Dachsanierung

Historische Stadthalle Kassel bekommt eine neue Haube

Dachbaustoffe
Als Unterdeckbahn wurde Tyvek Pro Plus Tape eingesetzt.

Kassel (ABZ). – Die Stadthalle Kassel ist ein historisch und architektonisch wertvolles Veranstaltungsgebäude im Stadtteil Vorderer Westen von Kassel. Das Juwel wurde von 1911 bis 1914 nach den Plänen der Architekten Ernst Rothe und Max Hummel errichtet. Der monumentale neoklassizistische Portikus der Stadthalle beherrscht die Silhouette der näheren Umgebung. Im Inneren befinden sich u. a. zwei große Säle, von denen der größte, der Festsaal, bei normaler Bestuhlung mehr als 1800 Besuchern Platz bietet. "Nachdem in den vergangenen Jahren bereits der Blaue Saal, der Festsaal sowie die Sandsteinfassade des Kongress Palais aufwendig saniert wurden, erfolgt mit den Dacharbeiten nun ein weiterer wichtiger Schritt, um die einzigartige historische Substanz des Gebäudes zu erhalten", so Andreas Bilo, Geschäftsführer der Kassel Marketing GmbH. Als das Kongress Palais vor rd. 100 Jahren gebaut wurde, kamen für die Dacheindeckung rote Biberschwanzziegel aus Ton zum Einsatz. Diese wurden im Jahr 1977 durch die damals häufig verbauten Faserzementplatten in der Optik von Biberschwänzen ersetzt. Diese entsprechen allerdings, v. a. durch den Asbestgehalt, nicht mehr dem Stand der Technik und weisen aufgrund ihres Alters Schäden auf, wodurch es in den vergangenen Jahren bereits zu kleineren Undichtigkeiten im Dach kam. Sollten diese sich ausweiten, wären die hochsensiblen Bühnen-, Lüftungs- und Brandschutzanlagen sowie die Wärmedämmung der obersten Geschoßdecke gefährdet. Gründe genug also, das Dach des Kongress Palais rd. 40 Jahre nach der letzten Modernisierung vollständig neu einzudecken.

Die Dachfläche des historischen Dachstuhles umfasst rd. 6300 m². Aufgrund dieser Dimensionen und des laufenden Veranstaltungsbetriebes ist die Sanierung auf die Dauer von fast einem Jahr anberaumt. Die Arbeiten haben im Mai 2018 begonnen und werden bis August 2019 in drei Bauabschnitten durchgeführt. Wenn man auf dem Gerüst an der Traufe steht, werden einem die Dimensionen erst so richtig bewusst. Bspw. die Grate mit 150 m Länge (bis 37,5 m Einzellänge) oder die 95 m langen (bis 30 m Einzellänge) durchgedeckten Biberschwanzkehlen sind definitiv kein alltäglicher Anblick – auch für die meisten Fachleute nicht.

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Dachbaustoffe
Es mussten 37 Gauben zur Belüftung des Dachraumes ersetzt werden. Diese wurden vorgefertigt und auf die Dachfläche aufgesetzt. Fotos: Ampack

Bei der Neueindeckung orientieren sich die beauftragten Kühne Meisterbetriebe am historischen Vorbild. So werden wieder rd. 300.000 Biberschwanzziegel aus Ton verlegt. Sie wurden in Form und Farbe den Originalen von vor 100 Jahren angeglichen, teilt Kassel Marketing mit. Wie so oft, steckt der Teufel im Detail. Bspw. die Farbwahl der neuen Ziegel und darauf abgestimmt des Schneefanges, des Blitzschutzes usw. gestaltete sich im Spannungsfeld zwischen heutigen Industriestandards und den Anforderungen des Denkmalschutzes als durchaus herausfordernd. Aber auch bei der Planung und der handwerklichen und organisatorischen Umsetzung gilt es umfassend und objektbezogen zu agieren, zumal der Veranstaltungsbetrieb möglichst nicht beeinträchtigt werden soll. Um eine Verschmutzung der bereits sanierten Sandsteinfassade während der Dacharbeiten zu verhindern, wurde bspw. die alte Dachrinne vorerst belassen, um auch während der langwierigen Arbeiten eine sichere und saubere Entwässerung des Daches zu gewährleisten. Die neuen Traufabschlüsse und Hängerinnen können somit im Nachhinein sicher und entsprechend der Witterungsverhältnisse montiert werden.

Unter der alten Eindeckung aus Faserzementplatten in der Optik von Biberschwänzen war vor der Sanierung lediglich eine Unterspannbahn angebracht. Entsprechend der Wertigkeit des historischen Gebäudes wird nun eine hochwertige Unterdeckung mit einer Holzschalung und einer darauf liegenden Unterdeckbahn montiert. Aufgrund der Absturzgefahr in den Dachraum mit Fallhöhen von bis zu 30 m, wird die bestehende Eindeckung abschnittsweise, in Breiten von jeweils nur etwa 60 cm, abgetragen. Die Dachschalung wird kontinuierlich nachgezogen, um eben diese Absturzgefahr zu minimieren. Bei der neuen Unterdeckbahn fiel die Wahl auf das Produkt "Tyvek Pro Plus Tape" mit integriertem Klebeband. Dem beauftragten Dachdecker, der Kühne Meisterbetriebe aus Kassel/Lohfelden, waren bei der Entscheidung v. a. die lange Freibewitterungszeit von sechs Monaten und die jahrzehntelange Bewährung des Produktes in der Praxis wichtig.

