Bürogebäude setzt textiles Ausrufezeichen

Klinkerfassade erscheint wie Vorhang

Deppe Backstein Fassaden
Durch den unterschiedlichen Hub der Steine erscheint die Fassade in Bewegung, mit differenzierten Tiefen, die den Himmel unterschiedlich reflektieren und ein Spiel von Licht und Schatten erzeugen. Foto: Andreas Secci

Münster (ABZ). – Backsteine sind hart, rau und in jedem Fall unbeweglich, so der allgemeine Tenor. Im nordrhein-westfälischen Münster allerdings zeigt sich mit dem Neubau des Textil- und Bekleidungsverbands Nordwest der Klinker von einer anderen, sehr weichen und textil anmutenden Seite. Der Anblick der rd. 70 m breiten Fassade erweckt den Eindruck als habe man das neue Bürogebäude in ein Tuch gehüllt. Mit Hilfe speziell entwickelter Formsteine und einer computerberechneten Platzierung dieser, ist es den Architekten behet bondzio lin aus Münster in Zusammenarbeit mit dem Klinkerhersteller Deppe Backstein aus Uelsen gelungen, eine beeindruckende Visitenkarte für den Textilverband und seine Mitglieder zu schaffen.Die Idee, das Thema Stoff durch die Komposition des Ziegelmauerwerks bereits von außen aufzunehmen, stammt vom Architekten Roland Bondzio und seinem Team. Als Inspiration für die Ziegelfassade diente der Alabasterfaltenwurf der Beethoven-Statue von Max Klinger, die im Leipziger Bildermuseum ausgestellt ist. Über den Knien der Statue liegt ein scheinbar fließend leichtes Tuch, das allerdings aus massivem Stein besteht. behet bondzio lin ist es gelungen, diese textile Anmutung auf den Neubau des Textilverbandes zu übertragen. Sechs unterschiedliche Formsteine vom Klinkerhersteller Deppe Backstein aus Uelsen lassen einen textilen fließenden Charakter entstehen. Durch den unterschiedlichen Hub der Steine erscheint die Fassade in Bewegung, mit differenzierten Tiefen, die den Himmel unterschiedlich reflektieren und ein Spiel von Licht und Schatten erzeugen.Die Planung und Realisierung der Steinanordnung erfolgte parametrisch. Mit Hilfe eines Computerprogramms wurden Pläne für die Baustelle erstellt, nach denen die Maurer insgesamt 74.000 speziell angefertigte Steine einzeln an ihre bestimmte Position setzten. Dabei erleichterte das Computerprogramm nicht nur den Maurern, sondern auch dem Klinkerhersteller Deppe die Arbeit enorm. So errechnete das Programm die exakte Anzahl der vielen verschiedenen Klinker. Deppe hat für diese Sonderformate spezielle Formen für die Drehtischpresse entwickelt. Die Zusammenarbeit mit Deppe Backstein ist den Münsteraner Architekten nachhaltig in Erinnerung geblieben: "Nicht nur die Handwerklichkeit, sondern schließlich auch die Unterstützung in der technischen Umsetzung haben enorm dazu beigetragen, dass wir dieses Objekt genauso realisieren konnten wie wir es uns vorgestellt haben", so Stefanie Gaasch, projektleitende Architektin, behet bondzio lin Architekten.Um herauszufinden, welcher Klinker sich für diese außergewöhnliche Fassadengestaltung am besten eignet, führte das Münsteraner Architekturbüro eine Art Bewerbungsverfahren durch. "Bei der frühzeitigen Suche eines Ziegelwerks, das mit uns gemeinsam an der Entwicklung und Realisierung der Fassade arbeiten sollte, kamen sowohl der Bauausschuss des Textilverbandes als auch wir zu dem Schluss, dass die Firma Deppe der richtige Partner für das Projekt ist. Diese Einschätzung hat sich im Laufe unseres forschenden Entwerfens und Planens als goldrichtig erwiesen. Neben den sehr guten Referenzen hat das Deppe-Team uns durch hohes persönliches Engagement beeindruckt und durch großes fachliches Know-how überzeugt. Das war genau das, was wir wollten und passte genau zu diesem Projekt; ein entscheidender Baustein zu dessen Erfolg", erläutert Stefanie Gaasch die Entscheidung für den Klinkerhersteller aus Uelsen.Als Ausgangspunkt für die Entwicklung der einzelnen Formsteine diente ein Dünnformatstein mit einem Winkel von 90°. Innerhalb von sechs Schritten wurde dieser Dünnformatstein um 2,5° erweitert, so dass Steine mit einem Winkel von bis zu 105,5° entstehen, die im Gesamtbild wie aus der Wand heraus gedreht wirken.

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