Büroneubau geriet zu "kleiner Materialschlacht"

Einsatzpremiere für neues Deckenschalungssystem in Gerlingen

Ulma Schalungstechnik
Das neue Schalungssystem CC-4 Protect wurde erstmals eingesetzt.

Gerlingen (ABZ). – In Gerlingen baut die GIEAG Immobilien AG ein fünfstöckiges Bürogebäude mit einer Bruttogeschossfläche von etwa 30.000 m² als konventionelle Stahlbetonskelettkonstruktion. Das Gebäude mit dem Titel "Gerlingen Work" wird Arbeitsbereiche, einen Gastronomiebetrieb, Verkaufsflächen und zwei Tiefgaragengeschosse enthalten. Die Erdarbeiten und den Rohbau führte zwischen Juli 2018 und Juni 2019 die Ed. Züblin AG, Direktion Karlsruhe, aus. Die Ulma Construction GmbH lieferte rund 6000 m² Schalung just-in-time auf die logistisch anspruchsvolle Baustelle. Auch die architektonische und technische Ausführung des Gebäudes war anspruchsvoll. Das Bürogebäude hat einen "Doppel-H-Grundriss" auf einer Grundfläche von 120 m x 75 m und großflächige Verglasungen. Auf die Anforderungen der künftigen Mieter können die Räume gut angepasst werden: So können die Grundrisse flexibel gestaltet werden und die technische Infrastruktur im Hohlraumboden ist für vielfältige Nutzungen vorbereitet. Um die Baugrube sicher zu umschließen, entschied sich die bauausführende Ed. Züblin AG, Direktion Karlsruhe, für einen Berliner Verbau mit Spritzbeton und für eine Grundwasserabsenkung mit offener Wasserhaltung. Die Bodenplatten wurden in einer Stärke von 1 m betoniert, um sie gegen Auftrieb zu sichern und der Grundwassersituation gerecht zu werden.

Bei dem in Stahlbeton-Skelettbauweise ausgeführten Bürogebäude übernehmen die Deckenplatten und Stützen die tragende Funktion des Bauwerks. Sämtliche Bauteile – vier Treppenhäuser mit Fahr-stühlen, Flachdecken, Rund- und Viereckstützen sowie zwei Technikzentralen an den Kopfenden der Tiefgarage mit 7 m Geschosshöhe – wurden in Ortbetonbauweise erstellt. Neben 870 m² der Rahmenschalung Orma, die den Beton aller vertikalen Bauteile in die richtige Form gebracht hat, wurden 3225 m² des Ulma-Deckenschalungssystems CC-4 sowie rund 2210 m² MK-Deckentische eingesetzt. Um die statischen Eigenschaften zu verbessern, wurden Betone verschiedener Spezifikationen, darunter C50/60 und C35/45, eingesetzt. Insgesamt wurden rund 30.000 m³ Beton und 4500 t Stahl bei den Rohbauarbeiten verbaut. "Für die Erstellung der Ortbetondecken haben wir vielfach eine sogenannte Rollbewehrung eingesetzt", erklärt Klaus Förschler, der bei der Ed. Züblin AG verantwortliche Bauleiter. Parallele, miteinander verbundene Rundstäbe wurden rollenweise auf die Baustelle geliefert. Durch Abrollen können sie in mehreren Lagen und Richtungen eingebaut werden. Laut Förschler rationalisiere dies die Bewehrungsarbeiten.

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Das Bürogebäude "Gerlingen Work". Fotos: Ulma Construction

Konstruktiv und schalungstechnisch hatte die Betonage der Decken bei der Erstellung des Gebäudes einen besonderen Stellenwert. Hierfür setzte das Bauunternehmen umlaufend MK-Randdeckentische und in der Fläche CC-4-Moduldeckenschalung ein. "Bei den eingesetzten Schalungssystemen kann man fast von einer kleinen Materialschlacht sprechen", erläutert Förschler. Um keine Verzögerung zu riskieren, setzte das bauausführende Unternehmen das modulare Deckenschalungssystems CC-4 zum Frühausschalen ein. Dieses besteht im Grundmodul aus Haupt- und Nebenträgern und aus Paneelen und Schnellabsenkköpfen. Die Moduldeckenschalung konnte bereits nach drei Tagen entfernt werden.

Um im Bereich der Tiefgaragenabfahrt eine Öffnung für die Durchfahrt freizuhalten, wurde beim Betonieren der Decke in 7,2 m Höhe ein lichtes Maß von 4,2 m Spannweite mit Systemteilen überbrückt. "Als Jochträger kamen zur sicheren Lastaufnahme MK-Stahlträger zum Einsatz", erläutert Förschler. "Die in Gerlingen eingesetzten Stahl-Jochträger aus MK-120-Profilen verfügen durch ihr Lochraster über vielfältige Anschlussmöglichkeiten", sagt Max Hannawiya, der bei der Ulma Construction zuständige Projektingenieur. Sie seien dadurch mit dem Deckenschalungssystemen gut kompatibel.

Auf der Baustelle hatte das neue Schalungssystem CC-4 Protect, eine Weiterentwicklung des Deckenschalungssystems CC-4, einen zeitlich begrenzten Pilot-Einsatz. Bei der neuen Systemlösung bleibt der Aufbau der ursprünglichen Schalungslösung CC-4 erhalten. Der Sicherheitsstandard wurde aber durch besondere Zubehörteile verbessert. Der Hersteller Ulma Construction integrierte dafür eine Fallschutz- und Seitenschutzlösung in die Systemgeometrie der Moduldeckenschalung und schuf so die technische Voraussetzung für ein sicheres Arbeiten von oben. Arbeiter müssen daher dabei keine gesonderte Persönliche Schutzausrüstung (PSA) tragen. Die neue Systemlösung ist vom Institut für Arbeitsschutz (IFA) geprüft. Die Verschiebelösung funktioniere im Baustelleneinsatz sehr gut, so Andreas Abdul, Vertriebsleiter Ulma Construction. Das habe sich in Gerlingen gezeigt.

Durch die "Doppel-H-Konstruktion" hat das Gebäude "Gerlingen Work" im Verhältnis zur Gesamtfläche sehr viele Absturzkanten. Dadurch habe der Deckenrand eine besondere Bedeutung, erklärt Hannawiya. "Es gibt viele Innen- und Außenecken. Deshalb kamen rund 400 m² Sondertische sowie zahlreiche Eckbühnen als Absturzsicherung zum Einsatz." Alle Systemelemente haben neben einer ausreichenden Arbeitsfläche eine Geländerbeplankung. Dadurch sei das Arbeiten an den Deckenrändern stets sicher, so der Hersteller.

Eine weitere Herausforderung beim Erstellen des Rohbaus war die Logistik. Wegen eingeschränkter Platzverhältnisse war nahezu unmöglich, Schalungselemente oder Stahl längerfristig auf der Baustelle zu lagern. Doch das Logistikkonzept für die Anlieferung der Schalung, das die Ed. Züblin AG und Ulma erarbeitet hatten, erwies sich als tragfähig.

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