Deutsche Bauchemie

Mit 70 Jahren Kurs auf BIM

Deutsche Bauchemie Verbände
Gastgeber und Referenten bei der 70. Jahrestagung der Deutschen Bauchemie (v.l.) Norbert Schröter, Lothar Fehn Krestas, Univ.-Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte, Prof. Dr. Christof Gipperich und Johann J. Köster Foto: Deutsche Bauchemie

Baden-Baden (ABZ). - Die Jahrestagung der Deutschen Bauchemie am 8. Juni 2018 in Baden-Baden stand ganz im Zeichen des runden Geburtstages: Vor 70 Jahren war in Witten die „Arbeitsgemeinschaft der Bautenschutz-Industrie“ gegründet worden. Heute hat die Deutsche Bauchemie 130 Mitgliedsunternehmen und repräsentiert ca. 8,5 Mrd. Euro Umsatz in Deutschland. Mit ihren insgesamt rund 32.000 Mitarbeitern erwirtschaften diese Unternehmen – das Spektrum reicht vom kleinen und mittelständischen Spezialbetrieb bis zum weltweit operierenden Konzern - die Hälfte des europäischen Marktvolumens und etwa ein Viertel des Weltmarktes. Die Verbandsarbeit läuft aktuell in sieben Fachausschüssen, 14 Projektgruppen und 16 Arbeitskreisen. Mit der Qualitätsgemeinschaft Deutsche Bauchemie (QDB) gibt es seit 1998 eine eigene Überwachungsstelle für die Qualität der Produkte. Die QDB ist von der EU-Kommission offiziell notifiziert und von der DAKKS akkreditiert.

Vorstandsvorsitzender Johann J. Köster dankte in seiner Festrede vor über 120 Teilnehmern zunächst allen Verantwortlichen im Verband für ihr Engagement, insbesondere Hauptgeschäftsführer Norbert Schröter, der seit 28 Jahren erfolgreich im Amt ist, und dem Team der Frankfurter Geschäftsstelle. Anschließend ließ Köster die Verbandsgeschichte Revue passieren und stellte fest, dass wesentliche Aufgaben aus den Gründungsjahren – politische Einflussnahme, Normung, Öffentlichkeitsarbeit und Förderung von Innovationen – auch heute noch uneingeschränkt Bestand haben. Köster skizzierte bedeutende Eckpunkte der letzten sieben Jahrzehnte, darunter die schwere Krise der Bauwirtschaft Mitte der 70er Jahre, die Holzschutzmittel-Diskussion, die Herausforderungen im Export, den Boom der Wiedervereinigungsjahre und die europäische Integration. Gerade letztere bescherte der Deutschen Bauchemie einerseits neue, expandierende Märkte, andererseits eine Zunahme der Regulierung durch ein „Europa der Normen“, so Köster, der insbesondere auf die REACH-Debatte hinwies. Der Vorstandsvorsitzende weiter: „Brüssel ist für unsere Branche heute mindestens so wichtig wie Berlin. Folgerichtig eröffneten wir 2015 auch unser Europabüro. Von hier aus haben wir in den vergangenen Jahren zum Beispiel die Einführung der Bauproduktenverordnung oder die Biozid-Richtlinie intensiv begleitet.“

Aktuell sieht Köster die Branche im Wandel: „Großkonzerne aus Asien und den USA engagieren sich zunehmend in der Deutschen Bauchemie. Das ist verständlich, denn der Markt ist lukrativ und wir stehen mit unseren Produkten an der Weltspitze. Gleichwohl gilt es, die Entwicklung so zu gestalten, dass alle Marktteilnehmer auch weiterhin in einem fairen Wettbewerb zueinanderstehen.“ Eine zweite Herausforderung ist laut Köster der steigende Innovationsdruck. Die Digitalisierung werde Produktion und Vertrieb in absehbarer Zeit auf völlig neue Beine stellen. Die Deutsche Bauchemie reagiert auf diese Entwicklung: In Vorbereitung ist ein gemeinsames Forschungsprojekt mit dem Fraunhofer Institut (Holzkirchen) zum Thema BIM und parallel die schrittweise Implementierung dieses Themas in die Verbandsarbeit. Den Anfang hierzu gab es im Vortragsprogramm der Jahrestagung. Prof. Dr. Christof Gipperich (Hochschule Biberach) machte deutlich: „Die Digitalisierung der Baubranche unter dem Synonym BIM wird die Zusammenarbeit der Baupartner deutlich verändern und damit auch unsere deutsche Baukultur. Dieses ergibt sich allein schon aus der mit der Digitalisierung verbundenen Transparenz der Informationen im Bauwerksmodell. Auch weil die Baubranche im Vergleich zu anderen Industriezweigen technologisch eher unterentwickelt ist, werden mit der Einführung der neuen Technologien und der damit verbundenen Vernetzung der Wertschöpfungsketten die Geschäftsmodelle vieler Unternehmen unter Druck geraten. Gleichzeitig ergeben sich aber auch vielfältige, heute noch gar nicht absehbare Chancen.“ Exemplarisch für die Unternehmen der deutschen Bauchemie wurden im Vortrag die Aspekte Vertrieb, Vorfertigung, 3D-Druck und Kommunikation angesprochen; u.a. wurden die Potentiale von Virtual Reality für den Bau auf der Bühne live demonstriert. „Die Veränderungen werden eher exponentiell ablaufen, sowohl bzgl. der Geschwindigkeit als auch bzgl. der Intensität“, so Prof. Gipperich, „für die Unternehmen kommt es darauf an, die Risiken und Potentiale rechtzeitig zu erkennen und trotz der aktuell positiven wirtschaftlichen Lage unternehmerisch zu handeln.“

Interessante Impulse im Programm setzten auch die beiden anderen Vorträge von Ministerialdirigent Lothar Fehn Krestas (Bundesbauministerium) zur Umsetzung des EuGH-Urteils C 100/13 und den Auswirkungen auf die Wirtschaftsakteure sowie von Univ.-Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte (Direktor NRW School of Governance, Universität Duisburg-Essen), der das in Deutschland latent vorhandene „Problem mit der gefühlten Ungerechtigkeit“ sehr anschaulich analysierte.

Die nächste Jahrestagung findet am 6. und 7. Juni 2019 in Münster statt.

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