Durch die lange Bauzeit und die abschnittsweisen Arbeiten spielen die Robustheit, Langlebigkeit und Praxistauglichkeit der Unterdeckbahn bei diesem Bauvorhaben eine besonders wichtige Rolle. Außerdem sollte die Bahn einfach handhabbar und rasch verlegbar sowie schlagregen- und winddicht zu verkleben sein. Einen Wassereintritt in dieses besondere Gebäude können und wollen sich die Dachdecker keinesfalls erlauben.

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Der monumentale neoklassizistische Portikus der Stadthalle Kassel beherrscht das Erscheinungsbild der näheren Umgebung.

Als Unterdeckbahn wurde Tyvek Pro Plus Tape (mit integriertem Klebestreifen an der Oberseite der Bahn) eingesetzt. Aufgrund der großen Funktionsschichtdicke der Tyvek Bahnen (175 bzw. 220 µm) und der Robustheit und Alterungsbeständigkeit von Tyvek wird lediglich die Oberseite der Bahn mit einem Polypropylen-Vlies kaschiert. Das Deckvlies dient als zusätzlicher Schutz für die Bauphase, verbessert die Begehbarkeit und verhindert unangenehmes Blenden. Im Bereich des integrierten Klebestreifens ist das Deckvlies ausgespart. Dadurch ist gesichert, dass immer die wasserdichten Funktionsschichten der Bahnen miteinander verklebt werden (also Tyvek auf Tyvek). Somit werde ausgeschlossen, dass Wasser durch ein zwischenliegendes Vlies bzw. Kapillarwirkung in die Überlappungsstöße gesaugt wird, so der Hersteller. Da die Tyvek-Bahn auf der Rückseite kein Tragvlies benötigt, kann der Verarbeiter die Stoßverklebung an jeder beliebigen Stelle ausführen. Dadurch ist das Verschieben oder Schrägstellen der Bahnen in der Überlappungsverklebung möglich und dies bringt größtmögliche Flexibilität in der Verarbeitung.

Ebenso wichtig ist die ergänzende Klebetechnik. So besteht der Träger der zugehörigen Systemklebebänder "Ampacoll XT" auch aus Tyvek. Dadurch sind die Klebebänder besonders robust in der Außenanwendung, sehr formstabil sowie reißfest und auch jahrzehntelang erprobt. Aufgrund des straffen Terminplanes muss z. T. auch bei unwirtlichen Witterungsverhältnissen gearbeitet werden. V. a. an diesen Tagen sind die Handwerker sehr froh, auf Produkte zurückgreifen zu können, die auch bei solchen Verhältnissen einsetzbar sind.

Der Ampacoll Airmax Sprühprimer hat sich auch in kalter und feuchter Umgebung als Haftgrundierung für die Verklebung von Anschlüssen in der Praxis bewährt. Aber auch der Ampacoll Superfix Flüssigklebstoff hat so manchen Detailanschluss bei Kälte und Nässe gerettet. "Egal, ob heiß oder kalt, egal ob bei Regen oder Wind, der Superfix funktioniert immer", meint Dachdeckermeister Dirk Flörke, "und wenn du nicht weißt, wie du eine Durchdringung dicht bekommen sollst, mit dem blauen Butylkautschukband Ampacoll BK 535 ist es ein Kinderspiel", fügt er lachend hinzu.

Als Perforationssicherung unter den Konterlatten wird Ampacoll ND Duo, ein doppelseitig klebendes Nageldichtband, eingesetzt. Durch die doppelseitige Klebefläche können die Konterlatten vom "Bodenpersonal" an einem geschützten Arbeitsplatz mit dem Nageldichtband optimal vorbereitet werden und einer schnellen und exakten Montage auf dem Dach steht nichts mehr im Wege. Dies spart Zeit und folglich Geld und erhöht gleichzeitig die Sicherheit. Die 4/6 cm starken Konterlatten werden mittels Tellerkopfschrauben im Dachstuhl fixiert, sodass optimaler Anpressdruck erzeugt wird und die Dachlattung für die Ziegel sicher aufgenagelt werden kann. Bei der Verlegung der Biberschwanzziegel muss jeder einzelne – also mehr als 300.000 Stück – mit einer Sturmklammer gesichert werden.

Die Neueindeckung der Stadthalle Kassel ist also in jeder Hinsicht ein Spitzen-Projekt sowohl was die Architektur und Dimensionen als auch die Qualität der handwerklichen Ausführung und der eingesetzten Materialien betrifft.

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