Building Radar

Bauen 4.0: Digitalisierung einer verstaubten Branche

von: Raoul Friedrich
Bau digital
Raoul Friedrich ist Mitgründer von Building Radar. Foto: Building Radar

München. - Kaum etwas hat das vergangene Jahrzehnt so geprägt wie die Digitalisierung. Ganze Branchen wurden von Grund auf transformiert und zeigen heute ein völlig anderes, ein digitales Gesicht. Die Bauindustrie hat sich in dieser Entwicklung allerdings zurückgehalten. Im Digitalisierungsranking reiht sie sich auf dem vorletzten Platz ein. Nur der Sektor Jagd und Fischerei hat sich noch langsamer entwickelt, wie eine Studie von McKinsey zeigt. Dabei hätte die Baubranche enormes Potenzial, sich digital aufzustellen und so ihre Effizienz zu steigern. Die folgenden Trends zeigen, welche Vorteile durch die Digitalisierung möglich sind. Jedes Bauprojekt beginnt mit der Auftragsgewinnung – doch die Recherchearbeit nach passenden Bauvorhaben kann ein enormer Zeitfresser sein. Dabei gibt es eine Handvoll von Plattformen, die die Recherche automatisieren und somit vereinfachen wie beschleunigen. Eine besondere Rolle spielen in dem Zusammenhang die Möglichkeiten durch Künstliche Intelligenz. Algorithmen, die mit Künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen arbeiten, ermitteln Bauvorhaben noch vor ihrer öffentlichen Ausschreibung. Nutzer einer solchen Recherche-Software schaffen sich also einen zeitlichen Vorsprung vor der Konkurrenz und können sich gezielt und vor allen anderen den entsprechenden Ansprechpartnern vorstellen. Im Idealfall lassen sich die Informationen außerdem direkt an das unternehmenseigene CRM- oder ERP-System anbinden.Um den Überblick zu behalten und besser planen zu können, findet zunehmend Projektmanagement-Software Einzug in die Baubranche. Digitale Kalender, To-Do-Listen, Aufgabenmanagement und Collaboration-Tools für die digitale Teamabstimmung vereinfachen nicht nur den Arbeitsalltag. In Zeiten des Fachkräftemangels sind solche Lösungen, die es Mitarbeitern ermöglichen, von unterschiedlichen Orten zu arbeiten, von besonders hohem Wert. Ein Schlüsselbegriff in diesem Zusammenhang ist Building Information Modeling (BIM), das die digitale Planung, Konstruktion und Verwaltung von Gebäuden ermöglicht. Alle Gewerke, die am Bau beteiligt sind, werden hier von der ersten Phase an eingebunden, können die Projektfortschritte in Echtzeit verfolgen und gleichzeitig an den Plänen arbeiten. Besonders reibungslos funktionieren solche Lösungen in der Cloud, da somit jeder Berechtigte von überall her auf die entsprechenden Daten zugreifen kann.Systeme mit „erweiterter Realität“ binden 3D-Modelle von Geländeformen oder Bauwerken in echte Bilder ein und schaffen somit ein Verständnis dafür, wie sich neue Gebäude in eine Umgebung einfügen. So werden potenzielle Probleme, zum Beispiel in Bezug auf die Infrastruktur oder die Bodenbeschaffung, schneller sichtbar und damit auch besser vermieden.Die Blockchain dokumentiert und speichert jegliche Transaktionen in Form von Blöcken in einer dezentralen Datenbank. Die Informationen werden auf mehreren Rechnern gespiegelt und Vertragspartner so direkt miteinander verbunden. Dadurch sind digitale Vertragsabschlüsse erstens einfach, zweitens auch sicher gegen Manipulationen. Durch diese Vorteile erlauben die sogenannten Smart Contracts in der Immobilienwirtschaft deshalb auch Einträge in ein Grundbuch ohne Zuziehen eines Notars.Die drahtlose Vernetzung von Gebäude-Sensoren bietet eine Reihe von Vorteilen. Internetfähige Brandmelder und Einbruchmeldeanlagen erhöhen beispielsweise die Sicherheit, indem sie ungewöhnliche Bewegungen und Luft- oder Temperaturentwicklungen bemerken und entsprechende Signale an die Polizei oder Feuerwehr senden. Zudem schaffen internetbasierte Systeme optimale Voraussetzungen für eine erhöhte Energieeffizienz. Denn eine intelligente Steuerung regelt beispielsweise die Raumtemperatur oder die Beleuchtung, sodass Energie gespart wird.Fazit: Die vielen digitalen Möglichkeiten, die es speziell oder optimiert für die Baubranche gibt, bieten bereits großes Potenzial. Die Planung wird effizienter, Kosten werden minimiert, Zeit und Ressourcen gespart und selbst für den Fachkräftemangel liefern digitale Mittel Lösungsansätze. Wichtig ist, dass Unternehmen in der Bauindustrie bereit dazu sind, den Schritt in die digitale Welt zu wagen, um auch weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben.----------Der Autor ist Mitgründer und Chief Product Officer beim Münchner Startup Building Radar. Der studierte Informatiker entwickelte gemeinsam mit zwei weiteren Co-Foundern eine KI-gestützte Software, die zukünftige oder bereits angelaufene Bauprojekte ausfindig macht. Das Unternehmen stellt auf der digitalBAU in Köln am Stand H7.561/12 aus.

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