Dauerhafte Sicherheit

Flachdächer richtig warten und reparieren

von:

Holger Krüger

Baustoffe

Regen und Hagel, Kälte und Hitze – an Flachdächer werden große Anforderungen gestellt. Deshalb sind regelmäßige Wartung und gegebenenfalls eine fachgerechte Sanierung unerlässlich, um kostspielige Schäden durch Wasser zu vermeiden.

Stuttgart. – Auch können die Vorschriften der EnEV eine energetische Sanierung erfordern. Ein in seinen Komponenten und auf das Dach abgestimmter Systemaufbau bietet langfristige Sicherheit und erlaubt gleichzeitig gewinnbringende Nutzungsänderungen auf bisher ungenutzten Dachflächen.

Die Anforderungen an Flachdächer sind groß. Sie sind Wind und Wetter ausgesetzt und müssen zuverlässig Industrieanlagen, Häuser und Bewohner schützen. Trotzdem werden Wartung und Sanierung häufig vernachlässigt. Die Folge sind Wasser- und Gebäudeschäden. Dabei führt eine gut geplante Sanierung mit der bedarfsgerechten Qualität des Aufbaus und einer fachgerechten Verarbeitung bis ins Detail zu einem dauerhaft sicheren Dach. Neu angelegte Dachbegrünungen verbessern das Wohnklima, reduzieren die Abwasserspitzen bei Starkregen und schützen die Abdichtung. Urban Gardening bereitet vielen Bewohnern großes Vergnügen und steigert den Immobilienwert. Eine sinnvolle Ergänzung ist auch eine Fotovoltaik-Anlage, idealerweise in Kombination mit einem Gründach. Ein dachspezifisch aufgebautes, fachgerecht verlegtes Flachdach jeder Nutzung kann bei entsprechender Qualität und Wartung ein Gebäudeleben lang funktionieren.

Flachdächer bedürfen jährlicher Pflege, um das darunter liegende Bauwerk vor Wassereintritt und Wärmeverlust zu schützen. Dabei muss das Entwässerungssystem des Dachs sauber gehalten werden: um Wasserrückstau zu vermeiden, müssen vor allem Ablaufgitter, Entwässerungsrinnen und Notüberläufe gereinigt werden. Schmutzablagerungen aber auch Flugsamen und resultierender Pflanzentrieb sind zu entfernen, Nahtverbindungen und Durchdringungen müssen überprüft werden.

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Flachdächer werden heute multifunktional genutzt, z. B. für Solaranlagen, technische Aufbauten, Dachterrassen oder Dachbegrünungen. Der vorhandene Dachaufbau sollte vor jeder Nutzungsänderung intensiv geprüft werden.

Informationen über die wichtigsten Wartungs- und Pflegearbeiten sind in den Fachregeln aufgeführt. Dachinspektionen, Wartung und Instandsetzung sind in Teil 4 der DIN 18531 geregelt. Für begrünte Dächer gilt die Dachbegrünungsrichtlinie.

Die Anzahl der Wartungsgänge ist abhängig von der Beanspruchung der Dachabdichtung durch thermische, mechanische, biologische oder chemische Einwirkungen. Auch Alter der Dachabdichtung, Fläche und Neigung des Dachs und die Art der Dachkonstruktion sind entscheidend für die Festlegung der Wartungsintervalle. Generell gilt jedoch, dass die Wartung mindestens einmal pro Jahr durchgeführt werden sollte.

Bei regelmäßigen Wartungsgängen lässt sich auch ein Schaden am schnellsten erkennen. Kleinere Reparaturen können im Rahmen der Instandhaltung ausgeführt werden. Bei größeren Schäden ist in der Regel eine Sanierung notwendig, um die Funktionsfähigkeit der Dachabdichtung oder des gesamten Dachaufbaus wieder herzustellen. Eine zu geringe Dämmung erfordert eine energetische Sanierung nach der Energieeinsparverordnung EnEV. Für die Sanierung gibt es keine allgemeingültige Patentlösung. Hier ist der Fachberater der richtige Ansprechpartner. Er kennt Materialien und Dachsysteme, die entsprechenden Bestimmungen und Richtlinien.

