Bushaltestellen

Für vollständige Barrierefreiheit gesorgt

Hermann Meudt Betonsteinwerk Straßenbautechnik
Nach dem Umbau ist die Bushaltestelle barrierefrei. Zentrale Faktoren dafür sind Reststufenhöhe und Spaltbreite. Diese sollen beim Ein- und Ausstieg weniger als 5 cm betragen. Foto: Hermann Meudt Betonsteinwerk

Limburg an der Lahn (ABZ). – In Punkto "barrierefreie Bushaltestellen" stehen viele Kommunen in Deutschland vor einer großen Herausforderung. Denn mit der am 1. Januar 2013 in Kraft getretenen Novelle des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) zur Barrierefreiheit werden die Aufgabenträger verpflichtet, in den Nahverkehrsplänen die Belange von in ihrer Mobilität oder sensorisch eingeschränkten Menschen zu berücksichtigen. Ziel ist es, dass öffentliche Nahverkehrsangebote bis zum 1. Januar 2022 vollständig barrierefrei genutzt werden können. Eine schwierige Aufgabe, wenn man bedenkt, wie viele Bushaltestellen es selbst in kleineren Städten gibt.

Alleine die mittelhessische Kreisstadt Limburg kommt mit ihren rund 35.000 Einwohnern auf 180 Bushaltestellen im Stadtgebiet. Der städtische Eigenbetrieb "Stadtlinienverkehr" möchte die Bushaltestellen im gesamten Stadtgebiet in einem Gesamtsystem gestalten, um dem Leitziel "Mobilität für Alle" gerecht zu werden. Dies soll durch den barrierefreien Ausbau der Haltestellen inklusive eines Blindenleitsystems erfolgen. Daher wurden hier in den vergangenen Jahren pro Jahr etwa 20 bis 25 Bushaltestellen barrierefrei umgebaut. Zum Einsatz kommt dabei ein spezielles Bordsteinsystem mit einer besonderen Eignung für Niederflurbusse.

Nach Angaben von Harald Diehl, Abteilungsleiter Straßenbau in der Limburger Stadtverwaltung, haben an den meisten Limburger Haltestellen der Ausstieg aus dem Bus sowie die Bordsteinhöhe zu große Höhenunterschiede. Außerdem sind die Haltestellen teilweise nicht lang genug, und es fehlt das Blindenleitsystem. Ziel ist es, möglichst Höhengleichheit herzustellen. Dazu müssen die Bordsteine auf 20 bis 22 cm angehoben werden. Die barrierefreie Haltestelle soll so gestaltet sein, dass der Busfahrer möglichst dicht und vor allem gerade mit seinem großen Gefährt an den Bordstein heranfahren kann, um mit der Eingangstür am Aufmerksamkeitsfeld des Blindenleitsystems halten zu können. Der Abstand zwischen Bus und Bordstein soll nicht mehr als 5 cm betragen. Wird dies erreicht, können auch Personen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, gut ein- und aussteigen.

Uwe Hessel vom Ingenieurbüro für Infrastruktur & Umwelt aus Altendiez beschreibt die Maßnahmen: Zentraler Punkt der Maßnahmen war demnach die Erhöhung der Bordanlagen durch einen Niederflurbordstein zum Anfahren von Niederflurbussen mit "Kneeling" (seitliche Absenkung des Busses bei Haltevorgang). Um einen barrierefreien Zugang in den Bus zu gewährleisten, mussten die Bordanlagen auf eine Höhe von 20 cm (bei Gehwegbreiten größer gleich 2,5 m) und auf eine Höhe von 22 cm (bei Gehwegbreiten zwischen 1,5 m und 2,5 m) über Straßenniveau angehoben werden. Die zukünftige Anfahrhöhe beträgt dann je nach Standort 20 cm beziehungsweise 22 cm bei einer maximalen Einstiegs-Spaltbreite von 5 cm. In Folge dieser Erhöhung wurde durch entsprechende Übergangsbordsteine ein Anschluss an den Bestand außerhalb des Ausbaubereiches der Bushaltestellen hergestellt.

An den Limburger Haltestellen wird das Sonderbordsteinsystem Niflux des Betonwerks Hermann Meudt aus Wallmerod eingesetzt.

Dieser zweistufige Niederflur-Busbordstein im Format 18 x 36 cm hat eine zurückgesetzte Bordkante und ermöglicht damit ein noch schonenderes Herantasten des Reifens an die Busbucht. Mit dem System Niflux 20 können barrierefreie Bussteige gemäß PBefG einer Höhe von 20 bis 22 cm realisiert werden. Für eine Absenkung der Bordanlage stehen verschiedene Übergangssteine auf Rund- und Hochborde zur Verfügung.

Eine Besonderheit ist auch die Beschichtung dieses Steinsystems. Die schräge Anlaufseite ist glatt mit einem weißen Kunstharz beschichtet, so dass die Reifenreibung deutlich vermindert und der Reifenverschleiß reduziert wird (SRT-Wert < 35, im Mittel in etwa 29). Um dennoch Trittsicherheit zu gewährleisten, hat die weiße Steinoberseite eine rutschfeste, raue Oberfläche aus Spezialkörnung und Kunstharz (SRT-Wert > 55, im Mittel in etwa 65). Zudem ermögliche die Kunstharzbeschichtung einen erhöhten Witterungswiderstand.

Neben den Bordanlagen wurden auch die Gehwege der Limburger Bushaltestellen barrierefrei umgebaut. Bei der Bushaltestelle am Friedhof wurde der Gehweg im gesamten Ausbaubereich mit einem Rechteckbetonsteinpflaster ausgebildet, in welchem ein Blindenleitsystem, bestehend aus Rippenplatten eingebaut wird.

Auf Höhe der ersten Einstiegstür des Busses wird ein Einstiegsfeld mit den Maßen 1,2 m x 0,9 m angeordnet, wobei die 1,2 m lange Seite parallel der Bordanlage verläuft. Es beginnt mindestens 0,3 m hinter der Bordsteinvorderkante und reicht als Auffindestreifen mit einer Breite von 0,6 m bis an das Ende des Gehweges.

Das Einstiegsfeld und der Auffindestreifen werden mit Rippenplatten hergestellt. Die Rippen sollen in Gehrichtung, also parallel zum Bord, verlaufen. Zu dem Einstiegsfeld führt eine Leitlinie aus Rippenplatten (Bodenindikatoren) mit einer Breite von 0,3 m, welche parallel zu dem Niederflurbordstein verläuft. Diese Leitlinie hat einen Abstand zur Bordsteinvorderkante von mindestens 0,6 m.

Bis zum Jahr 2022 sollen insgesamt rund 150 Limburger Bushaltestellen vollständig barrierefrei gemäß PBefG umgebaut sein. "Bis dahin ist es noch ein Stück Arbeit", betont Uwe Hessel.

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