um Fensterelemente, Wandbaustoffe oder den Teppichkleber handelt. Und auch die Geometrie des Objekts unterstützt den ökologischen Aspekt. Der schlanke, mäanderförmige Gebäudekörper bietet optimale Voraussetzungen für eine bestmögliche Tageslichtnutzung. Dabei dient die weiße Betonfassade zusätzlich als Lichtverstärker.

Mit der Herstellung der Fassadenverkleidung wurde die Hentschke Bau GmbH beauftragt. Das Unternehmen hat bereits bei ähnlichen Bauvorhaben viel Erfahrung gesammelt und mit der Universität Chemnitz eine Betonrezeptur entwickelt, die es ihm erlaubt, äußerst dünne und strahlend weiße Fassadenelemente zu fertigen. Grundlage der Rezeptur ist unter anderem der Weißzement von Holcim (Slovensko) a.s., den der Hersteller unter dem Namen Holcim White vertreibt. Dieser Portlandzement ist äußerst eisenarm und bietet im Gegensatz zu seinem grauen Pendant zahlreiche Vorteile. Beispielsweise kommen durch ihn die Gesteinskörnungen (z. B. Marmor oder Kalkstein) des Betons besonders zur Geltung, was der Planer als gestalterisches Element nutzen kann. Wird ein mit Holcim White hergestellter Beton durchgefärbt (z. B. durch die Zugabe von Pigmenten), lassen sich wesentlich brillantere Farben erzielen, als es mit Beton aus Grauzement möglich ist. Hinsichtlich der technischen Eigenschaften unterscheidet sich das Bindemittel nicht von den üblichen Portlandzementen. Es werden die gleichen Festigkeitsklassen erreicht. Insgesamt fertigt das Bauunternehmen ca. 6000 Betonplatten für die ca. 14.000 m² große Fassade des HumboldtHafenEins. Um das Licht gekonnt zu lenken und der Fassadenfläche den gewünschten ästhetischen Eindruck zu verleihen, entschieden sich die Architekten dafür, die Betonelemente unterschiedlich zu gestalten. So sahen sie ca. 100 verschiedene Plattenformen vor. Die Platten sind unterschiedlich lang und verschieden dick, einige ragen aus der Fassadenfläche heraus, andere sind zurückgesetzt. Einzelne Elemente haben eine Höhe von 3,80 m und eine Breite von 1,15 m. Dabei sind die Betonplatten in der Regel nur 20 bis 30 mm dick. An den auslaufenden Kanten geht die Materialdicke sogar bis auf 8 mm zurück. Um dies einwandfrei realisieren zu können, setzten die Mitarbeiter der Hentschke Bau GmbH dem Beton Glasfasern zu. Hierdurch entmischt er sich weniger und lässt sich besser in die gewünschte Form bringen. Zudem haben die damit erstellten Elemente eine verbesserte Zugfestigkeit und weisen weniger Schrumpfrisse auf. Doch nicht nur die geringe Materialstärke, sondern auch die Querschnittsform stellte eine große Herausforderung für die Hentschke-Bau-Mitarbeiter dar. Einerseits ordneten die Architekten die Fassadenplatten relativ spielerisch an, andererseits sollte die Fuge zwischen den Lisenen und den Gesimsen konstant 15 mm breit sein. Dies hatte zur Folge, dass die Fassadenplatten z.T. sehr komplizierte Geometrien aufweisen.

Die Mitarbeiter von Hentschke Bau GmbH lösten dies durch konsequente 3D-Planung und eine selbst entwickelte Schalungstechnologie. So gelang es dem Bauunternehmen, strahlend weiße Fassadenelemente herzustellen, die an der Sichtseite nahezu porenfrei und glatt sind. Durch die spezielle Schalungstechnik erhalten die Elemente zudem absolut perfekte Kanten in den Ansichtsflächen. Die Befestigungselemente sind verdeckt und somit nicht sichtbar ausgeführt. Damit kann die Fassade des Objekts HumboldtHafenEins seiner zentralen Lage in Berlin gerecht werden.

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