Bundesinnung/Bundesverband Gerüstbau

Tarifgeschehen bestimmte Großteil der Mitgliederversammlung

von:

Burkhard Büscher

Bundesinnung/Bundesverband Gerüstbau Baupolitik
Berichteten den Mitgliedern detailliert über die Arbeit der Bundesinnung Gerüstbau/Bundesverband Gerüstbau (v. r.): Bundesinnungsmeister/Präsident Marcus Nachbauer, Geschäftsführerin Sabrina Luther sowie die stellvertretenden Bundesinnungsmeister/Vizepräsidenten Frank Dostmann und Holger Budroweit. Fotos: Büscher

BAD GÖGGING. – Über eine steigende Mitgliederentwicklung freute sich während der Mitgliederversammlung von Bundesinnung/ Bundesverband Gerüstbau Präsident Marcus Nachbauer. In seinem Bericht über das vergangene Jahr teilte er den Tagungsteilnehmern in Bad Gögging mit, dass die Mitgliederzahl von 715 auf 724 gestiegen sei.Insbesondere vor dem Hintergrund, dass andere Verbände Mitgliederverluste zu beklagen hätten, könne dies als erfreulich bezeichnet werden. Er gehe davon aus, dass einerseits die aktuelle wirtschaftliche Lage diesen Mitgliederzuwachs begünstige, sich aber auch die Vorteile einer Mitgliedschaft in Bundesinnung/Bundesverband mit der Dienstleistungsorientierung womöglich in der Branche herumgesprochen hätten. Nachbauer: "Je größer wir werden, desto mehr können wir für die Branche auch bewegen."Detailliert ging Nachbauer in seinen Ausführungen auf den Mindestlohntarifvertrag ein und erinnerte daran, dass die darin vorgesehene zweite Stufe seit dem 1. Mai greift und dann der tarifliche Mindestlohn 10,50 Euro beträgt. Nach rund 1,5 Jahren Mindestlohn zog der Präsident für die Gerüstbaubranche ein positives Fazit. Durch die Kontrollen des Zolls seien gezielt mafiöse Strukturen und schwarze Schafe aufgedeckt worden und die Preise seien erstmalig in der Branche wieder nach oben gegangen. Für die Zukunft gelte es jedoch, den Umgang der Finanzkontrolle Schwarzarbeit mit der Gerüstbaubranche weiterhin intensiv zu begleiten, um sicherzustellen, dass auch weiterhin der Fokus auf den kriminellen Strukturen bleibe und nicht zu Lasten der ordentlich arbeitenden Betriebe gehe und damit über das Ziel hinausschieße. Deshalb habe sich die Bundesinnung für das Gerüstbauer-Handwerk/der Bundesverband Gerüstbau zusammen mit dem Bundesfinanzministerium/der Finanzkontrolle Schwarzarbeit und der IG Bau zum Bündnis gegen Schwarzarbeit zusammengeschlossen. Dies sei im Dezember 2014 erfolgt.

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Im Anschluss an die Mitgliederversammlung wurden die Leistungen der jahrgangsbesten Jungmeister geehrt. Ausgezeichnet wurden (v. l.): Eric Reichelt, Mike Göde, Michael Huber und Danny Richter. Präsident Marcus Nachbauer überreichte die Urkunden an die frischgebackenen Jungmeister.

Anders als den selbst angestrebten tariflichen Mindestlohn sieht Nachbauer die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns zum Jahresbeginn. Denn er treffe in erster Linie die kaufmännischen Angestellten in den Betrieben und sehe u. a. auch für diese eine Dokumentations- und Aufbewahrungspflicht der Arbeitszeiten vor. "Dieser Bereich ist aus unserer Sicht kein mindestlohnkritischer Bereich, denn die Gehälter unserer Angestellten liegen regelmäßig deutlich über dem gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro", so Nachbauer. Jetzt gebe es ein sinnloses Bürokratiemonster in diesem Bereich "und das ist aus unserer Sicht unverhältnismäßig und entsprechend haben wir uns wie auch andere Bauverbände Ende letzten Jahres für eine Ausnahmeordnung bezüglich der Dokumentations- und Aufbewahrungspflicht für Angestellte mit einem Monatsgehalt von 2958 Euro ausgesprochen". Die Ausnahme greife – allerdings nur, wenn auch die Überstunden dokumentiert werden. Also bleibe die Dokumentation erhalten und er, Nachbauer, habe das Gefühl, als ob die Bundesregierung zusammen mit dem DGB das Ziel verfolge, die Überstunden zu überwachen. Das Problem sei, dass dies wiederum zu Lasten der sowieso schon knapp bemessenen Personalressourcen des Zolls gehe. Nachdem nicht nur der Gerüstbauverband, sondern insgesamt die Arbeitgeberverbände hiergegen Sturm gelaufen seien, habe es erste Zugeständnisse auch von der Kanzlerin für eine Nachbesserung gegeben. Nachbauer: "Wir sind gespannt, ob sich hier was ändern wird, oder ob es noch mehr Ausnahmen von der Ausnahme geben wird."Als Beispiel dafür, dass sich handwerkliche Interessenvertretungen auszahlen, wertete Nachbauer den Einsatz für die Beibehaltung des Meistertitels in Europa. Noch vor einem Jahr sei dieser in Gefahr gewesen. Mittlerweile habe das Handwerk, allen voran der Zentralverband des deutschen Handwerks in dessen Vorstand Nachbauer auch mitwirke, ein klares Bekenntnis des Deutschen Bundestags erwirken können, dass am Meistertitel im Handwerk festgehalten wird.Geschäftsführerin Sabrina Luther informierte die Mitglieder über nervenraubende Sitzungen mit der Gewerkschaft zur Vorbereitung der Tarifverhandlung. "Da wir den Ehrgeiz haben, die historische Chance zu nutzen, unser gesamtes Tarifwerk im Hinblick auf seine Zukunftsfähigkeit zu überprüfen, haben wir sämtliche Regelungen infrage gestellt und mit der Gewerkschaft diskutiert", erklärte die Geschäftsführerin. Dabei sei festgestellt worden, dass in einigen Punkten mit der Gewerkschaft keinerlei Annäherung möglich sei, geschweige denn "irgendwie nur an eine Einigung gedacht werden könnte". Allerdings hat Sabrina Luther, wie sie sagte, noch immer Hoffnung. Sonst sei zu befürchten, dass aus der angestrebten Reform nur ein "Reförmchen" werde.Auch im Bezug auf die handwerkliche Nachwuchsproblematik hält Luther grundlegende Reformen für sehr wichtig. Denn für die Attraktivität des Gewerkes seien seine Rahmenbedingungen, insbesondere die Möglichkeiten der Qualifizierung, von entscheidender Bedeutung. "Insofern halten wir das schon in den Gremien erarbeitete Fort- und Weiterbildungskonzept für einen guten Ausgangspunkt, um zukünftige Fachkräfte zu gewinnen und auch an die Branche zu binden", so die Geschäftsführerin. Denn damit könnten Bundesinnung/ Bundesverband mit Sicherheit wesentlich mehr Potential am hart umkämpften Fachkräftemarkt abwerben, als durch noch so viele Marketinginstrumente. Das heiße aber nicht, dass an dieser Stellschraube nicht auch gedreht werde. Als Beispiel nannte Sabrina Luther die Aktion "Abklatschen" des ZDH, an dem sich der Verband/die Innung auch beteilige.