Bevor ein Flachdach saniert wird, muss es detailliert untersucht und eine Bestandsaufnahme vorgenommen werden. Dazu gehört die Überprüfung des vorhandenen Dachaufbaus von der Unterkonstruktion über die Dämmung bis zur Abdichtungsoberlage. Bei einem Dachcheck wird das Dach an verschiedenen Punkten geöffnet und der vorhandene Dachaufbau überprüft und folgende Fragen beantwortet:

    1. Funktioniert der Dachaufbau noch oder ist ein kompletter Neuaufbau erforderlich?
    2. Besteht Luftdichtheit? Sie ist ein Muss. Durch Undichtheiten oder fehlende Dampfbremsen können enorme Wärmeverluste und zudem erhebliche Bauschäden entstehen.
    3. Welche Aufbauhöhen sind möglich und welche Last erlaubt die Statik?
    4. Welches Dämmmaterial passt am besten zu Dachgegebenheiten und gewünschtem U-Wert?

    Hat die Wärmedämmung schon Schaden genommen, lässt sich ein Totalabriss nicht vermeiden. Besser ist, das bestehende Dach frühzeitig energetisch fit zu machen. Dabei wird der funktionsfähige Aufbau erhalten, was Abriss- und Entsorgungskosten spart und zusätzliche Dämmleistung bringt. Zur Erhöhung der Energieeffizienz wird auf den bestehenden, noch funktionstüchtigen Dachaufbau mit einer Dampfsperre (sd > 1500 m) ein zusätzliches Abdichtungs- und Wärmedämmpaket aufgebracht. Um Problemen mit großen Aufbauhöhen an der Attika zu entgehen, ist in jedem Fall ein effizienter Dämmstoff mit geringster Dicke und besten Dämmwerten gefragt.

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    Ist aufgrund des Dachzustandes ein Schaden absehbar, besteht unmittelbarer Handlungsbedarf. Spätestens vor dem nächsten Winter sollte saniert werden.

    Die Vorgaben der Energieeinsparverordnung EnEV erfordern auch ein Umdenken beim Dämmen im Gebäudebestand. Mit einer effizienten Dachdämmung lässt sich viel Energie einsparen. Eine vorausschauende bessere Dämmung macht Sinn und ist eine lohnende Investition. Im Bestand kommt es besonders auf eine schlanke Dämmung an, um den Gegebenheiten in Konstruktion, Statik, Aufbauhöhe und Details ohne Folgekosten genügen zu können. Dabei gilt zu berücksichtigen: Welche Aufbauhöhen sind möglich und welche Last erlaubt die Gebäudestatik? Welches Dämmmaterial passt am besten zu Dachgegebenheiten und gewünschtem U-Wert?

    Je höher die Anforderungen an den baulichen Wärmeschutz sind, umso leistungsfähiger muss der eingesetzte Dämmstoff sein. Hohe Dämmkraft ist hier das oberste Ziel. Sie wird mit der Wärmeleitfähigkeitsstufe WLS bewertet: je niedriger die WLS eines Dämmstoffs ist, umso besser ist der erreichbare Wärmeschutz und umso einfacher lässt sich der von der Energiesparverordnung EnEV geforderte oder der gewünschte U-Wert erreichen.

    Die Unterschiede sind enorm: Der Hochleistungsdämmstoff Polyurethan-Hartschaum PUR/PIR besitzt mit der niedrigsten Wärmeleitstufe WLS 023 den besten Dämmwert im Vergleich zu gebräuchlichen Wärmedämmstoffen, also höchste Dämmleistung bei geringster Dämmstoffdicke. Soll beispielsweise ein U-Wert < 0,19 W/m²K erzielt werden, genügen bereits dünne 120 mm PUR/PIR-Wärmedämmung aluminiumkaschiert. Holzfaser oder Schaumglas mit ihrem viel höheren WLS 045 dämmen weitaus schlechter und benötigen deshalb mit 220 mm für das gleiche Ergebnis fast die doppelte Dicke. Styropor EPS und Mineralfaser der WLS 035 erreichen den Wert mit 180 mm Aufbauhöhe.

