DBU hilft Kommunen im Kampf für saubere Flüsse und Seen

Gullys werden aufgerüstet

Rohr- und Leitungsbau
Mitarbeiter der Stadtentwässerung Hannover leeren die Straßengullys vom Nassschlamm. Im Herbst sammeln sich dort vor allem welke Blätter. Durch die technische Verbesserung der Tauchbögen und angepasstes Betriebsmanagement gelangen weniger Nähr- und Schadstoffe in Bäche, Flüsse und Seen. Foto: Institut für Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik der Leibniz Universität Hannover (ISAH)

Hannover/Berlin (ABZ). – Wenn es regnet, gelangen Schadstoffe in die Trennkanalisation, zum Beispiel über Hausfassaden. Dann erreichen sie über Gullys die Gewässer. Spezialgullys sollen Schadstoffe zurückhalten. "Bei zunehmenden Starkregenereignissen bekommt die dezentrale Behandlung von Niederschlagswasser eine wachsende Bedeutung für saubere Gewässer", sagt Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Die Stiftung unterstützt mit insgesamt rund 390.000 Euro Modellprojekte in Hannover und Berlin, mit denen zum einen auch Bestands-Gullys so aufgerüstet werden können, dass sie mehr Schadstoffe zurückhalten, und zum anderen Fassadenanstriche mit schneller abbaubaren Wirkstoffen auskommen und trotzdem vor Algen- und Pilzbewuchs schützen. Über Gullys wird Regenwasser häufig in ein vom Abwasser getrenntes Kanalnetz in die Gewässer geleitet, die sogenannte Trennkanalisation. Bisher wurde bei Forschungen zur dezentralen Regenwasserbehandlung der Fokus auf Neuentwicklungen dieser Gullys gesetzt, in der Regel – teurere und betriebsaufwendige – Filtersysteme. "Wir haben in Hannover dagegen den Fokus auf ein bestehendes System mit an sich schon guter Reinigungsleistung gelegt, das durch wenige Veränderungen und ein passgenaues Betriebsmanagement verbessert wurde. Das spart im Vergleich zu Neuanschaffungen Steuergelder", sagt Dr. Maike Beier, wissenschaftliche Projektleiterin und -koordinatorin vom Institut für Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik (ISAH) in Hannover.Der Straßenablauf "Modell Hannover" ist in der Landeshauptstadt mehr als 52.000-mal eingebaut. Im Rahmen des Projektes lag der Schwerpunkt auf einer Einordnung der aktuellen Reinigungsleistung und Verbesserung eines einzigen Bauteils – dem Tauchbogen. Ergebnis: 90 % der Straßenabläufe können bleiben, freut sich Ylva Lund-Weiß, Sachgebietsleiterin Generalplanung der Stadtentwässerung Hannover. Dadurch können erforderliche Maßnahmen und Mittel auf die restlichen 10 % konzentriert werden. "Der Tauchbogen befindet sich in der Mitte des Ablaufs und leitet das Niederschlagswasser in das Kanalnetz", erläutert Lund-Weiß. In den darunterliegenden sogenannten Nassschlammfang sinken grobe Materialien wie Äste und Laub ab und bleiben dort. Auch Feinstaub, den der Regen aus der Luft gewaschen hat, und Reifenabrieb von den Straßen können im Nassschlammfang zurückgehalten werden, wenn diese Feinstpartikel an gröberen Bestandteilen hängen bleiben."Wenn sich im Gully keine Wirbel bilden, können die Schwebstoffe langsam in den Nassschlammfang absinken, sodass weitgehend sauberes Wasser über den Tauchbogen in das Kanalnetz läuft", erklärt Beier die Zusammenhänge. Doch genau diese Wirbel seien eben oft das Problem. Zusammen mit dem Unternehmen MeierGuss Limburg GmbH wurde der vorhandene Tauchbogen weiterentwickelt und am Fachgebiet für Siedlungswasserwirtschaft der Technischen Universität Berlin im Teststand erprobt. "Da sich im Frühjahr besonders Blüten und Pollen und im Herbst welkes Laub in den Gullys ansammeln, ist es hinsichtlich der Belastung von Gewässern mit Nährstoffen sinnvoll, direkt anschließend die Nassschlammfang-Behälter zu leeren", ergänzt Franz-Peter Heidenreich, DBU-Fachreferent Wasserwirtschaft und Bodenschutz. Durch diese Anpassung des Betriebsmanagements in Hannover komme man den Zersetzungsprozessen zuvor, was wiederum ein Überdüngen der Gewässer verringere und die Sauerstoffzehrung vermindere.Auch vom Regen abgewaschene Schadstoffe von Hausfassaden gelangten immer häufiger über das Kanalnetz in die Gewässer. Heidenreich: "Um diese Umweltbelastung zu verringern, wird in einem Projekt in Berlin untersucht, inwieweit eine neuartige Fassadenbeschichtung im Vergleich zu einer üblichen Beschichtung die Umwelt entlasten kann." Beim herkömmlichen Fassadenschutz würden häufig Chemikalien eingesetzt, um den Algen- und Pilzbewuchs zu verhindern. Diese würden sich in der Umwelt aber nur langsam abbauen. "Im Projekt werden stattdessen schneller abbaubare Wirksubstanzen verwendet", so Heidenreich. Darüber hinaus will der Projektträger Funke Kunststoffe GmbH eine neue Technologie für die Regenwasserbehandlung entwickeln, die sowohl Feststoffe und Metalle als auch Mikroschadstoffe zurückhält.

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