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Besonders geehrt wurde Daniel Bergmann (l.). Er wurde Bundessieger des Leistungswettbewerbs des deutschen Handwerks im Gerüstbauerhandwerk. Auch hier überreichte Präsident Marcus Nachbauer die Urkunde.

Zu Beginn der Mitgliederversammlung hatten Holger Budroweit für den technischen Bereich und Frank Dostmann für den Bereich Wirtschaft, Recht und Ausbildung Bericht erstattet. Dabei informierte Budroweit u. a. über eine Forderung aus der Industrie, ein neues Standardleistungsverzeichnis für Dienstleistungen des Gerüstbaus durch Drittanbieter anzubieten. "Wir haben uns das schon mehrfach angehört und stehen dem ablehnend gegenüber", erklärte Budroweit.

Dostmann ging in seinen Ausführungen detailliert auf die jüngsten Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft ein. Die Gewerkschaft wolle eine Lohnerhöhung um 7 % im kommenden Jahr und eine entsprechende Erhöhung der Ausbildungsvergütung. "Unsere Forderung war diesmal wesentlich umfangreicher und vor allem grundlegender Natur, denn seit vielen Jahren fordern wir Änderungen im Rahmentarifvertrag und weiteren Tarifverträgen", so Dostmann. Dabei sei es das Bestreben der Arbeitgeber, die vielen Regelungen, die sich im Laufe der vergangenen Jahre als zu kompliziert dargestellt hätten an die Bedürfnisse der Betriebe anzupassen. Dazu gehöre u. a. die flexiblere Regelung über die Führung von Arbeitszeitkonten, eine praxisgerechte Regelung der Fahrzeiten, der Wegfall der Fahrerzulage in Höhe von 9 Euro für Lkw über 6 t Gesamtgewicht sowie die Einbeziehung der ausländischen Entsendebetriebe in das Urlaubskassenverfahren. Ein wesentlicher Streitpunkt sei auch die Altersversorgung. "Wir sehen uns hier als Arbeitgeber zwar in einer gewissen Verantwortung für die Mitarbeiter, dennoch ist die Altersversorgung eine Leistung, von der ausschließlich der Arbeitnehmer profitiert", erklärte Dostmann. Deshalb solle den wesentlichen Teil der Finanzierung hierfür auch der Arbeitnehmer tragen.

Im Anschluss an die Mitgliederversammlung wurden die Leistungen der jahrgangsbesten Jungmeister geehrt. Sie erhielten eine Urkunde aus den Händen von Präsident Nachbauer sowie einen Scheck über 700 Euro. Ausgezeichnet wurden Eric Reichelt, Mike Göde, Michael Huber, Danny Richter und als Bundessieger des Leistungswettbewerbs des deutschen Handwerks im Gerüstbauerhandwerk Daniel Bergmann.

In der ordentlichen Mitgliederversammlung des Güteschutzverbandes Stahlgerüstbau e. V. am Tag zuvor wählten die Mitglieder turnusgemäß Vorstand und Güteausschuss: Josef Teupe (Teupe & Söhne Gerüstbau, Stadtlohn) und Udo Roth (Ingenieurgemeinschaft Pesch, Strauch, Roth, Ingenieure für das Gerüstbauer-Handwerk, Bergheim) wurden in ihren Ämtern als Erster Vorsitzender bzw. als Obmann bestätigt, Alf Pytlik (APG – Alf Pytlik Gerüstbau GmbH) neu in das Amt des Zweiten Vorsitzenden gewählt. In den Güteausschuss gewählt wurden Jörg Berger (Gerüstbau Johanna Berger-Wigbers, Gelsenkirchen), Anita Bones (Gerüstbau Raetz OHG. München), Hans-Jörg Conrad (REK Gerüstbau Berger GmbH, Gladbeck), Michael Jakubeit (Gerüstbau Block GmbH & Co. KG, Moers), Frank Schimmer (Gerüstbau Schimmer GmbH, Weiterstadt) und Dietmar Stypa (Hünnebeck GmbH, Ratingen).

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