    Doppelte oder ein Drittel mehr Aufbauhöhe bedeutet aber nicht nur einen weit größeren Aufwand an Transport und in der Verarbeitung, sondern auch bei der Ausgestaltung von Details entstehen Probleme, die Arbeitszeit und Fehlerpotenzial erhöhen. PIR ist schlank und kann mit dem Messer oder mit der Säge exakt zugeschnitten und damit passgenau an Durchdringungen angeschlossen werden. Die leichten Elemente können schnell und sicher wärmebrückenfrei verlegt werden. Mit Gefälledämmplatten lässt sich beim Verlegen ein z. B. 2-%iges Gefälle für einen sicheren Wasserabfluss des Daches herstellen. PIR-Dämmstoffe sind druckfest genug, um den Abdichtungsarbeiten und den späteren Wartungsarbeiten auf den Dachflächen standzuhalten, mit der hohen Druckfestigkeit von 120 bis 150 kPa ist PIR selbst auf genutzten Dachflächen wie Terrassen uneingeschränkt einsetzbar. Auch der Aufbau einer geeigneten Fotovoltaik Anlage ist problemlos möglich. Dabei ist PIR schimmel- und fäulnisfest und unverrottbar, sodass ihre Funktion über viele Jahrzehnte sichergestellt ist. Ausgereifte, praxisorientierte Abdichtungssysteme erreichen eine doppelt so lange Lebensdauer im Vergleich zu normalen Abdichtungen. Das gibt nicht nur Sicherheit, sondern ist weitaus günstiger als eine kurzfristig billige Lösung, die frühzeitigen Sanierungsbedarf und gegebenenfalls Gebäudeschäden durch minderwertigen Materialeinsatz und schlechte Verarbeitung hervorruft.

    Auf Betonuntergründen werden gerne Dachpakete mit all ihren Schichten aufgeklebt bzw. mit Bitumen verschweißt. Der große Sicherheitsvorteil von Bitumenbahnen liegt in ihrer zweilagigen Verlegung bei versetzter Anordnung der oberen Bahn zur unteren. Ihre Gesamtdicke, die hohe Elastizität und Widerstandsfähigkeit ermöglichen eine hohe mechanische Stabilität.

    Wenn die Basis stimmt, also trittfest und effizient gedämmt und hochwertig abgedichtet ist, dann hängt der weitere Dachaufbau von den Wünschen nach Begrünung, Belag und/oder Fotovoltaik ab.

    Dachbegrünungen gehören vor allem in Ballungsgebieten immer mehr zu einem guten Leben. Die weitläufigen Dachflächen von Wohnanlagen erlauben vielfältige Zusatznutzen auf bereits bebautem Grund. Ein Geschenk mit Wertzuwachs, das nicht vernachlässigt werden sollte: Grünflächen halten auf natürliche Weise Wasser zurück, verbessern dabei das Mikroklima und schützen die Abdichtung und verlängern so ihre Nutzungsdauer.

    Der Dachgarten, urban gardening oder ein Dachbiotop zum Artenschutz gehören zu den vielfältigen Möglichkeiten, Flächenversiegelung auszugleichen und dabei einen Zusatznutzen zu erzielen. Auch eine durchdringungsfrei zu montierende Fotovoltaik-Anlage ist eine sinnvolle Ergänzung, idealerweise in Kombination mit einem Gründach. Fazit: Hochwert in Planung, Material und Verarbeitung lohnt sich in jedem Fall. Ein Flachdach mit dem dachspezifischen Systemaufbau aus Dichten und Dämmen kann bei fachgerechter Verlegung und Wartung ein Gebäudeleben lang halten. Um Fehler zu vermeiden, bieten Hersteller Fachberatung und die Planung individueller Systeme zum Dichten und Dämmen, gegebenenfalls zum Begrünen und Energie gewinnen. Ein komplettes Dachsystem aus einer Hand spart viel Zeit und macht Dächer sicher.

    Der Autor ist Leiter der Anwendungstechnik der Paul Bauder GmbH & Co. KG.

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