Clevere Sonderlösung

Turm wurde bis zum "Domsgickel" eingerüstet

Gerüstbau
Gerüstbau Hecht trägt mit einer durchdachten Gerüstbaulösung aus Layher Allround-System zu einer effizienten Sanierung des Mainzer Wahrzeichens bei. Foto: Layher

MAINZ (ABZ). - Optimal gelöst: Zur Sanierung des westlichen Vierungsturm des Mainzer Doms realisierte das Team von Gerüstbau Hecht mit dem Allround-System von Layher dank einer cleveren Sonderlösung und durchdachter Logistik effizient das notwendige Stütz- und Arbeitsgerüst – und trägt so zu Erhaltung eines historisch bedeutenden Bauwerks bei.

In tausend Jahren hat er viel erlebt: Gottesdienste und Königskrönungen, die Plünderung durch Napoleons Soldaten und die Zweckentfremdung als Lazarett, Kaserne oder später auch als Viehstall. Er überstand sieben Brände und den Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs. Seine facettenreiche Geschichte machte immer wieder bauliche Veränderungen und Renovierungsarbeiten erforderlich und schuf damit jenes vielgliedrige "Domgebirge" aus rot gefärbtem Sandstein, das fast von jedem Stadtteil aus zu sehen ist. Die Rede ist vom Mainzer Dom. Um das Jahr 1000 errichtet, ist der zu den Kaiserdomen zählende Bau in seiner heutigen Form eine dreischiffige romanische Pfeilerbasilika, die Beispiele für alle großen Stilepochen von der Frühromanik über die Gotik und die Renaissance bis zu Barock, Rokoko und Historismus bietet. Auch heute noch gilt das Gotteshaus mit beeindruckenden Altären und Grabdenkmälern als das an Denkmälern reichste kirchliche Gebäude Deutschlands.

Es ist nicht verwunderlich, dass der Erhaltung der gewaltigen Kathedrale, die mit 116 m in etwa so lang ist wie ein Fußballfeld, eine hohe Bedeutung zukommt. So begann 2001 erneut eine über mehrere Jahre angelegte und in einzelne Sanierungsschritte eingeteilte Renovierung. Derzeit werden an der Kuppel des gut 83 m hohen westlichen Vierungsturms Schäden beseitigt, die – im Gegensatz zum Blitzeinschlag von 1767 – hauptsächlich witterungsbedingt sind. Dazu wird die Fassade gereinigt, anschließend analysieren Denkmalpfleger und Kunsthistoriker die Schäden. Schließlich kommen die Steinmetze dran, die Stein für Stein auf Vordermann bringen – mit Material aus einem regionalen Steinbruch, wo vermutlich schon vor tausend Jahren abgebaut wurde. Doch maßgeblich involviert ist auch ein Gerüstbau-Team, denn Voruntersuchungen hatten ergeben, dass es für optimalen Zugang sinnvoll ist, den gesamten Turm bis zum "Domsgickel" einzurüsten.

Eine interessante Herausforderung, für die sich die Hecht Gerüstbau GmbH und die Noack Ingenieurgesellschaft eine clevere Lösung einfallen ließen: Eine mehrteilige Gerüstkonstruktion als Zugang sowie Stütz- und Arbeitsgerüst – optimal an das mit Ornamenten geschmückte Bauwerk angepasst dank dem Allround-System von Layher. Eine Schwierigkeit lag darin, dass auf dem Dach des Querhauses nicht aufgelagert werden konnte. So bauten die Gerüstbauer von der Leichhof-Seite, der Leichhof war einst Domfriedhof, zuerst ein Stützgerüst inklusive Last- und Personenaufzug. Zur Überbrückung des Dachs überlegte sich das Team eine Speziallösung. Dazu ließ Gerüstbau Hecht auf Doppel-T-Trägern U-Profile anschweißen, in die Layher-Stahlböden eingehängt wurden. Die Montage der 22 m langen und 3,2 m breiten Gerüst-Brücke erfolgte inklusive Geländer am Boden, anschließend wurde die 12 t schwere Konstruktion per Kran eingehoben und auf dem Stützgerüst und in den Fensterleibungen aufgelagert. Der Vorteil: Nach dem mehrjährigen Einsatz in Mainz sind die Gerüstbauteile wieder demontierbar und damit erneut einsetzbar.

Von der Brücke aus wurde das Gerüst mit einem weiteren Personen- und Lastaufzug als Zugang bis zum Umgang der Turmkuppel weitergebaut. Erst hier begannen die Gerüstbauer mit der Montage des eigentlichen Arbeitsgerüsts – eine sich nach oben hin verjüngende, meterbreite Konstruktion mit Lastklasse 4 (3 kN/m²) und Breitenklasse W 09 (0,9 – < 1,2 m), da während der Arbeiten auch Bauwerksteile zwischengelagert werden. Die letzten 10 m der Gerüstkonstruktion bis zum "Domsgickel" wurden mittels Druckabstützung freistehend realisiert. Layher Podesttreppen sowie insgesamt drei Last- und Personenaufzüge von Geda bieten nicht nur für die nachfolgenden Gewerke einen komfortablen und wirtschaftlichen Transport von Werkzeug und Arbeitsmaterial sowie einen bequemen Aufstieg der Handwerker, sondern sorgten auch während des Gerüstbaus für optimale Logistik. Nur drei Mann realisierten das circa 84 m hohe, 950 m² große und rund 80 t schwere AllroundGerüst. Lediglich einige Veranstaltungen wie der Geburtstag des Kardinals oder ein Sommerfest sorgten für Verzögerungen. Auf diese Weise trägt Gerüstbau Hecht mit einer durchdachten Gerüstbaulösung aus Allround-System zu einer effizienten Sanierung des Mainzer Wahrzeichens bei. Und gleichzeitig zur Fortführung der wechselvollen Geschichte des Doms, die eng mit dem früheren Erzbischof Willigis – einer geheimnisumwitterten Person – verbunden ist. Der Niedersachse schaffte den gesellschaftlichen Aufstieg zum vielleicht wichtigsten Bischof des Deutschen Reiches, obwohl er aus keiner einflussreichen Adelsfamilie stammte. Er führte das größte Erzbistum nördlich der Alpen und die zweitgrößte Kirchenprovinz nach Rom überhaupt. Doch Willigis war das noch nicht genug. Er wollte aus Mainz ein "Rom am Rhein" machen und mit dem Dombau seine Stellung im Reich und in der Kirche – Mainz trägt als einziges Bistum außer dem Bistum Rom den Titel "Heiliger Stuhl" – zum Ausdruck bringen. Und hat so ein herausragendes Zeugnis des christlichen Glaubens in Europa geschaffen.

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