Der Wohnungsbau steht vor dem Kollaps
Ziegelindustrie fordert Marshall-Plan
Obwohl die Zahl neuer Wohnungen leicht anstieg, verfehlte die Ampel-Koalition bereits im ersten Jahr ihrer Regierungszeit das selbstgesteckte wohnungsbaupolitische Ziel deutlich. Die Marke von 400.000 jährlich neu zu bauenden Einheiten – einschließlich 100.000 Sozialbauwohnungen – wurde unter schwierigsten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gerissen. Nur 295 300 neue Wohnungen entstanden. Das Minus beträgt 104 700 Wohnungen. Schlimmer noch – Prognosen für 2023 von nur noch rund 250.000 und für 2024 weniger als 200.000 neuen Wohnungen sind durchaus realistisch. Dabei ist der Bedarf gigantisch. So hat das Pestel Institut zu Jahresbeginn errechnet, dass bis Ende 2023 gut 700.000 Wohnungen im bezahlbaren Segment fehlen werden.
"Wir brauchen sofort einen ,Marshall-Plan' zur Lösung der brennendsten sozialen Frage unserer Zeit – zügig und in großem Maßstab bezahlbaren Wohnraum für zigtausende Bürger im Land zu schaffen", mahnt BVZi-Präsident Stefan Jungk. "Jetzt helfen keine parteipolitischen Schuldzuweisungen. Wir brauchen nicht mehr nur ein Update, sondern einen echten Neustart in der Wohnungsbaupolitik", mahnt der Ziegel-Präsident. Ob im Neubau oder in der Sanierung: Jungk teilt die Auffassung vieler Branchen-Experten, dass die Bundesregierung – wie bei der Bundeswehr geschehen – große Sondervermögen für die Schaffung von bezahlbarem Wohnungsbau und Sozialbauwohnungen bereitstellen muss.
Starke baupolitische Wirtschaftsförderungsprogramme, auf die öffentliche und private Investoren sowie die Wohnungswirtschaft und Bauindustrie verlässlich setzen können. Die Bundesregierung müsse sich das Vertrauen der Marktteilnehmer nach dem Förderchaos des letzten Jahres neu erarbeiten, meint der BVZi-Präsident: "Die gesamte deutsche Industrie, unsere Branche eingeschlossen, braucht langfristige Planungssicherheit. Daran hapert es aktuell. Neben einer sicheren und auskömmlichen Förderkulisse für Bauträger und Investoren ist es für uns als Ziegelindustrie unerlässlich, dass der Neustart im Wohnungsbau technologieoffen – ohne Wettbewerbsverzerrungen – erfolgt."
Jungk sieht die Bundesregierung zudem in der Pflicht, bei der Umsetzung der Bauwende die Transformation der energieintensiven Baustoffindustrie auf dem Weg hin zur Klimaneutralität nachhaltig zu unterstützen. Stefan Jungk: "Vor allem im Energiesektor sind alle Kräfte für den Aus- und Umbau der Infrastrukturen für die Durchleitung und den Einsatz grüner Energien zu mobilisieren. Wenn hier die fundamentalen Rahmenbedingungen stimmen, können wir auch künftig mit unserer wirtschaftlichen und nachhaltigen Ziegelbauweise einen bedeutsamen Beitrag im Wohnungsbau leisten."