Das richtige Gesamtpaket macht's
Erfolgreiches Zusammenspiel bei Brücken-Großprojekt
Je komplexer ein Projekt ist, umso mehr entscheiden aber auch Dienstleistungen "rund um Schalung" über einen guten Baufortschritt. Dazu zählen unter anderem der Bau von projektspezifischen Sonderschalungen, die Vormontage auf der Baustelle sowie ein professionelles Projektmanagement seitens des Schalungslieferanten.
Deutschlands Brücken sind in die Jahre gekommen. 3,8 Millionen m² müssen laut Bundesverkehrsministerium bundesweit dringend saniert oder neu gebaut werden. Im Zuge der "Systematischen Brückenertüchtigung" des Bundes sollen auch zahlreiche Autobahnbrücken in Rheinland-Pfalz erneuert werden – wie etwa die zwei hintereinander folgenden Talbrücken Pfädchensgraben und Tiefenbachtal auf der A 61 in der Nähe von Rheinböllen, rund 50 km südlich von Koblenz.
Gut 57.000 Fahrzeuge donnern pro Tag über die A 61 im Hunsrück. Vor mehr als 50 Jahren gebaut, ist der heutige (Schwer)Verkehr eine hohe Belastung für die zwei Talbrücken. Deshalb werden sie seit Dezember 2017 erneuert und auf sechs Spuren erweitert. Die 1. Richtungsfahrbahn entsteht neben den bestehenden Brücken.
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Nach Fertigstellung wird der Verkehr darauf umgelegt. Die alten Brücken werden dann abgerissen. Anschließend erfolgt der Neubau der 2. Richtungsfahrbahn auf der alten Brückentrasse. Kein leichtes Unterfangen: Neben den Dimensionen – die Tiefenbachtalbrücke ist 90 m hoch, die Talbrücke Pfädchensgraben mit 531 m sehr lang – kommt das Bauen unter Verkehr hinzu. Das bedingt, viele Schritte im Voraus genau zu planen. Darum beauftragte Heitkamp für die Schalungsplanung und -arbeiten Doka. Die Schalungstechniker hatten das Bauunternehmen bereits in der Submissionsphase unterstützt. Bei einem Großprojekt wie der Erneuerung dieser beiden Talbrücken muss das ausführende Bauunternehmen mit vielen Beteiligten unterschiedlichster Gewerke zusammenarbeiten und die richtigen Entscheidungen treffen. Da ist es eine große Stütze, wenn der gesamte Komplex rund um Schalung vom Schalungsspezialisten selbst gemanagt wird.
Der Doka-Projektleiter ist somit Hauptansprechpartner für die Projektleitung des Bauunternehmens und Schnittstelle zu allen schalungsrelevanten Gewerken, mit denen er sämtliche Schritte koordiniert – von der Erstellung der detaillierten Pläne im technischen Büro über die Zusammenarbeit mit Fertigservice und Schalungsvormontage (SVM) bis hin zur externen Abstimmung mit Traggerüstherstellern oder mit der Berufsgenossenschaft beziehungsweise Gewerbeaufsicht für sicherheitsrelevante Themen. Kurzum: Das Bauunternehmen bekommt hier sämtliche (Dienst)Leistungen rund um Schalung aus einer Hand.
Im technischen Büro von Doka wurden alle erforderlichen prüffähigen Statiken sowie die Einsatz-, Montage-, Fertigungs- und Phasenpläne für Pfeiler und Pfeilerköpfe erstellt. Bei den Pfeilern für die Tiefenbachtalbrücke handelt es sich um drei Hohlpfeiler und einen mit Vollquerschnitt, bei der Brücke Pfädchensgraben sind es zehn Massivpfeiler.
Zur Herstellung der Pfeiler entschied sich die Baustelle für das hydraulische Selbstklettersystem SKE50 plus. Das ermöglichte nicht nur ein schnelles Ein- und Ausschalen, sondern bot auch eine hohe Arbeitssicherheit, da zu keinem Zeitpunkt offene Absturzkanten entstanden. Besonders herausfordernd war die Planung der Pfeilerköpfe: Neben der komplexen Geometrie sind hohe Betonlasten in großer Höhe zu berücksichtigen, die abgeleitet werden müssen. Dazu stimmte sich Doka eng mit dem Tragwerksplaner ab.
Die Herstellung des Überbaus erfolgt mittels Vorschubrüstung von Thyssenkrupp. Trogboden-, Steg- und Kragarmschalung auf beidseitiger Länge von ca. 55 m wurden von Doka geplant, vormontiert und auf der Baustelle aufgebaut. Auch hier übernahm der Doka-Projektleiter sämtliche Schnittstellen zum Traggerüsthersteller von der Planung bis hin zum Aufbau der Schalung. Darüber hinaus liefen viele weitere Planungs- und Abstimmungsschritte quasi "im Hintergrund" ab. Insgesamt wurden in etwa 5000 Ingenieurstunden erbracht.
Die Pfeiler weisen eine konische Geometrie mit genauen Sichtbeton-Vorgaben (SB2) bezüglich des Verlaufs der Brettschalung auf, in der Mitte verläuft ein vertikales Strukturband. Alle erforderlichen, mit Brettschalung belegten Sonderschalungselemente und die passgenauen Formholzkästen wurden auf Grundlage einer 3D-Planung im Doka-Fertigservice hergestellt. CNC-Fräsen und das Wasserschneidverfahren gewährleisteten die exakten Zuschnitte.
Im März 2018 startete die Montage der ersten Kletterschalungssätze durch die Doka-Schalungsvormontage (SVM). Deren erfahrene Mitarbeiter übernehmen auf Baustellen die Montage und Demontage sowie das Umsetzen von zum Beispiel Traggerüsten, Schalwagen und Kletterschalungen.
In diesem Fall waren bei vier Klettersätzen insgesamt 72 zu montierende Bühnen und die komplette Hydraulikausrüstung einsatzfertig vorzumontieren und aufzuhängen. Jeder Klettersatz bestand aus zwei Arbeitsebenen, einer Hauptbühnenebene und zwei Nachlaufbühnenebenen. Für die Herstellung der Pfeilerköpfe kamen projektspezifisch geplante Schal- und Bühnensätze zum Einsatz. Montage und Demontage, aber auch das Umsetzen der Schalungs- und Bühneneinheiten zum nächsten Pfeiler beziehungsweise Pfeilerkopf wurde gleichfalls an Doka übertragen. Seitens der SVM wurden an Montagearbeiten – Stand März 2020 – in etwa 20.000 Arbeitsstunden geleistet.
Mittlerweile stehen die neuen Pfeiler. Der Fokus liegt nun auf der Fertigstellung der beiden Überbauten. Danach können die zwei alten Brücken abgerissen werden. 2025 soll das 150-Millionen-Euro-Projekt vollendet sein.