Bauaussichten 2025

Der Bau-Motor wird wieder anspringen – je früher, desto besser

von: Peter Hübner, Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB)
Mit einem Paukenschlag endete 2024, mit einem Trommelwirbel beginnt 2025: das abrupte Ampel-Aus gefolgt von Neuwahlen und damit die politische Neujustierung für unser Land. Wir erleben eine Zeit mit hoher Geschwindigkeit, eine kleine Pause täte uns hier und da gut. Nicht jedoch auf unseren Baustellen – und da wären wir beim Thema. Die Auftragseingänge gerade im Bereich der Infrastruktur gehen teils deutlich zurück.
Bauaussichten
Peter Hübner, Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB). Foto: HDB//Bollhorst.

Zudem fehlen der Autobahn GmbH für 2025 rund 1,5 Milliarden Euro im Etat. Somit ist die Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur trotz der großen Zahl maroder Brücken und Straßen nicht vollständig gesichert. Gleiches Bild bei der Bahn. Bevor der Bundeshaushalt 2025 verabschiedet ist, fehlen der Schiene im kommenden Jahr einige Milliarden Euro, die der Bund bereits zugesagt hat.

Wir sind sehr gespannt, wie der Übergangsfinanzminister Jörg Kukies im Rahmen der vorläufigen Haushaltsführung mit diesen Problemen umgeht. Denn im besten Fall werden wir erst im Sommer einen neuen Haushalt für 2025 haben. Ein halbes Jahr Stillstand im Straßen- und Schienenbau dürfen wir uns angesichts maroder Brücken und kaputter Fahrbahnen nicht leisten.

Noch mehr sind wir gespannt, was die neue Bundesregierung plant. Die Baubranche steht immerhin für zwölf Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Falls hier nun viele Großaufträge wegbrechen sollten, belastet das die Konjunktur zusätzlich.

Ein ähnliches Bild bietet uns der Wohnungsbau: Die aktuellen Genehmigungszahlen sind in den ersten drei Quartalen 2024 im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2022 um 50 Prozent eingebrochen.

Die Reichweite der Auftragsbestände liegt auf dem niedrigsten Niveau seit 2015. Frühestens 2026 kann mit einer Stabilisierung gerechnet werden. Die Zahl der fertiggestellten Wohnungen, die 2023 fast 295.000 betrug, ist 2024 auf rund 250.000 gesunken. Für 2025 ist angesichts der derzeitigen Lage nicht mit einem Aufwind, eher mit einem weiteren Rückgang zu rechnen. Zum Leidwesen der Zigtausenden Mieterinnen und Mieter, die auf eine Entspannung des Marktes warten.

Hier hat ein Dreiklang aus gestiegenen Preisen und Zinsen, weggebrochener Förderung und übertriebenen Anforderungen das Bauen maßgeblich verteuert.

Zu den konjunkturellen Fakten: Wir gehen davon aus, dass die realen Umsätze im deutschen Bauhauptgewerbe im Gesamtjahr 2024 um etwa 3,5 Prozent rückläufig waren – traurige Punktlandung unserer Prognose für das vergangene Jahr. Für 2025 erwarten wir einen weiteren leichten Umsatzrückgang. Die Wirtschaftsforschungsinstitute gehen für die Bauinvestitionen von einem Rückgang um 1,0 Prozent aus.

Trotz der schwachen Baukonjunktur haben die Unternehmen des Bauhauptgewerbes die Zahl ihrer Beschäftigten bis 2023 auf 928.000 aufgestockt. Gegenüber dem zwischenzeitlichen Tiefpunkt im Jahr 2009 war dies ein Beschäftigungsplus von 31 Prozent. Das Bauhauptgewerbe hat damit zur äußerst positiven Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt beigetragen.

Dieser Trend dürfte sich 2024 nicht fortgesetzt haben. Wir gehen von einem Rückgang um ein Prozent, beziehungsweise um 10.000 Beschäftigte aus.

Auch für die kommenden Monate besteht die Gefahr, dass aufgrund des Nachfrageeinbruchs immer mehr Bauunternehmen Personal abbauen. Die Erfahrung zeigt uns: Einmal aus dem Bauarbeitsmarkt ausgeschiedene Fachkräfte sind schwer zurückzugewinnen.

Doch: Für eine verlässliche Planung der Kapazitäten benötigen Baufirmen Vertrauen in eine stabile wirtschaftliche Entwicklung und eine Verstetigung der öffentlichen Bauinvestitionen. Ansonsten fehlen uns bei einem Wiederanspringen der (Wohnungs-) Baukonjunktur die dringend benötigten Fachkräfte. Und der Bau-Motor wird wieder anspringen, davon bin ich überzeugt – je früher, desto besser.

Wie kann der Turnaround gelingen? Stichwort Infrastruktur: Seit mehreren Jahren fordern wir eine überjährige, verstetigte und verkehrsträgerbezogene Finanzierung von Infrastrukturinvestitionen. Die grundsätzliche Umstellung von der Haushalts- auf die Nutzerfinanzierung ist hierbei wichtig für eine gesicherte Finanzierungsperspektive. Entscheidend ist, dass dabei die Mittel zweckgebunden und nicht nach politischen Erwägungen verteilt werden – deshalb empfehlen wir, die Einführung einer Pkw-Maut mit Kompensation an anderer Stelle zu diskutieren.

Eine etwas positivere Nachricht für Investoren und die Bauindustrie kommt aus der Politik: Auch ohne einen beschlossenen Haushalt 2025 werden die Förderprogramme des Bundes für den Wohnungsbau zunächst weiterlaufen – unter vorläufiger Haushaltsführung. Das gilt insbesondere für die Programme Klimafreundlicher Neubau im Niedrigpreissegment (KNN) und die Programme aus dem Klima- und Transformationsfonds Klimafreundlicher Neubau (KfN), Wohneigentumsförderung für Familien (WEF) sowie "Jung kauft Alt". Damit will die Bundesregierung gegenüber der Immobilienwirtschaft und den Investoren Planungssicherheit schaffen.

Dennoch: Hier muss nachgebessert werden. Eine neue Bundesregierung sollte die Fördermittel im Wohnungsbau auf Effektivität und Zielgenauigkeit prüfen und neu strukturieren. Nur ein passgenau eingesetzter Euro kommt da an, wo er gebraucht wird: in ausreichend vorhandenen und bezahlbaren Wohnraum.

Wir empfehlen, den Wohnungsneubau sowohl mit einer verlässlichen staatlichen Förderpolitik als auch mithilfe einer verstärkten Ausweisung von Bauland, einem Abbau von hemmenden Bauvorschriften und einer bundesweiten Harmonisierung der Bauvorschriften zu stärken. Die Bauindustrie steht bereit, um auch über serielles und modulares Bauen sowie über die praktische Umsetzung des Gebäudetyp E das Bauen wieder bezahlbarer zu machen.

Viele Schritte, um den Bau-Motor anzuwerfen. Wir sind gespannt.

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